Umsatzplus dank Übersee bei Industriearmaturen

Die Industriearmaturenbranche hat sich 2024 trotz widriger Rahmenbedingungen besser entwickelt als erwartet. Insgesamt wurde ein nominales Umsatzplus von 6 Prozent erzielt, das Berichtet der VDMA Armaturen. Während das Inlandsgeschäft um 1 Prozent zurückging, sei der Auslandsumsatz um 11 Prozent geklettert. Preisbereinigt entspricht das Umsatzwachstum von 6 Prozent jedoch einer Stagnation auf dem Vorjahresniveau.

Aber die Hersteller von Industriearmaturen stehen 2025 vor neuen Herausforderungen. Bislang brachte das Auslandsgeschäft positive Impulse, doch nun trüben leere Auftragsbücher und unsichere Prognosen die Stimmung.

Starke Nachfrage in China und den USA

„Das Umsatzwachstum im Jahr 2024 ist erfreulich, aber es wurde vor allem durch die starke Nachfrage in China und den USA gestützt. In Deutschland und Europa verliefen die Geschäfte aufgrund der schwachen Konjunktur eher schleppend“, kommentiert Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin des VDMA Fachverbandes Armaturen, die aktuelle Lage. „Viele Unternehmen arbeiteten bestehende Aufträge ab, doch die Neuaufträge – auch aus dem Ausland – gehen zurück. Vor diesem Hintergrund kalkulieren wir für 2025 nur mit einer Stagnation“.

Die Grafik des VDMA zeigt die wichtigsten Abnehmerländer bei Industriearmaturen im vergangenen Jahr. Quelle: VDMA/Destatis

„Die Armaturenindustrie ist gut aufgestellt für zentrale Zukunftsthemen wie die Energiewende, Wasserstoff, sauberes Wasser und Kreislaufwirtschaft“, betont Axel Weidner, Vorsitzender des Fachverbands Armaturen und Gesellschafter der Mankenberg GmbH. „Wir als europäische Markenhersteller stehen für Qualität und punkten damit im internationalen Wettbewerb. Doch in Deutschland haben sich die Standortbedingungen zuletzt zunehmend verschlechtert.“ Wichtige Abnehmerindustrien wie Energie oder Chemieindustrie stünden unter Druck. „Gleichzeitig belasten eine Flut von Regularien und der Fachkräftemangel unsere mittelständisch geprägte Branche. Hier sind von der neuen Bundesregierung dringend politische Maßnahmen gefragt, damit wir auch zukünftig erfolgreich wirtschaften können.“

Auftragsrückgang trübt Erwartungen

Am besten schnitten 2024 Absperr- sowie Sicherheits- und Überwachungsarmaturen mit einem nominalen Umsatzplus von 7 Prozent ab. Regelarmaturen verzeichneten ein Umsatzplus von 3 Prozent. In allen Segmenten lief das Auslandsgeschäft besser als das Inlandsgeschäft. Die Aussichten sind laut VDMA für Regel- sowie Sicherheits- und Überwachungsarmaturen positiver als für Absperrarmaturen. Insgesamt liegen die Auftragseingänge nach Zahlen des VDMA real 5 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Top-Exportmarkt China kehrt auf Wachstumspfad zurück

Nominal betrachtet legten die Exporte der deutschen Armaturenhersteller im Jahr 2024 nach einem guten Vorjahr nochmals leicht zu. Insgesamt wurden Industriearmaturen im Wert von rund 5,2 Milliarden Euro ins Ausland exportiert, ein Zuwachs von 0,8 Prozent gegenüber 2023.

Die Ausfuhren in das wichtigste Abnehmerland China haben sich 2024 deutlich erholt. Nach Rückgängen in den beiden Vorjahren kletterten sie 2024 um 19,8 Prozent auf 677,6 Millionen Euro. Das Exportgeschäft mit dem zweitwichtigsten Handelspartner USA nahm um 1,0 Prozent zu. Die Ausfuhren lagen damit bei 542,7 Millionen Euro. Die Exporte nach Frankreich sanken hingegen zeitgleich um 6,7 Prozent. Das Land behauptete trotzdem weiterhin Platz drei der wichtigsten Absatzmärkte mit einem Abnahmevolumen von 296,8 Millionen Euro.

Während das Inlandsgeschäft bei Industriearmaturen um 1 Prozent zurückging, ist der Auslandsumsatz um 11 Prozent geklettert. Foto: Pixabay

EU strebt Freihandelsabkommen mit Indien an

Es sind herausfordernde Zeiten, in denen natürlich gute Pläne willkommen sind. Dazu gehört beispielsweise die Ankündigung von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, dass die EU und Indien noch in diesem Jahr ein Freihandelsabkommen anstreben. „Indien gehört zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Insbesondere der Modernisierungsdruck im Land bietet dem deutschen und europäischen Maschinenbau viele Geschäftschancen“, erklärt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. 2024 stiegen die Lieferungen des Maschinenbaus aus Deutschland auf rund 4,3 Milliarden Euro an. „Indien bietet daher im Spannungsfeld mit China eine Option zum Derisking.“ Ein Abkommen könnte die deutsche Industrie – und damit auch die Armaturenbranche – stärken. Und ein positives Signal in Zeiten eines zunehmenden Protektionismus.

„Ein Freihandelsabkommen würde die Wettbewerbsposition des Maschinenbausektors erheblich verbessern, da Indien mit bis zu 7,5 Prozent die höchsten Zölle für Maschinenbauprodukte erhebt“, betont Thilo Brodtmann. Die EU sollte in den Verhandlungen ein großes Problem ansprechen, empfiehlt der VDMA-Hauptgeschäftsführer: „Wie und in welchem Umfang fordert Indien den Nachweis der Produktkonformität ein, wenn Waren dorthin exportiert werden. Diese Anforderungen sind kontraproduktiv für gute Handelsbeziehungen und sollten durch das Abkommen aufgehoben werden.“

Ebenfalls ein wichtiges Signal ist die politische Einigung über das lange verhandelte MERCOSUR-Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten. Mit dem Abschluss bauen EU und MERCOSUR-Staaten ihre Partnerschaft aus. Vorgesehen ist etwa, insbesondere die Zölle zwischen beiden Handelsregionen weitgehend abzubauen.

Bedarf an Öl und Gas wird weiterwachsen

Und wie geht es beispielsweise der Öl- und Gasindustrie? „Der Erdgasverbrauch wird nach Einschätzungen der Internationalen Energieagentur bis zum Ende dieses Jahrzehnts global weiterwachsen“, erklärt Ludwig Möhring, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG). Nicht in Europa, aber insbesondere in den sich schnell entwickelnden asiatischen Märkten, in denen Erdgas unter anderem helfe, Kohle zu ersetzen.

Und auch hier gilt: „Die Armaturenbranche trägt ihren Anteil zum Erfolg der Energiebranche bei“, betont Ludwig Möhring. Dazu gehörten auch neue Technologien und Werkstoffe, die Emissionen in die Atmosphäre verhindern – zum Beispiel an Stopfbuchsen und Wellendichtungen. „Konkret werden wir das im Zusammenhang mit der neu in Kraft getretenen EU-Methanverordnung erleben, die jetzt in Umsetzung ist.“

Die Erneuerbaren-Branche ist selbst in Krisenzeiten ein starker Jobmotor. Quelle: Pixabay

Erneuerbaren-Branche als Jobmotor

Auch auf die Branche für Erneuerbare Energien ist Verlass. Selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten entwickelt sich die Arbeitsplatzsituation hier positiv. Das belegt eine Studie des IW Köln im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) sieht das Potenzial, diese Entwicklung fortzusetzen und fordert stabile Rahmenbedingungen sowie weitere Maßnahmen zur Entbürokratisierung.

Die Studie zeigt laut BEE, dass die Zahl der Stellenausschreibungen im Bereich der Energiewende zwischen 2019 und 2024 erheblich gestiegen ist – von 173.000 auf 372.500. Damit hat sich das Stellenangebot in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Der Anteil der Energiewende-Berufe an den bundesweit knapp zehn Millionen jährlich ausgeschriebenen Stellen liegt inzwischen bei fast vier Prozent.

„Die Zahlen belegen: Die Erneuerbaren-Branche ist selbst in Krisenzeiten ein starker Jobmotor und eine tragende Säule des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland“, betont BEE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm. „Das Beschäftigungspotenzial ist enorm – über alle Qualifikationsniveaus und Berufsfelder hinweg. Von der Bauelektrik über den Vertrieb bis hin zu Forschung und Entwicklung eröffnen sich Chancen für Absolventen, Berufserfahrene und wachsend für Quereinsteiger.“

Armaturenbranche als fixe Größe bei Projekten

Auch wenn manche Branche etwas stärker unter der aktuellen Konjunktur leidet – wie etwa die Chemiebranche – bleiben die wirtschaftlichen Verhältnisse zwar angespannt, aber noch stabil. Zu den wichtigen Zulieferern zählen stets die Armaturenanbieter mit ihren Qualitätsprodukten. Sie werden gebraucht, was ihre Branche zu einer fixen Größe bei Projekten macht und ihr damit auch eine gewisse Stabilität ermöglicht.

Global werden die Öl- und Gasproduzenten den weltweiten Bedarf auch in Zukunft decken können – und müssen, da die Nachfrage steigen wird. Bildquelle Wintershall Dea/Christian Burkert
Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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