Messbarer Erfolg ARTIKEL DER WOCHE

Sensorik und Messtechnik erwirtschafteten im Jahr 2022 ein Umsatzplus von zehn Prozent, verglichen mit dem Vorjahresergebnis. Für das laufende Jahr rechnet die Branche aktuell nicht mit einem weiteren Umsatzwachstum. Die Branche zeigt sich dennoch zukunftsorientiert und investierte 18 Prozent mehr als im Vorjahr und plant eine weitere Erhöhung um elf Prozent in diesem Jahr. Hintergrund sind Anlagenmodernisierungen, von den auch die Armaturenbranche profitiert.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V. (AMA) befragte seine Mitglieder im Januar 2023 zur wirtschaftlichen Entwicklung des zurückliegenden Geschäftsjahres. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete die Branche, wie der Verband nun berichtet, insgesamt ein Umsatzplus von zehn Prozent, verglichen zum Vorjahr. Im vierten Quartal 2022 gaben die Auftragseingänge nach, ein Grund dafür, dass der Ausblick auf das Wirtschaftsjahr 2023 für die Sensorik und Messtechnik verhaltener ausfällt. Die AMA-Mitglieder rechnen derzeit mit keinem Umsatzwachstum für das Geschäftsjahr 2023. Sie stellten insgesamt sechs Prozent mehr Mitarbeitende als 2021 ein. „Allerdings zeigt sich auch hier, dass es in einigen Bereichen viele Monate dauert, bis die passende Fachkraft gefunden wird“, erklärt AMA.

Entwicklung Umsatz im Jahr 2022 Sensoren und Messtechnik

Sensorik- und Messtechnik-Branche ist investitionsfreudig

Die AMA-Mitglieder investierten 2022 rund 18 Prozent mehr als im vorherigen Jahr und planen eine Erhöhung der Investitionen um weitere elf Prozent für das laufende Geschäftsjahr. AMA: „Damit setzen die Branchenvertreter ein deutliches Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Sensorik und Messtechnik.“

Die Exportquote der Sensorik und Messtechnik stieg 2022 um 15 Prozentpunkte auf 65 Prozent an, nachdem sie im Corona-Jahr 2021 um zwölf Prozentpunkte rückläufig war. Damit zog die Exportquote wieder deutlich an und liegt über der durchschnittlichen Exportquote der Industrie von insgesamt 50 Prozent. Also ein messbarer Erfolg für die Messtechnik-Branche.

Die Anzahl der Mitarbeitenden stieg im zurückliegenden Jahr um plus sechs Prozent. Der Verband befragte seine Mitglieder zu dem Schwierigkeitsgrad, offene Stellen zu besetzen. Als besonders herausfordernd zeigt sich die Personalsuche in den Bereichen IT sowie Forschung und Entwicklung. AMA-Mitglieder benötigen durchschnittlich acht bis neun Monate, um eine solche Stelle zu besetzen. Etwas entspannter ist es in der Produktion und Verwaltung, diese Positionen können durchschnittlich in drei Monaten neu besetzt werden.

Verhalten optimistisch für das laufende Jahr

„Trotz eines sehr positiven wirtschaftlichen Gesamtergebnisses, zeigen sich unsere Mitglieder verhalten optimistisch für das laufende Jahr“, sagt Thomas Simmons, Geschäftsführer AMA Verband für Sensorik und Messtechnik. „AMA-Mitglieder planen für dieses Jahr elf Prozent höhere Investitionen und einen weiteren Personalausbau. Lediglich gegenüber dem Umsatz zeigt sich unsere Branche zurückhaltend und rechnet derzeit mit einem Null-Wachstum. Bei aller Zurückhaltung in der Umsatzprognose, trotzte unsere Branche bisher aber weitgehend den wirtschaftlichen Folgen der Lieferkettenprobleme, des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise.“

Sensor und Messtechnik Umsatz steigt um 10% im Jahr 2022

Intelligente Messgeräte immer häufiger im Einsatz

Im Interview mit „Armaturen Welt“ erklärte Dr. C. Thomas Simmons, Geschäftsführer des AMA Verbandes, dass seit Jahren das Interesse an Funkstandards für die Datenkommunikation im IoT steigt. Denn der private Energieverbrauch soll analysiert und gesenkt werden, um die Klimaziele zu erreichen. „In der Folge setzen Stadtwerke und Wohnungsunternehmen immer häufiger intelligente Messgeräte ein. Auch Gewerbe und Industrie stellen unabhängig von gesetzlichen Vorgaben auf eine smarte Erfassung um.“ In fast allen technischen Angelegenheiten sei ‚smart‘ gleichbedeutend mit einem verstärkten Einsatz von Sensoren. Es ist also eine Modernisierung festzustellen, für die die Messtechnik-Branche benötigt wird und sie wachsen lässt.

Dr. C. Thomas Simmons Foto: AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V.

Um die Zukunft der Branche sorgt sich Dr. Simmons nicht. „Die Sensor- und Messtechnikhersteller zeichnen sich auch in schwierigen Zeiten durch eine hohe Innovationsintensität aus, die während der Pandemie und jetzt unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine nicht nachlässt. Das ist einer der Vorteile unserer mittelständisch geprägten Unternehmen.“ Kleinere und mittelgroße Produzenten agieren und reagieren häufig schneller und unbürokratischer als sehr große Unternehmen. „Selbstverständlich brauchen unsere Mitglieder dafür gut ausgebildete Fachkräfte, ob Ingenieure*innen, Industriemechaniker*innen und IT-Spezialisten*innen. Damit steigt die Herausforderung, sich als kleiner oder mittelständischer Betrieb zukünftig als attraktiver Arbeitgeber durchzusetzen.“

Armaturen müssen „intelligenter“ werden

Prinzipiell steigt die Nachfrage nach Automation und damit auch nach Messtechnik, aber auch deren Anforderungen wachsen. Das hat Folgen auch für Armaturen: Denn diese müssen einerseits „intelligenter“ werden, aber andererseits die Möglichkeit haben, die von der „Intelligenz“ ermittelten Daten auch zu transportieren. Hieraus ergeben sich weitergehende Überlegungen: „Die Frage ist aktuell, ob ein Übertragungskanal zur Steuerung ausreichend ist oder sich parallel zur Basiskommunikation zwischen Steuerung und Device ein zweiter Kommunikationsweg in der IT-Welt für Condition Data etabliert, der für zum Beispiel Machine Learning oder Künstliche Intelligenz (KI) verwendet werden kann“, erläutert Martin Schifferdecker, Head of Department Electronic Product & Application bei GEMÜ. Dies würde viele Möglichkeiten zur Datenhaltung und -auswertung eröffnen und gleichzeitig die „sichere“ Basiskommunikation zwischen Steuerung und Device entlasten.

Die Bedeutung der IT-Sicherheit wächst weiter

Immens wichtig ist aus Sicht von Martin Schifferdecker eine Standardisierung der Kommunikationssysteme, um diese sowohl für den Anlagenbau als auch den Komponentenhersteller attraktiv zu machen. Dies beinhaltet neben den herstellerunabhängigen Kommunikationssystemen, wie IO-Link oder auch AS-i5, zusätzliche Themen wie herstellerübergreifende Profile. „Die IO-Link Community hat hierzu mit dem Smart Sensor Profil einen ersten Standard gesetzt. Auch für Armaturen laufen mit den Arbeiten an einem Smart Actuator Profile entsprechende Aktivitäten.“

Die nächste Hürde stellt jedoch das Thema IT-Sicherheit dar. Automatisierungssysteme wie IO-Link und AS-i5 bieten durch ihre sicherheitstechnisch „begrenzte“ Kommunikation zwischen Device und Steuerung einen relativ hohen Sicherheitsgrad. „Sobald wir aber von einem zweiten Übertragungskanal vom Device in die IT-Welt sprechen, wird die Datensicherheit ein großer Aspekt.“ Cybersecurity sei hier das große Thema, mit dem sich sowohl Komponentenhersteller, aber speziell auch Hersteller von Edge Devices, die die Daten in die IT-Welt übertragen, befassen müssen.

Die Modernisierungen von Anlagen haben also zahlreiche Konsequenzen für Automatisierung, Messtechnik und Armaturen. Wer hier Lösungen bietet, hat eher Chancen automatisch erfolgreich zu werden.

Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

Über den Artikel der Woche

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Alle Bilder wurden vor der COVID-19-Pandemie bzw. unter Einhaltung der Abstandsregeln aufgenommen.

SISTO Armaturen SA, ein Unternehmen der KSB-Gruppe, hat ein neu errichtetes Technologiezentrum in Echternach, Luxemburg, eingeweiht. Das SISTO TechCenter umfasst speziell auf die Bedürfnisse der pharmazeutischen Industrie und Biotechnologie zugeschnittene Prüfeinrichtungen. Darüber hinaus verfügt dieses Gebäude auch über moderne Büroflächen für die technischen Abteilungen.

Zu den Prüfeinrichtungen gehört ebenfalls ein kundenspezifischer Prüfstand für sterile Prozessventile. Dies ermöglicht die praktische Erprobung von Ventilen für sterile Prozesse. Hier können Entwickler alle notwendigen Reinigungs- (CIP) und Sterilisationsprozesse (SIP) unter Originalbedingungen simulieren. Zum Einsatz kommen alle gängigen Reinigungsprodukte (CIP), Reinstdampf (SIP), Druckluft und Vakuum sowie Kalt- und Heißwasser. Die Prüfungen können nach ASME BPE Standards oder nach individuellen Vorgaben des Endkunden durchgeführt werden.

Neben weiteren Funktions- und Dauerlaufprüfständen für Membranventile und Zubehör stehen auch diverse Einrichtungen zur Materialprüfung und Prüfung mechatronischer Baugruppen zur Verfügung. Für Dichtheitsprüfungen mit Helium nach ISO 15848-1 bzw. TA Luft steht eine Vakuumkammer mit Leckanzeiger zur Verfügung.

Das Gebäude umfasst eine Fläche von 350 Quadratmetern und hat zwei Stockwerke. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitspolitik hat die SISTO Armaturen SA das Gebäude klimaneutral konzipiert. Nach Fertigstellung wird das Gebäude weder geheizt noch gekühlt werden müssen.

Nachhaltigkeitsthemen eröffnen neue Absatzchancen ARTIKEL DER WOCHE

Mit gemischten Gefühlen blickt die Industriearmaturenbranche in Deutschland auf das Jahr 2022 zurück. „Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat gemeinsam mit der nachfolgenden Energiepreiskrise naturgemäß Spuren hinterlassen“, erklärt der VDMA Fachverband Armaturen. Auf der anderen Seite ist es der Industrie gelungen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ein Umsatzplus von nominal 12 Prozent zu erwirtschaften. Auch für dieses Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts, dass die Materialengpässe in der Industrie rückläufig sind.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Positiv entwickelte sich das Inlandsgeschäft für die Armaturenbranche. Es legte um 8 Prozent zu. Der Auslandsumsatz kletterte gar um 14 Prozent. „Preisbereinigt entspricht das Umsatzwachstum von 12 Prozent jedoch nur einem Plus von 1 Prozent“, relativiert der VDMA Armaturen.

„Das kräftige Umsatzwachstum im vergangenen Jahr ist leider zu einem großen Teil der Inflation geschuldet. Vor allem die explodierenden Energie- und Vormaterialpreise machten den Herstellern zu schaffen. Die Armaturenindustrie hat dennoch erneut in einem schwierigen Umfeld Kurs gehalten“, bewertet Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Armaturen, die aktuelle Lage. „Im Laufe des Jahres gelang es dank nachlassender Lieferengpässe die aufgestauten Aufträge des Vorjahres sukzessive abzubauen“, hebt Burchard hervor. „Beispielsweise waren die Armaturenhersteller auf dem wichtigen Absatzmarkt USA dank des anziehenden Öl- und Gasgeschäfts wieder sehr erfolgreich unterwegs. Wir sind vor diesem Hintergrund zuversichtlich und rechnen mit einem Umsatzplus von 4 Prozent für 2023“, prognostiziert der Fachverbands-Geschäftsführer.

Alle Produktgruppen verzeichnen ein Umsatzwachstum

In allen Produktgruppen wurde 2022 ein deutliches Umsatzplus erzielt. „Auch hier ist jedoch zu beachten, dass die auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung inflationsgetrieben war“, betont der VDMA. Am besten schnitten Sicherheits- und Überwachungsarmaturen mit einem nominalen Umsatzplus von 17 Prozent ab. Absperr- und Regelarmaturen verbuchten zeitgleich ein Umsatzwachstum von 10 Prozent. Bei Sicherheits- und Überwachungsarmaturen kletterten vor allem die Auslandsumsätze kräftig. Hier wurde ein Plus von 24 Prozent erzielt.

Auch bei Absperr- und Regelarmaturen verlief das Auslandsgeschäft besser als das Inlandsgeschäft, jedoch lag das Umsatzplus im niedrigen zweistelligen Bereich. „Die Aussichten bleiben verhalten positiv. Aktuell liegen nach Zahlen des VDMA in allen drei Bereichen die Auftragseingänge über dem Vorjahreszeitraum“, betont der Verband.

Die Exporte legen weiter zu

Im vergangenen Jahr konnten die deutschen Armaturenhersteller im internationalen Wettbewerb punkten. So wurden Industriearmaturen im Wert von rund 4,8 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Das entspricht einem Anstieg von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ausfuhren lagen damit 6 Prozent über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.

„Das Exportgeschäft mit dem wichtigsten Handelspartner China hat allerdings Federn gelassen und blieb um 6,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau“, berichtet der VDMA. Es wurden Armaturen im Wert von 577,0 Millionen Euro in die Volksrepublik geliefert. Die Ausfuhren in das zweitwichtigste Abnehmerland USA stiegen dagegen zeitgleich um kräftige 25,7 Prozent auf 481,6 Millionen Euro. Sie lagen damit wieder über dem Niveau von 436,4 Millionen Euro im Jahr 2019. Die Exporte nach Frankreich kletterten um 8,7 Prozent. Das Land behauptete weiterhin Platz drei der wichtigsten Absatzmärkte mit einem Abnahmevolumen von 283,6 Millionen Euro.

Mit einem Exportplus von 13,4 Prozent beziehungsweise 8,3 Prozent gelang es nun auch dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden, wieder ein Exportniveau über dem Wert von 2019 zu erreichen. Die Exporte nach Großbritannien stiegen auf 198,4 Millionen Euro und in die Niederlande wurden Armaturen im Wert von 247,8 Millionen Euro geliefert.

Breite Abnehmerstruktur bietet Wachstumschancen

„Die Auftragsbücher der deutschen Armaturenbranche sind immer noch recht gut gefüllt. Die langfristigen Aussichten sind vielversprechend“, prognostiziert der VDMA Armaturen. Auch wenn der wichtige Abnehmer Chemie derzeit schwächele, böten doch andere Bereiche nach wie vor gute Wachstumschancen. „So sieht sich die Armaturenindustrie im Gleichklang mit anderen Komponentenherstellern als Enabler des Klimawandels.“ Das Trendthema Wasserstoff ist ebenfalls ein Wachstumssegment. „Daher kommt die Fokussierung der EU sowie der aktuellen US-Regierung auf Nachhaltigkeitsthemen nicht ungelegen“, so der Verband weiter. In China erhofft sich die Branche im Zuge der einsetzenden Konjunkturerholung bessere Geschäfte.

Materialengpässe in der Industrie rückläufig

Der Materialmangel in der Industrie hat sich weiter entspannt. Im Februar berichteten 45,4 Prozent der befragten Firmen von entsprechenden Problemen. Das ist die niedrigste Zahl seit April 2021. Im Januar waren es noch 48,4 Prozent. Das geht aus der aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Viele Unternehmen können die Produktion immer noch nicht wie gewünscht hochfahren“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Aber es gibt im Moment zum Glück auch keine Anzeichen, dass sich die Materialengpässe wieder verschärfen könnten.“

Eine durchgreifende Entspannung in der deutschen Industrie lässt weiterhin auf sich warten. So berichteten mehr als 70 Prozent im Maschinenbau, der Elektroindustrie und der Automobilbranche von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. In der Chemie hat sich die Lage weiter entspannt. Gleiches gilt auch für andere energieintensive Branchen wie Papier, Kunststoff, sowie Glasherstellung, wo die Anteile nunmehr unter 20 Prozent liegen. Das Papiergewerbe gehört ist mit 9,1 Prozent zu den Branchen, die gegenwärtig am wenigsten betroffen sind.

Die Zahlen und Prognosen für dieses Jahr stimmen also positiv – trotz der aktuellen Unabwägbarkeiten.

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Wasserstoff auf den Weg bringen ARTIKEL DER WOCHE

Nicht nur für das Erreichen der Klimaziele, sondern auch für eine sichere und diversifizierte Energieversorgung ist ein schneller und erfolgreicher Hochlauf von Wasserstoff unverzichtbar. Zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien hat die EU bereits wichtige Weichen gestellt. Es gilt, Investitionshemmnisse für den Aufbau der Wasserinfrastruktur abzubauen – damit der Wasserstoff im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg gebracht werden kann. Ein großes Projekt, an deren Umsetzung gerade auch die Armaturenbranche beteiligt sein wird.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Um das Ziel von mindestens 10 GW Elektrolysekapazität gemäß Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung zu erreichen, müssen zügig massive Investitionen zur grünen Wasserstofferzeugung und -nutzung angereizt werden. Der Transport von Wasserstoff über das bestehende Gas-Pipeline-Netz ist dabei ein entscheidender Faktor zur Implementierung einer Wasserstoff-Infrastruktur.

Klare Rahmenbedingungen ermöglichen

Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) e.V. appelliert an die Politik, klare Rahmenbedingungen für den Transformationsprozess der bestehenden Erdgasleitungen und den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zu gewährleisten. Deutschland und die EU benötigen für die Dekarbonisierung ihrer emissionsintensiven Industrie als auch für die Gewährleistung der Energieversorgung im Jahr 2050 mindestens 660 TWh/a an grünem Wasserstoff.

Nun kommt es darauf an, Planungs-, Bau- und Genehmigungsverfahren zum Hochlauf einer grünen Wasserstoff-Marktwirtschaft zu vereinfachen und aufeinander abgestimmt anzugehen. „Hemmnisse für eine intensive Kapazitätssteigerung von erneuerbaren Energien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie für den Aus- und Umbau der notwendigen Infrastruktur müssen schnell abgebaut werden“, betont der Verband. Nur so könnten erneuerbare Energien in Deutschland und Europa in dem erforderlichen Maßstab importiert, verteilt, langfristig gespeichert und erfolgreich in ein klimaneutrales Energiesystem integriert werden.

Hemmnisse für eine intensive Kapazitätssteigerung von erneuerbaren Energien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie für den Aus- und Umbau der notwendigen Infrastruktur müssen schnell abgebaut werden. Foto: Pixabay

Beschleunigten Wasserstoff-Hochlauf zügig umsetzen

Damit sich die europäische energieintensive Industrie in einer defossilisierten Weltwirtschaft behaupten kann, muss grüner Wasserstoff als Energieträger in allen Sektoren ausreichend zur Verfügung stehen. „Der Transport von Wasserstoff über Pipelines und seine Speicherung in großvolumigen Untergrundspeichern ist dabei eine kosteneffiziente Option, große Mengen erneuerbarer Energie von den Erzeugungs- zu den Verbrauchsschwerpunkten zu transportieren und bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen“, erläutert der DWV.

Für den schnellen Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur sind die Regelungen der Übergangsregulierung für die Wasserstoffnetze im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) laut Verband unzureichend. Es bedürfe praxistauglicher Modelle für die Finanzierung der Umstellung, um die vorhandenen Potenziale der bestehenden Infrastruktur und deren Betreiber bestmöglich zu nutzen. Aus Sicht des DWV ist das von der Deutschen Energie-Agentur (dena) vorgeschlagene Finanzierungsmodell zum Wasserstoffnetzaufbau eine dafür geeignete Lösung.

Schnelle Ertüchtigung der bestehenden Infrastruktur

Das dena-Modell sieht vor, dass der Bund die Netzbetreiber mit dem Aufbau und Betrieb eines Wasserstoffnetzes, bestehend aus umgerüsteten Erdgasleitungen und ganz neuen Wasserstoffleitungsabschnitten, beauftragt. Die Netzentgelte werden dabei auf einer tragfähigen Höhe gehalten. Über ein Amortisationskonto lassen sich die Risiken eines sich verzögernden Wasserstoffhochlaufs in der Aufbauphase der Netzinfrastruktur absichern und notwendige Investitionen anreizen. Der Betrieb des Wasserstoffnetzes erfolgt unter einer allein auf Wasserstoff basierenden Kostenregulierung durch die BNetzA. „Dagegen ist der Aufbau einer künftigen Wasserstoffinfrastruktur in Form einer Wasserstoffnetzgesellschaft, wie sie im Rahmen der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) festgelegt werden soll, aufgrund der verbleibenden Zeit bis 2030 nicht zielführend“, erklärt der DWV. Der Aufbau einer solchen Gesellschaft führe zu Verzögerungen beim Wasserstoffinfrastrukturaufbau und somit würde die Industrie nicht in die Lage versetzt werden ihre Klimaziele zu erreichen. „Die Bundesregierung ist aufgefordert, die regulatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Finanzierung der Wasserstoffinfrastruktur so auszugestalten, dass Investitionssicherheit für Infrastrukturbetreiber und -kunden gestärkt wird. Es gilt jetzt, die Investitionsvoraussetzungen für eine kosteneffiziente, versorgungssichere und nachhaltige Wasserstoffversorgung zu schaffen.“

Zukünftig wird die unterirdische Speicherung regenerativ erzeugten Wasserstoffs eine größere Rolle spielen. So liefert die TEC artec GmbH Regelkugelhähne für die Erdgaskaverne in Etzel. Foto: TEC artec

Erkenntnisse unter realen Bedingungen gewinnen

Und es gilt, Wissen anzusammeln. So führt das Projekt „HyGrid2“ Untersuchungen durch, um den Transport von reinem Wasserstoff in gebrauchter Erdgasinfrastruktur zu ermöglichen. Ein Konsortium aus der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), Forschungseinrichtungen sowie dem Industriedienstleiter Bilfinger will unter der Leitung der Energienetze Steiermark GmbH bis 2025 mit den bei „HyGrid2“ gewonnenen Erkenntnissen offene Fragestellungen beantworten, die eine zukünftige Umwidmung ermöglichen sollen. Hierzu zählen die Inspektion und Reinigung der Pipelines, die Qualität des transportierten Wasserstoffs, die anwendungsorientierte Aufreinigung von H2 sowie die H2-Verträglichkeit der verwendeten Einzelkomponenten und Materialien.

Im Zuge des Projektes wird der erste österreichische Erdgas-Stahlleitungsabschnitt im Netzgebiet der Energienetze Steiermark für den Wasserstofftransport umgewidmet und gemeinsam mit der österreichischen Bilfinger Tochtergesellschaft Bilfinger Industrial Services GmbH zu einer Demonstrationsanlage ausgebaut. Die ehemalige Erdgasleitung wird mit reinem Wasserstoff unter realen Bedingungen betrieben, um Erkenntnisse für die Praxis zu gewinnen.

Dichtungen werden herausgefordert

Auf die Armaturen- und Dichtungsbranche warten große Herausforderungen beim Transport von Wasserstoff und bei Tanksystemen für Brennstoffzellen-Fahrzeuge höchste Anforderungen an die Sicherheit der verwendeten Dichtungsmaterialien in den Leitungssystemen gestellt. Leckagen werden aufgrund der Explosivität nicht toleriert.

Der Systemdruck bei ersten Serienanwendungen von Wasserstofftanksystemen liegt bei 350 bar. Zukünftige Entwicklungen streben Anwendungen mit 700 bar Nenndruck oder darüber hinaus an. Zusätzlich zu diesen Belastungen durch Druck kommen Temperaturbereiche von minus 40 Grad Celsius bis plus 85 Grad Celsius, die bei Betankungsvorgängen auftreten können. Neben diesen hohen Anforderungen an die nominellen Eigenschaften der Dichtungen ist bei Elastomerwerkstoffen über die Nutzungsdauer mit Alterungseffekten zu rechnen, welche die Dichteigenschaften verändern. Auch diese Effekte werden von wirkenden mechanischen Lasten, Temperaturen und Medien stark beeinflusst und sind in der Auslegung von Leitungssystemen ebenfalls zu berücksichtigen.

„Es existieren bisher nur wenige gesicherte Erkenntnisse zum Einsatz von Elastomeren im Zusammenspiel mit Wasserstoff“, so das Fraunhofer-Institut LBF. Das Ziel des Projektes „HydroTransSeal“ sei es, die Wechselwirkungsmechanismen von Wasserstoff mit Elastomerwerkstoffen zu verstehen sowie geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Werkstoffe für den Kontakt mit Wasserstoff gegenüber Permeation, Adsorption und Quellung robuster zu gestalten, beispielsweise durch die Auswahl geeigneter Füllstoffe und Additive.

Europäische Norm für Wasserstoff gesucht

Eine weitere aktuelle Herausforderung rund um Wasserstoff ist die Festlegung einer europäischen Norm. Sie hinkt derzeit der hohen Dynamik des Marktes hinterher, denn die Normenlage ist relativ unklar. Daher wendet zum Beispiel das Unternehmen AS Schneider internationale Normen – etwa ASME B31.12 für Hydrogen Piping and Pipelines – und Datenbanken an und hat daraus einen internen Standard entwickelt, der gemeinsam mit den Kunden abgestimmt wird. Einige Unternehmen verfügen auch über eigene Standards.

Aber es gibt Bewegung beim Thema Normung. „Es haben sich verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, um die neuen Anforderungen zu formalisieren und zu dokumentieren. Die endgültigen und genehmigten Normen können aber noch Monate oder sogar Jahre entfernt sein“, prognostiziert AS-Schneider. Um den neu entstandenen Applikationen gerecht zu werden, gilt es, vorhandene Normen zu überarbeiten und fehlende zu erstellen. Denn eine abschließende allgemeingültige Normierung ermöglicht den Unternehmen eine Planungs- und Investitionssicherheit. Und die wird zukünftig mehr denn je gerade auch im Bereich des Wasserstoffes benötigt.

Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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Erfolgreich bei der Fachkräftegewinnung ARTIKEL DER WOCHE

Die Unternehmen sind alarmiert – immer spürbarer ist der zunehmende Fachkräftemangel. Daher fordert aktuell etwa der Bundesverband Der Mittelstand (BVMW) Verbesserungen beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Die Armaturenbranche selbst ist bereits längst aktiv geworden und möchte die Fachkräftegewinnung geregelt bekommen.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für den Mittelstand. Nach den Plänen der Bundesregierung soll verstärkte Einwanderung zur Lösung des Problems beitragen. Die Kommission Bildung des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW hat sich mit dem Eckpunktepapier zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschäftigt. „Wir begrüßen die Verbesserungen gegenüber dem bestehenden Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Allerdings gibt es immer noch Punkte, an denen dringend nachgebessert werden muss“, betont Thiemo Fojkar, Vorsitzender der Kommission. „Prinzipiell sollte mehr auf die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen eingegangen werden.“

Bürokratische Hürden abbauen

Positiv anzurechnen seien die durch die Potenzialsäule gestärkte Anerkennung der Erfahrungen und Potenziale sowie die Berücksichtigung non-formeller Kompetenzen. „Die Bundesregierung setzt hier mit der Chancenkarte und einem Punktesystem an. Bei der Fachkräfte- und Erfahrungssäule hingegen hat sich der erhoffte Erfolg gegenüber dem alten Fachkräfteeinwanderungsgesetz nicht gezeigt“, so Fojkar. „Hier gibt es immer noch zu viele bürokratische Hürden, die für Interessierte oft intransparent sind. Insgesamt wäre hier eine zentrale, digitalisierte Anerkennungsstelle für Fachkräfteeinwanderung empfehlenswert.“

Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für den Mittelstand. Foto: Pixabay

Dass noch bürokratische Hürden abzubauen sind, werde insbesondere bei dem Punkt „Sprache“ deutlich. Ein vorgeschriebenes Mindestniveau der deutschen Sprache sollte zweitrangig sein, wenn Unternehmer dies für eine Einstellung nicht voraussetze. Besonders in hochqualifizierten Bereichen werde sowieso mittlerweile vor allem Englisch gesprochen. Dies mache erweiterte Deutschkenntnisse als Einreisekriterium teils obsolet. Diese sollten jedoch zur nachhaltigen Integration später nachgeholt werden.

Auf den Bedarf des Mittelstands zugeschnitten

Kommissionsvorsitzender Thiemo Fojkar: „Außerdem sollte ein deutlich größeres Augenmerk auf unbürokratische digitale Möglichkeiten zur Qualifizierung gelegt werden. Diese Lösung fehlt komplett im bisherigen Entwurf.“ Bereits vor der Einreise könnten vom Arbeitgeber Lernaufgaben gestellt werden, die speziell auf die angestrebte Tätigkeit zugeschnitten werden. Dies gelte auch für Sprachkurse, die digital und kostenlos angeboten werden sollten. Nach Arbeitsbeginn könne mit digitalen Lerntools ein individueller Qualifizierungsprozess für die Anerkennung geschaffen werden.

Auch Künstliche Intelligenz sollte hier genutzt werden. Solche Lerntools gebe es bereits, es fehle jedoch die Schnittstelle zu Verwaltung und Behörden.

„Insgesamt sollte das Eckpunktepapier mehr auf die Bedarfe des Mittelstands zugeschnitten werden, der am meisten unter dem Fach- und Arbeitskräftemangel leidet. Dazu braucht es schnelle, unbürokratische und digitale Lösungen, die sowohl vom Mittelstand als auch von ausländischen Fachkräften einfach angewendet werden können“, macht Fojkar abschließend deutlich.

Fachkräftemangel als größtes Gefährdungspotenzial

Um für die Zukunft gut gewappnet zu sein, braucht natürlich auch die Armaturenbranche ihre qualifizierten Fachkräfte. „Die Betriebe müssen noch einiges tun, um deren Qualifikationen entsprechend weiterzuentwickeln und um sich bei der Fachkräftegewinnung besser aufzustellen“, erklärte der IG Metall Vorstand in seinem Report „Industriearmaturen – Entwicklungen und Herausforderungen für Beschäftigte und Betriebe“ bereits vor rund eineinhalb Jahre. Ein Standpunkt, die unverändert gilt.

Die Branche selbst geht laut dem Report von einem anhaltenden Fachkräftebedarf aus, der zum einen auf den Wandel der Qualifikationsanforderungen zurückgeht und zum anderen durch den auch in der Armaturenbranche spürbaren demografischen Wandel verstärkt wird. Nach Angaben des VDMA stellt die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften für die allermeisten Unternehmen das größte Problem dar. „In weiteren branchenweiten Unternehmensbefragungen wurde ‚Fachkräftemangel‘ als das größte Gefährdungspotenzial für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Unternehmen angegeben“, erklärt die IG Metall weiter. Dort wurde im Zusammenhang mit den Trends zur individualisierten Großserienfertigung und den Veränderungen in der Wertschöpfung eine Unterversorgung von Experten-Know-how festgestellt.

Die Gründe sehen viele Betriebe in strukturellen Nachteilen beim Wettbewerb um Fachkräfte gegenüber größeren Betrieben mit höheren Verdienstmöglichkeiten. „Darüber hinaus treten Stellenbesetzungsprobleme teilweise bereits bei Ausbildungsplätzen auf, weil andere Branchen attraktivere Konditionen oder Entwicklungsperspektiven (zumindest aus Sicht der Jugendlichen) bieten“, so der Report.

Nach Auskünften von Betriebsräten wollen einige Betriebe auf den Bedarf an Fachkräften prophylaktisch reagieren, indem sie die erforderlichen Nachwuchskräfte wieder vermehrt selbst und für den Eigenbedarf ausbilden, heißt es weiter. Allerdings führe dies nicht zwangsläufig zu einer Zunahme der Ausbildungsplätze.

Eine Möglichkeit, einem Fachkräftemangel vorzubeugen, ist es, verstärkt Frauen auch für den technischen Bereich zu gewinnen. Foto: Pixabay

Armaturenbranche aktiv gegen Fachkräftemangel

Doch wer sich in der Armaturenbranche umhört, stellt auch fest, dass zahlreiche Unternehmen bereits aktiv geworden sind, um einen Fachkräftemangel zu verhindern oder zumindest so gering wie möglich zu halten. Zum Beispiel EFCO Maschinenbau: Seit Jahren rücken Frauen als Beschäftigte zunehmend in den Fokus. Sie sind für die Zukunft „sehr wichtig“, betont die EFCO-Geschäftsführerin Martina Effenberger.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Verankerung in der Region. Dieser Umstand „spielt eine sehr große Rolle. Als Nischenhersteller müssen wir uns sichtbar engagieren, um uns hervorzuheben und um die Aufmerksamkeit von potentiellen Auszubildenden zu erreichen“. EFCO zeigt Flagge und ist Sponsor eines Sportvereins und bei lokalen Sportveranstaltungen präsent.

Mit einer Breite an Ansätzen stellt sich das Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit dar. Es bietet Ausbildungen, setzt auf eigenen Nachwuchs, unterstützt Umschulungsmaßnahmen und legt Wert auf die Zusammenarbeit mit umliegenden Hochschulen. Martina Effenberger: „Probate Mittel, dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern.“ Eine große Wichtigkeit besitzt die Weiterbildung und Entwicklung der eigenen Mitarbeiter, die kontinuierlich gefördert und gefordert werden. Denn sie gilt es im Betrieb zu halten. Und die Chemie bei EFCO scheint zu stimmen. Die Mitarbeiterfluktuation ist sehr gering.

Mitarbeiter an Unternehmen binden

Die Nachwuchsgewinnung nimmt auch bei „MIT Moderne Industrietechnik“ eine wichtige Rolle ein. Das Unternehmen unterstützt den nahegelegenen Kindergarten, Grund- und weiterführende Schulen mit regelmäßigen Geld- und Sachspenden. Geschäftsführer Hans-Dieter Tenhaef: „Wo wir benötigt werden, helfen wir – und das nicht nur, um Nachwuchs zu gewinnen, sondern weil wir ein Teil der Region sind.“

Geld als Anreiz spielt aus seiner Sicht hier eine untergeordnete Rolle. Es komme vielmehr darauf an, Teil einer Erfolgsgeschichte zu sein. „Jung und Alt arbeiten bei uns gemeinsam in Teams, mit dem Ziel, erfolgreich für Kundenzufriedenheit zu sorgen.“

Letztlich gehe es aber nicht nur darum, neue Fachkräfte zu gewinnen. Im Fokus muss auch stehen, Mitarbeiter weiter an das Unternehmen zu binden. Etwas, das MIT gelingt. „Ältere und Erfahrene sind die Stützsäulen eines Unternehmens und wir legen sehr viel Wert darauf, dass das bei uns gelebt wird. Auch heute schon beschäftigen wir Menschen über ihr Rentenalter hinaus.“

Weiterbildung wird großgeschrieben

Großgeschrieben wird außerdem die Weiterbildung. Die sei wichtig für das Unternehmen und das werde genau so gegenüber den Mitarbeitern kommuniziert. „Wir sprechen dabei auch über Aufstiegsmöglichkeiten und den zu beschreitenden Weg dahin“, erläutert Hans-Dieter Tenhaef.

Keine Frage, die Industrie und natürlich auch die Armaturenbranche forcieren die Fachkräftegewinnung mit verschiedenen Strategien. Schafft die Politik darüber hinaus die passenden Rahmenbedingungen, etwa beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz, dann können die Unternehmen auch bei diesem Thema optimistisch in die Zukunft blicken.

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Armaturen für eine moderne Wasserwirtschaft ARTIKEL DER WOCHE

Der Klimawandel hat zusammen mit gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Veränderungen Auswirkungen auf das Wasserangebot und den Wasserbedarf in Deutschland. Die erforderlichen Anpassungen der Infrastrukturen und die Notwendigkeit eines möglichst naturnahen Wasserhaushalts stellen die Wasserwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Die Leistungen einer modernen Armaturenbranche sind mehr denn je gefragt.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Strukturierte Maßnahmen müssen zeitnah eingeleitet werden – daher haben die technisch-wissenschaftlichen Verbände der Wasserwirtschaft, der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) und die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), den Vertrag zur Entwicklung der Roadmap 2030 unterzeichnet.

DVGW und DWA vereinbaren, eine strategische Agenda zu erarbeiten, deren Kernelemente konkrete Maßnahmen- und Forderungskataloge sowie ein Fortschrittsmonitoring zur Umsetzung bis 2030 sein werden. Der Branche sollen praxisorientierte Handlungsempfehlungen für alle Bereiche der Wasserwirtschaft – Trinkwasserversorgung, Siedlungswasserwirtschaft, Hochwasservorsorge, Gewässerschutz – zur Verfügung gestellt werden.

Vorausschauendes Wassermanagement

Das Spektrum der Roadmap 2030 reicht von einer hohen Resilienz gegenüber dem Klimawandel, einem vorausschauenden Wassermanagement zur Vermeidung von Nutzungskonflikten bis hin zur Anpassung an den demographischen Wandel. „Die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips, die Nutzung aller digitalen Möglichkeiten und eine gezielte Forschung und Entwicklung sind zentrale Kriterien der Roadmap 2030“, betonen die Verbände.

Als wichtigen Treiber für die Roadmap 2030 sehen die Verbände den Klimawandel. „Die vergangenen sehr heißen und trockenen Jahre haben aufgezeigt, dass sich die Trinkwasserversorgung in Deutschland weiter entwickeln muss, um weiterhin Bevölkerung und Industrie sicher versorgen zu können. Die Klimaveränderungen stellen die Wasserversorger hinsichtlich notwendiger Anpassungen der Anlagen und Infrastrukturen vor enorme Herausforderungen. Nur wenn diese frühzeitig erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden, können wir den Veränderungen im Wasserdargebot und in der Nachfrage weiterhin gerecht werden“, sagt DVGW-Vorstand Wolf Merkel anlässlich der Unterzeichnung.

Johannes Lohaus, Sprecher der DWA-Bundesgeschäftsführung, und Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser des DVGW. © DWA

Die vergangenen sehr heißen und trockenen Jahre haben aufgezeigt, dass sich die Trinkwasserversorgung in Deutschland weiter entwickeln muss, um weiterhin Bevölkerung und Industrie sicher versorgen zu können.

„Um Städte und den ländlichen Raum klimafit zu machen, müssen sie sowohl auf extreme Starkregenereignisse als auch auf lange und heiße Trockenperioden vorbereitet werden. Ziel ist ein möglichst natürlicher Wasserhaushalt, der vor allem über flussgebietsorientierte Lösungen und Strukturen, Rückhalt und Versickerung im urbanen und ländlichen Raum sowie eine gezielte Wasserwiederverwendung erreicht werden muss“, so Johannes Lohaus, Sprecher der DWA-Bundesgeschäftsführung.

Erster Meilenstein auf dem Weg zur Roadmap 2030 ist die „Vision 2100“, das Leitbild einer wasserbewussten Gesellschaft für das Jahr 2100, die DVGW und DWA vorstellen. Natürlicher Wasserhaushalt, Wasser keine Handelsware, Vorsorgeprinzip, nachhaltige Nutzung, naturnahe Regenwasserbewirtschaftung und hohe Resilienz sind hier die wesentlichen Schlagworte.

Die aktuelle Lage in Deutschland

In Deutschland sind laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz aktuell über 96 Prozent der Gesamtbevölkerung an die öffentliche Kanalisation angeschlossen: Das heißt, das Abwasser der Haushalte wurde in der öffentlichen Kanalisation gesammelt – rund 540.723 Kilometer Abwasserkanäle – und in Kläranlagen geleitet. Es gibt knapp 10.000 solcher Kläranlagen. In öffentlichen Kläranlagen werden jährlich insgesamt etwa 10,07 Milliarden Kubikmeter Abwasser behandelt – davon circa 0,1 Prozent nur mechanisch, 1,9 Prozent biologisch ohne gezielte Entfernung von Nährstoffen, und circa 98 Prozent biologisch mit gezielter Nährstoffentfernung.

Eine der größten Herausforderungen in den kommenden Jahren stellen bisher unbeachtete Schadstoffe im Abwasser dar. Dazu gehören Arzneimittelrückstände, Antibiotika aus der Tierzucht oder Chemikalien, die bereits in kleinsten Mengen hormonähnliche Wirkungen zeigen, erläutert das Ministerium. Um diese Spurenstoffe zu entfernen, reiche die herkömmliche Klärtechnik nicht aus. Zwar gebe es erste Technologien, wie beispielsweise spezielle Membranen oder Oxidationsverfahren, die solche Substanzen entfernen können. „Allerdings gibt es bislang für solche Spurenstoffe noch keine gesetzlichen Grenzwerte, an denen sich Anlagenbetreiber orientieren können.“

Das Potenzial der Wasserwirtschaft – und auch im speziellen bei Kläranlagen – ist enorm. Das zeigen zahlreiche weltweite Projekte. Foto: Pixabay

Wasser 4.0 als Meilenstein bei der Versorgung und Entsorgung

Ein Schlüssel, der zu einer Verbesserung der misslichen Situation bei der Wasserversorgung und -entsorgung beitragen könnte, ist die Anwendung des Wasser-4.0-Konzeptes. Wasser 4.0 steht für die Vernetzung und die intelligente Auswertung unterschiedlichster Daten. Ziel ist es, Abläufe zu optimieren und Ressourcen effizient zu nutzen. „Ein wesentliches Merkmal der aktuellen vierten Entwicklungsstufe in beiden Sektoren ist die Verschmelzung von realen und virtuellen Welten zu so genannten Cyber-Physical Systems (CPS)“, erläutert German Water Partnership (GWP). Diese Stufe beschreibt die Verknüpfung von Sensorik, Computer-Modellen und Echtzeitsteuerung mit realen Wassersystemen unter intensiver Beteiligung von intelligenten, globalen Netzwerken sowie Intranet/Internet.

Entscheidend ist auch die Möglichkeit, Antriebe und Armaturen problemlos in Wasser 4.0 Anwendungen einzubinden. Ein Beispiel ist die Kanalnetzverbundsteuerung der Stadt Wien, für die das Unternehmen AUMA über 300 Stellantriebe lieferte. Mit einer leistungsfähigen Elektronik und intelligenten Selbstdiagnosefunktionen leisten sie wertvolle Dienste für die Vernetzung unterschiedlichster Daten: Sie erfassen und speichern automatisch Prozessdaten wie Armaturenposition, Umgebungstemperatur und Vibrationen sowie Gerätedaten wie etwa Schalthäufigkeit, Motorlaufzeit und Warnmeldungen. In Zukunft geht es darum, diese Daten noch besser zu nutzen.

„Wasser 4.0 bedeutet Veränderung“, betont GWP. „Daten sind der Rohstoff unserer Zeit.“ Ihre Nutzung ermögliche eine ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wasserwirtschaft.

Die Wasser- und Abwasserwirtschaft steht also vor zahlreichen Verbesserungen durch neue Technologien, zu denen die Armaturenbranche ihren Beitrag leisten wird.

Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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Alle Bilder wurden vor der COVID-19-Pandemie bzw. unter Einhaltung der Abstandsregeln aufgenommen.

GEMÜ wird als „Weltmarktführer Champion 2023“ erneut in den Weltmarktführer-Index der Universität St. Gallen und der Akademie Deutscher Weltmarktführer aufgenommen.

Bereits zum siebten Mal in Folge wird dem Ventilspezialisten GEMÜ das WirtschaftsWoche-Qualitätssiegel „Weltmarktführer Champion 2022“ verliehen. Grundlage für die Auszeichnung ist die Aufnahme von GEMÜ in den Weltmarktführer-Index im Segment „Armaturen und Automatisierungskomponenten: Ventil-, Prozess- und Regelungstechnik für sterile Prozesse“.

Als „Weltmarktführer Champion“ werden Unternehmen bezeichnet, die an erster oder zweiter Stelle im relevanten Marktsegment stehen, auf mindestens drei Kontinenten mit eigenen Produktions- und/oder Vertriebsgesellschaften vertreten sind, einen Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro erwirtschaften und einen Exportanteil von mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes nachweisen können. Außerdem müssen die Eigentümer zumindest zum Teil ihren Sitz in Deutschland haben.

„Der Weltmarktführer ist ein wichtiger jährlicher Gradmesser für den Erfolg unseres Familienunternehmens. Wir sind stolz, dass wir mit innovativen Produkten und dem Fokus auf die ‚richtigen‘ Branchen mit unserem engagierten globalen Team zu Höchstleistungen fähig sind – auch in aktuell unsicheren Zeiten“, so Gert Müller, geschäftsführender Gesellschafter der GEMÜ Gruppe.

 

Böhmer Kugelhähne hat die Odorierdüsen Wechseleinheit (OWE) entwickelt, um die Impfdüsenwartung zu vereinfachen. „Die Konstruktion ermöglicht die optische Inspektion des Verdampfers ohne vorherigen Ausbau der Impfdüse“, erklärt das Unternehmen. Die OWE ist ein Kugelhahn mit integriertem Sichtfenster und Impfdüsenaufnahme. „Die enge Zusammenarbeit unserer Ingenieure mit Westnetz ermöglichte die Herstellung einer Armatur mit solchen Merkmalen bei gleichbleibend hoher Betriebssicherheit, für die alle Böhmer Kugelhähne weltweit bekannt sind“, so das Unternehmen weiter.

Während der Odorierung lagern sich Gasbegleitstoffe und Staub auf dem Verdunstungskörper der Impfdüse ab. Der Odorstoff und die Ablagerungen bilden mit der Zeit eine klebrige Substanz auf der Oberfläche der Impfdüse. Die Verdunstungsoberfläche der Impfdüse minimiert sich und der Odorstoff kann nicht mehr vollständig verdampfen. Die Impfdüse verliert mit der Zeit ihre Funktion und kann im Extremfall durch den Einfluss von Strömung und Vibrationen abreißen.

Defekte Impfdüsen beeinträchtigen den Odorierungsprozess. Flüssiger Odorstoff tropft in die Gasleitung und führt zur Verharzung der Armaturen. „Der Ausfall einer Armatur ist teuer. Er bedeutet hohe Kosten für die Anschaffung, den Austausch und den Ausfall der Anlage“, erläutert das Unternehmen.

 

 

 

 

Tradition und Erfahrung aus über sechs Jahrzehnten verbinden sich bei dem Familienunternehmen GL Ludemann zu einer modernen Produktion mit einem eingespielten Fachkräfteteam. Der Fokus des Familienunternehmens GL Ludemann Armaturen sind Schmutzfänger und Filter.

Seit 1962 hat sich die GL Ludemann Armaturen GmbH auf die Herstellung von Schmutzfängern für den internationalen Industriemarkt spezialisiert. Das Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz in Köln, einen Standort in den Niederlanden und Filmeaco als Vertriebspartner in Großbritannien. Um die Produktionskapazitäten zu vergrößern, ist die Niederlassung in den Niederlanden erst vor zwei Jahren an einen neuen Standort in Zuidbroek umgezogen, wo die individuelle Siebfertigung erweitert wurde.

„Das Unternehmen bietet eine große Auswahl an Materialien an, wie Grauguss, Messing, Rotguss, Sphäroguss, Stahlguss, LCB und Edelstahl“, erläutert das Unternehmen in einer Mitteilung. Es gibt Armaturen mit speziellen Beschichtungen und Varianten mit Innengewinde oder als Flanschausführung, Doppelfilter, Sonderdichtungen, DIN- und ANSI-Standards. Der Traditionshersteller ist spezialisiert auf die Herstellung von Schmutzfängern für Medien, wie Wasser, Öl, Druckluft und Dampf und produziert seit 2016 auch Schmutzfänger in Kunststoffausführung, die durch ihre Langlebigkeit und Säurebeständigkeit „optimal für Bereiche in der chemischen Industrie geeignet sind“. Die eigene Siebfertigung in den Niederlanden ermöglicht die Herstellung von Sondersieben mit Maschenweiten von 40µ bis 10mm.

Das Familienunternehmen wird seit 2018 in dritter Generation von Martina Ludemann-Sauerwald geführt, die ihrem Vater Eric Ludemann bereits seit 2008 bei der Weiterentwicklung der Vertriebs- und Marketingaktivitäten zur Seite stand. Die ausgebildete Kauffrau im Groß- und Außenhandel hat die Geschäftsführung etwas früher als geplant übernommen. „Kurz nachdem ich die Geschäftsführung übernommen hatte, haben die Corona-Krise und der Lockdown unsere internen und externen Abläufe verändert. Rückblickend sehe ich dies als Herausforderung, die zeigt, wie flexibel wir arbeiten können. Ich musste ein Unternehmen leiten und zeitgleich meinen kleinen Sohn betreuen. Unser Team ist enger zusammengerückt. Wir haben unsere Produktionsabläufe angepasst und bearbeiten noch immer jeden Kundenwunsch individuell. Das ist unser Fundament: Die Verquickung unseres jahrzehntelangen Know-hows mit der Möglichkeit Individualisierungen und Modifizierungen umzusetzen, die unsere Schmutzfänger und Armaturen so beständig und leistungsfähig machen.“

LNG wird zum großen Hoffnungsträger ARTIKEL DER WOCHE

Foto: Pixabay

LNG hat in diesem Jahr einen rasanten Nachfrage- und Aufmerksamkeitsschub erfahren und stieg angesichts des Krieges in der Ukraine zum Hoffnungsträger einer diversifizierten, von russischem Gas unabhängigen Gasversorgung auf. Beim Blick auf die aktuelle Entwicklung zeigt sich, dass sich die USA voraussichtlich zur wichtigsten Bezugsquelle für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Deutschland und Europa entwickeln wird.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Zu diesem Schluss kommt die Studie „Entwicklungen der globalen Gasmärkte bis 2030“, die vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von Zukunft Gas erarbeitet wurde und mögliche Veränderungen auf Angebots- und Nachfrageseite von Pipeline-Gas und LNG (Liquefied Natural Gas) bis zum Ende des Jahrzehnts untersucht.

Die Studie des EWI untersucht in verschiedenen Szenarien den künftigen Gashandel zwischen der Europäischen Union (EU) und Russland und deren Auswirkungen auf die globalen Handelsbeziehungen. Klares Ergebnis: Der europäische Bedarf nach LNG steigt deutlich. Für den Fall, dass der Gashandel aus Russland dauerhaft zum Erliegen käme, würden die drei verbleibenden Pipelinekorridore von Norwegen, Aserbaidschan und Algerien in die EU stark ausgelastet werden. Über bestehende Liefermengen hinausgehend kann zusätzliches Gas von dort nur in begrenztem Umfang bezogen werden. Norwegen kann seine Produktion nach aktuellen Schätzungen noch bis zum Jahr 2028 steigern, danach wird die Produktion zurückgehen. Importe aus den nordafrikanischen Exportländern werden voraussichtlich abnehmen, weil im Zuge des zu erwarteten Wirtschaftswachstums die heimische Nachfrage dort steigen wird.

LNG-Schiffsbetankung der „Scheldt River“ durch Nauticor in Brunsbüttel – die Experten von Nauticor, ein LNG-Anbieter für Schiffe, nutzen bei der Betankung ein bereits mehrfach erfolgreich eingesetztes Verfahren, bei dem die Betankung eines Schiffes parallel aus zwei LNG-Tankwagen erfolgt und der Betankungsvorgang so erheblich beschleunigt wird. © Brunsbüttel Ports GmbH

Lücke mit LNG-Importe füllen

Die Untersuchung des EWI kommt daher zu dem Schluss, dass die Lücke der russischen Gaslieferungen mithilfe von LNG-Importen gefüllt werden muss. Dabei könnten LNG-Lieferungen aus den USA die größte Rolle auf dem europäischen Markt übernehmen. In allen untersuchten Szenarien steigen die Importe der USA gegenüber dem Jahr 2021 deutlich an. Sollte zwischen Russland und der EU kein Gas gehandelt werden, erreichen sie einen Anteil an den Gesamtimporten der EU von circa 40 Prozent. Damit würde sich die EU neben Asien zu einem der wichtigsten Absatzmärkte für Erdgas aus den USA entwickeln. Dagegen ist das Wachstum der aus Katar kommenden Mengen beschränkt. Auch zusätzliche Importe aus Australien oder Kanada werden vermutlich für den europäischen Markt nicht signifikant sein, da diese Exporteure in erster Linie den asiatischen Markt bedienen werden. Die zusätzlichen Mengen können jedoch helfen, Knappheiten auf den Weltmärkten zu verhindern. Dazu könnte auch eine geringere Nachfrage beitragen. Laut Studie wäre das beispielsweise durch Elektrifizierung, Effizienzgewinne und die Produktion von Biomethan als Erdgas-Substitut erreichbar.

Diversifizierung auch bei LNG im Blick halten

Die starke Fokussierung auf die USA birgt neue Herausforderungen: „Mit Blick in die unmittelbare Zukunft ist Deutschland gefragt, die angestrebte Diversifizierung der Bezugsquellen nicht aus den Augen zu verlieren“, fordert Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas. „Nur so kann die europäische Gasversorgung tragfähig und sicher werden. Für die Neuausrichtung ist eine langfristige Strategie erforderlich, die eine diversifizierte LNG-Beschaffung stärkt.“ Hinzu komme, so Kehler weiter, dass auch die USA langfristige Signale erwarten. „Nur wenn unsere US-amerikanischen Handelspartner ein klares Bild über die künftigen Abnahmeperspektiven haben, werden sie die nötigen Investitionen zum Ausbau der Verflüssigungskapazitäten leisten.

Dr. Timm Kehler Quelle: Zukunft Gas, Lotte/Ostermann

Werden entsprechende Kapazitäten am US-Markt nicht rechtzeitig und in ausreichendem Maße geschaffen, drohen zum einen Risiken im Hinblick auf die Versorgungsbilanz und zum anderen steigende Preise.“

Aussicht auf Entspannung bei Preisen

Mit Blick auf die aktuelle Preissituation rechnet Kehler bereits ab 2024 mit einer Entspannung: „Der zügige Ausbau der LNG-Terminals in Europa wird Importengpässe beseitigen und die europäischen und asiatischen Preise angleichen.“ Ein Preisniveau wie 2018 erwarten die Studienautoren des EWI allerdings frühestens 2026 und auch nur bei einem zumindest teilweise bestehenden Handel mit Russland: Ohne Gashandel mit Russland könnten die Großhandelspreise in Nordwesteuropa auch im Jahr 2026 noch über 90€/MWh liegen. Bei einer global sinkenden Nachfrage kann jedoch das Preisniveau von 2018 auch ohne russisches Gas bis 2030 wieder erreicht werden.

30 Kilometer lange Gasleitung

Gerade auch Deutschland bereitet sich bereits auf den Bezug von LNG ein. So wird das erste Anlandeterminal für LNG in Deutschland in Wilhelmshaven an der Seebrücke Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG) entstehen. Uniper errichtet und betreibt das Terminal mit Unterstützung der Bundesregierung. Ziel von Uniper ist die Unabhängigkeit von einzelnen Energiebezugsquellen und eine nachhaltig Energiezukunft. „Uniper trägt so schnellstmöglich einen erheblichen Beitrag zur zukünftigen Diversifizierung der Energieimporte der Bundesrepublik Deutschland bei“, erklärt das Unternehmen. Perspektivisch werden in Wilhelmshaven grüne Rohstoffe importiert.

In einem zweiten Projektschritt soll parallel zur bestehenden UVG- eine dauerhafte und erweiterte Hafenlösung für die FSRU realisiert werden. Hierbei ist geplant, zusätzliche Entlade- und Umschlagsmöglichkeiten für grüne Gase, zum Beispiel Ammoniak, zu schaffen, um das gesamte Potenzial dieses neuen Infrastrukturprojekts in Wilhelmshaven („Green Wilhelmshaven“) nutzen zu können. Für die Anbindung an das bestehende Erdgasfernleitnetz ist eine rund 30 Kilometer lange Gasleitung erforderlich, deren Realisierung bereits begonnen hat.

Hohe Anforderungen an Armaturen

Komponentenanbieter wie Armaturenhersteller und Anlagenanbieter dürfen immer vollere Auftragsbücher erwarten – sowohl für den LNG-Transport als auch für den Aufbau einer LNG-Infrastruktur. Die Produkte reichen von der Reinigung des Erdgases über Speichertanks und Verdampfungsanlagen für Hafenanlagen und Schiffe bis hin zur regionalen Verteilung und Kundenanwendungen.

Den aufstrebenden LNG-Sektor haben bereits einige Unternehmen im Fokus – und er gewinnt an Bedeutung. Allerdings müssen Armaturen bei Flüssiggas, um den Unternehmen Erfolg zu bescheren, hohe Anforderungen erfüllen. Transportfahrzeuge für tiefkalt verflüssigtes Erdgas sind durch häufiges Befüllen, Transport und Entladung am Zielort größten Belastungen ausgesetzt. Außerdem sind bei der LNG-Lagerung Betriebsdauer und Arbeitsleistung sowie Sicherheit und Zuverlässigkeit zentral. Für die Betankung mit LNG werden ebenfalls leistungsfähige Armaturen benötigt.

Die kommerziellen Aussichten sind für die Armaturenbranche also gut. Und dass sie die hohen Anforderungen bereits erfüllt – daran gibt es keinen Zweifel.

Immer mehr mit LNG betriebene Schiffe werden die Meere und Flüsse befahren. Auch der Transport und die Anlandung von Flüssigerdgas wird künftig zunehmen. Foto: Pixabay
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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