Die Gemengelage ist für die Chemieindustrie alles andere als einfach. Denn sie muss eine Transformation durchlaufen – hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit. An ihrer Seite ist die Armaturenbranche, die die Chemieindustrie mit ihren Lösungen zu unterstützt.
Abgekühlt hat sich das Geschäftsklima der chemisch-pharmazeutischen Industrie im April. Obwohl die aktuelle Lage etwas besser als in den vorherigen Monaten aussieht, haben sich die Geschäftserwartungen zuletzt spürbar eingetrübt. Das berichtet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) im „Schlaglicht Chemie & Pharma“.
Umsatz bei Chemie und Pharma rückläufig oder stagnierend
Die Branche rechnet für die kommenden Monate überwiegend mit einer erneuten Verschlechterung der Geschäftslage. Hauptursache für den befürchteten Rückschlag dürfte laut dem „Schlaglicht“ die „aggressive und unberechenbare US-Zollpolitik von Donald Trump sein“. Das bedeutet: Bevor die Konjunkturimpulse der neuen Bundesregierung allmählich wirksam würden, drohe der deutschen Industrie konjunktureller Gegenwind.

Aufgrund der gesunkenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit fiel es den Unternehmen laut VCI zunehmend schwerer, von der steigenden Nachfrage im Ausland zu profitieren. Die Folge: Auf allen wichtigen Exportmärkten war der Umsatz von Chemie und Pharma im bisherigen Jahresverlauf rückläufig beziehungsweise stagnierte. Zudem dürften die aktuellen Zollturbulenzen das Exportgeschäft weiter belasten.
Investitionen in herausfordernden Zeiten
Dennoch: Es gibt auch gute Nachrichten für die Chemieindustrie. Sie zeigt sich weiterhin als investitionsbereit. So investiert zum Beispiel Piramal Pharma Ltd. 90 Millionen US-Dollar in den Ausbau von zwei US-Standorten in den USA. Die Anlage von Piramal Pharma in Lexington, Kentucky, ist auf steriles Compounding, Flüssigkeitsabfüllung und Lyophilisierung für sterile injizierbare Arzneimittel spezialisiert.
Die Erweiterung des Standorts umfasst die Produktionsfläche von 24.000 Quadratmetern und ein neues Labor. Sie ermöglicht eine Produktion im kommerziellen Maßstab für eine effiziente Skalierung der injizierbaren Arzneimittelprodukte der Kunden. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören eine neue Abfüllanlage, zwei Lyophilisatoren in kommerzieller Größe, eine spezielle Verschließmaschine und eine externe Flaschenwaschanlage. Die Anlage soll bis Ende 2027 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden.

Kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff
Auch Evonik – der Konzern hatte in den ersten drei Monaten des Jahres in schwierigem Umfeld das Ergebnis des Vorjahresquartals übertroffen – investiert. Evonik baut in Marl eine Pilotanlage zur Produktion der Anionen-Austausch-Membran (AEM). Das Unternehmen hat die Membran selbst entwickelt. Sie ist ein zentraler Bestandteil in der AEM-Wasserelektrolyse und hat laut Evonik das Potenzial, die kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff zu ermöglichen. Der Konzern investiert einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in die Anlage, die Ende 2025 in Betrieb gehen soll.
Die AEM-Anlage in Marl wird Membranen für Kunden produzieren, die diese in kommerziellen Elektrolyseursystemen verwenden können. Nach ihrer Fertigstellung wird sie in der Lage sein, pro Jahr genügend Membranen herzustellen, um 2,5 GW Elektrolyseleistung für die Wasserstofferzeugung bereitzustellen. Zusätzlich wird die AEM-Anlage auch gewebeverstärkte Membranen herstellen können, um dem wachsenden Kundeninteresse an dieser Technologie gerecht zu werden.
Chemieindustrie benötigt Lösungen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren
Zur Wahrheit gehört aber auch: Hohe Energiekosten, Bürokratie und ein Fachkräftemangel in Deutschland führen bei den Chemieunternehmen zu Wettbewerbsnachteilen auf den weltweiten Märkten. „Dies alles führt dazu, dass in vielen Firmen gespart und gekürzt wird. Es gibt Restrukturierungen und der Markt ist im Wandel“, erklärt Peter Wegjan, Vertriebsingenieur Sonderkugelhähne bei Hartmann Valves. Eine weitere große Herausforderung ist der in dieser schwierigen Marktlage notwendige Wandel zu einer klimafreundlichen Produktion. „Die Chemieindustrie muss hier aktiv gestalten und innovative Lösungen entwickeln, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Aber es gibt Werkzeuge, um die großen Herausforderungen besser zu meistern. Peter Wegjan: „Neben Punkten wie dem digitalen Typenschild nimmt Digitalisierung insbesondere bei der Automatisierung der Armaturen eine immer größere Rolle ein.“ Hinzu kommt die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. In der Chemieindustrie und im Armaturenbau wird die KI bereits bei der Unterstützung von Automatisierungsprozessen und digitalen Steuerungen eingesetzt.
Bedeutung automatisierter Armaturenlösungen nimmt weiter zu
Ein wichtiges Tool zur Erreichung von mehr Nachhaltigkeit ist also ohne Zweifel die Digitalisierung. So fokussiert sich die AVA Gruppe verstärkt auf automatisierte Armaturenlösungen. Dabei setzt sie zunehmend auf Armaturen, die mit intelligenten Sensoren und Antrieben ausgestattet sind, „um eine nahtlose Integration in digitale Systeme zu ermöglichen und so die Effizienz und Automatisierung in den Prozessen unserer Kunden zu optimieren“, erläutert Frank Alms, Geschäftsführender Gesellschafter der AVA Gruppe. Daher hat AVA bereits in den vergangenen Jahren insbesondere in Automatisierungslösungen investiert und wird diesen Bereich auch in Zukunft weiter ausbauen.
Die Vorzüge der Digitalisierung für die Chemiebranche hebt auch die AS-Schneider Group hervor. Vorteil der Digitalisierung: Sie ermöglicht es, Prozesse in Echtzeit zu überwachen, zu steuern und zu optimieren. „Intelligente Systeme, die auf datenbasierten Analysen beruhen, schaffen Transparenz und erhöhen die Effizienz in Produktionsprozessen erheblich“, betont Thomas Weisschuh, Director Product Management, Marketing and Innovation bei AS-Schneider. Dabei kommen moderne Sensorik, digitale Zwillinge und automatisierte Regelkreise zum Einsatz, „die es ermöglichen, Produktionsschritte präzise zu überwachen und proaktiv zu steuern.
Gut angelegtes Geld
Investitionen in Digitalisierung und in Künstliche Intelligenz sind also gut angelegtes Geld. Sie bieten der Chemiebranche das geeignete Werkzeug, um aktuelle Herausforderungen besser in Chancen umzuwandeln. Und das mit Unterstützung der Armaturenbranche: Denn sie ermöglicht geeignete Lösungen für die neuen Prozesse.

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