Der Maschinen- und Anlagenbau ist durch die anstehende Transformation wie keine zweite Industrie gefordert: Die Branche muss die technologischen Antworten auf die damit verbundenen politischen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen liefern. Maschinenbaufirmen machen den Wandel und den Umbau von Wirtschaft und Industrie mit ihren Technologien möglich und sind zugleich selbst Anwender in dem Prozess – was natürlich auch für die Armaturenbranche gilt. Allerdings gefährdet laut VDMA der Fachkräftemangel den Prozess – zum Beispiel bei der Energiewende. Was ist zu tun?
Der VDMA beteiligt sich am Leitdialog im Kanzleramt zum Umbau der Wirtschaft. Für eine erfolgreiche Transformation braucht es die Dynamik und die Innovationen des industriellen Mittelstands. „Mit dem Maschinenbau gelingt die Transformation, ohne uns läuft nichts. Weder der angestrebte Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft noch die Digitalisierung der Produktion kann ohne Technologien aus dem Maschinen- und Anlagenbau gelingen“, erklärt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann, der vor allem mittelständische Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau in der „Allianz für Transformation“ repräsentierte.
Aus Sicht des VDMA, in dem auch ein großer Teil der Transformationstechnologien organisiert ist, hat die Bundesregierung erste Hürden für einen zügigeren Ausbau der Erneuerbaren Energien insbesondere durch die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren aus dem Weg geräumt. VDMA-Hauptgeschäftsführer Brodtmann dringt aber darauf, dass verlässliche politische Rahmenbedingungen sowie eine erhöhte Geschwindigkeit in der Umsetzung der politischen Maßnahmen zu mehr Marktvolumen führen müssen, um die von der Politik definierten Ziele absehbar erreichen zu können. Er mahnte deshalb: „Es braucht eine temporäre Unterstützung bei der Skalierung sytstemrelevanter kritischer Infrastrukturen, die aus heimischer Produktion benötigt werden, damit unser Standort resilient aufgestellt werden kann.“
Risiko Fachkräftemangel
Die High-Tech-Industrie Maschinenbau leidet aktuell vor allem unter dem allgemeinen Arbeits- und Fachkräftemangel, der allein im Bereich Erneuerbarer Energien bis 2030 zu einer Fachkräftelücke von 300.000 bis 500.000 Beschäftigten führen und somit einen beschleunigten Ausbau ausbremsen könnte. „Der Fachkräftemangel ist eine echte Gefahr für die gewünschte Beschleunigung der Energiewende“, warnte Brodtmann. Er signalisierte deshalb der Bundesregierung seine Unterstützung für Maßnahmen, um zum Beispiel Frauen häufiger in Vollzeitarbeit zu bringen. Gleiches gelte für die Nachqualifizierung von Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Bei der Fachkräfteeinwanderung sei die Bundesregierung auf dem richtigen Weg. „Aber auch hier ist ein weiterer Bürokratieabbau erforderlich. Zudem müssen die Ausländerbehörden sowie die deutschen Konsulate besser ausgestattet werden, um Anträge von einwanderungswilligen Fachkräften zügiger bearbeiten zu können.
Als wichtigen Beitrag des Maschinenbaus zur Bekämpfung des Fachkräftemangels hat der VDMA-Hauptgeschäftsführer in der „Allianz“ den verstärkten Einsatz von Automation und Robotik hervorgehoben. „Roboter können den Fachkräftemangel nicht ausgleichen aber lindern“, erläuterte Brodtmann. Robotik und Automation würden inzwischen auch in kleinen und mittleren Unternehmen eingesetzt. Sogenannte Cobots, also kollaborative Roboter, könnten insbesondere körperlich belastende Tätigkeiten verrichten.
Frauen für das Unternehmen gewinnen
Aber nicht nur die Bundesregierung kann mit verschiedenen Mitteln beim Fachkräftemangel gegensteuern. Auch die Unternehmen selbst können einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftegewinnung leisten – wie beispielsweise Emerson. „Die Nachfrage nach qualifizierten und erfahrenen Ingenieuren ist derzeit sehr groß, was es schwierig macht, die richtigen Leute zu finden und sie schnell einzustellen“, berichtet Philipp Strauch, Vertriebsleiter für Absperrventile bei Emerson für Kunden aus der Prozessindustrie in der DACH-Region. Ein Hebel, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es, mehr Frauen im Unternehmen zu rekrutieren, zu halten und zu fördern. Philipp Strauch: „Dank der großartigen Arbeit, die wir mit Schulen und Universitäten geleistet haben, sowie unserem starken Ausbildungsprogramm konnten wir mehr Frauen für das Unternehmen gewinnen, und derzeit sind die Hälfte der Emerson-Belegschaft in Deutschland Frauen.“
Emerson hat sich außerdem verpflichtet, eine Kultur zu fördern, in der jeder Mitarbeiter mit seinen Erfahrungen und Perspektiven geschätzt und respektiert wird. „Wir glauben, dass ein vielfältiges, gleichberechtigtes und integratives Arbeitsumfeld zu einem reichhaltigen Ideenaustausch beiträgt. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, in großen Dimensionen zu denken, schwierige Fragen zu stellen und konventionelles Denken zu hinterfragen“, erläutert der DACH-Vertriebschef. Man sei bestrebt, eine Kultur des Respekts und der Akzeptanz zu schaffen, in der sich jeder Emerson-Mitarbeiter entfalten könne.
Allerdings gibt es eine zweite Seite der Medaille: Für ein Automatisierungsunternehmen wie Emerson ist der Fachkräftemangel auch eine Chance. „Da unsere Kunden mit weniger Ressourcen mehr erreichen müssen, kann unser Portfolio an Automatisierungslösungen unseren Kunden helfen, Aufgaben zu vereinfachen und die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen“, betont Philipp Strauch. Darüber hinaus verfügen die Emerson-Ingenieure „über umfassende Branchen- und Anwendungskenntnisse, die es ihnen ermöglichen, Kunden bei der Suche nach der besten Lösung für ihre spezifischen Herausforderungen zu unterstützen“. Die Automatisierung schafft also für Anbieter und Anwender eine Win-win-Situation.
Positive Unternehmenskultur
Eine wichtige Strategie, einer zunehmenden Fachkräfteknappheit zu trotzen, ist es, die Breite der Gesellschaft verstärkt abzubilden. Ein explizites strategisches Ziel von Alfa Laval, an dem fokussiert gearbeitet wird, ist es, verstärkt Frauen für eine Tätigkeit im Unternehmen zu gewinnen. Bei Führungspositionen liegt der Frauenanteil bereits über Branchendurchschnitt und auch bei Stellen ohne Personalverantwortung „sind wir auf einem guten Niveau. Dennoch möchten wir uns hier in
den kommenden Jahren noch deutlich steigern. Diversität steigert die Leistungsfähigkeit des Teams sowie des gesamten Unternehmens und fördert eine positive Unternehmenskultur“, erklärt Florian Drude, HR Manager Alfa Laval Mid Europe.
Auf das Thema „Generationen“ blickt Alfa Laval ganzheitlich. Es gilt, jungen Nachwuchs zu gewinnen sowie Leistungsträger im mittleren Alter zu fördern und zu entwickeln. „Die verdienten, langjährigen Mitarbeitenden müssen ihr wertvolles und umfangreiches Wissen im Unternehmen einbringen – teilweise auch über den Renteneintritt hinaus“, erläutert Florian Drude. Das Unternehmen nutzt zum Beispiel Consultant-Positionen, um von den Ehemaligen zu profitieren, ohne sie im operativen Tagesgeschäft zu verhaften. „Aber auch die andere Richtung des Wissenstransfers wird von uns aktiv gefördert, indem wir zum Beispiel Reverse Mentoring-Programme anbieten, in denen die junge Generation ihre Kenntnisse an erfahrene MitarbeiterInnen weitergibt.“ Das Ziel sei eine ganzheitlich lernende Organisation.
Wichtig ist aus Sicht von Alfa Laval, eine langfristige strategische Personalplanung zu haben. So könne man sich frühzeitig und proaktiv auf neue Entwicklungen am Arbeitsmarkt einstellen. Ein vorausschauender sowie analytischer Blick auf die aktuelle Situation erhöhen also deutlich die Chance, in einen gravierenden Fachkräftemangeln hineinzugeraten.
Die Verhinderung eines größeren Fachkräftemangels trägt letztlich auch wieder dazu bei, dass auch große Projekte wie die Energiewende – und zum Beispiel ebenfalls die Digitalisierung – gelingen kann.
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