Als komplex und diffus gestaltet sich aktuell die Beurteilung der Konjunktur Deutschlands. Es ist von einer Aufhellung die Rede, von gegensätzlichen Impulsen in der Wirtschaft und von kleinen Lichtblicken. Trends, die eine Entwicklung signalisieren, die auch die Armaturenbranche bestärken wird.
Ein Beitrag von Michael Vehreschild.
Konsum und Industrie senden aktuell gegensätzliche Impulse für die deutsche Konjunktur. „Die deutsche Konjunktur ist zu Jahresbeginn gespalten.“ Mit dieser Einschätzung hat Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef des ifo Instituts, auf die Meldung des Statistischen Bundesamtes reagiert, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2023 stagniert hat. „Auf der einen Seite profitiert die Industrie von nachlassenden Lieferengpässen sowie von gesunkenen Energiepreisen und ist auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Auf der anderen Seite zehrt die hohe Inflation an der Kaufkraft der privaten Haushalte und lässt den Konsum schrumpfen“, fügt Wollmershäuser an.
In der Industrie dürfte der Aufwärtstrend laut ifo auch im weiteren Verlauf des Jahres anhalten. Das Geschäftsklima hat sich bereits sechs Mal in Folge verbessert und ist mittlerweile positiv. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, und die allmähliche Belebung der Weltkonjunktur wird die Neuaufträge weiter zunehmen lassen. Damit stehen die Zeichen für eine Ausweitung der Exporte und der Ausrüstungsinvestitionen gut.
Exportmotor springt langsam wieder an
„Der Exportmotor springt langsam wieder an. Die Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten in der Industrie haben weiter abgenommen“, sagt Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), zu den vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Exportzahlen. Die Bestellungen aus dem Ausland legten zu Jahresbeginn kräftig zu und waren zuletzt wieder höher als vor Beginn der Pandemie. Anzeichen einer Erholung gibt es vor allem in Asien.
Die Industrie und das Exportgeschäft haben die wirtschaftliche Leistung im sonst schwachen ersten Quartal gestützt. „Die Bundesregierung muss jetzt darauf aufbauen und Impulse setzen. Die Stärkung der industriellen Investitionstätigkeit in den Klimaschutz und die Digitalisierung bleibt vordringlich“, betont Gönner in einer Mitteilung.
Selbst mit einem realen Exportwachstum von zwei Prozent in diesem Jahr werde Deutschland voraussichtlich Weltmarktanteile verlieren. „Deutschlands und Europas Wettbewerbsfähigkeit ist bedroht. Die wirtschaftliche Erholung hinkt nicht nur hinterher, weil wir von Krieg, Energiepreisschock und Inflation teilweise stärker als andere Weltregionen betroffen sind. Hinzu kommt die hohe Regulierungsdichte in Deutschland, die dazu führt, dass Investitionen zu langsam oder erst gar nicht getätigt werden“, erläutert Gönner.
Geschäftserwartungen in der Chemie hellen sich weiter auf
Zunehmende Zuversicht in der Chemiebranche: Das ifo Geschäftsklima in der chemischen Industrie hat sich im April aufgehellt. Es stieg auf -3,1 Punkte, nach -10,5 (saisonbedingt korrigiert) im März. Verbessert haben sich vor allem die Erwartungen. Mit 13,3 Punkten erreichten sie den höchsten Wert seit Dezember 2021. Die aktuelle Lage dagegen beurteilten die Unternehmen noch überwiegend als schlecht. „Die chemische Industrie schöpft Zuversicht aus dem Abflauen der Lieferengpässe und der günstigeren Energie. Die aktuelle Auftragslage in der Chemie ist allerdings nach wie vor schwach“, sagt Branchenexpertin Anna Wolf vom ifo Institut.
Doch angesichts wieder rückläufiger Energie- und Rohstoffkosten planen die Unternehmen, die Produktion wieder auszuweiten. Die Beschäftigungserwartungen sind aber nach wie vor negativ. „Offenbar planen die Unternehmen, weiterhin Kosten zu sparen, zumal die Preise für chemische Produkte weiter deutlich gesenkt werden sollen“, sagt Wolf.
Individuelle Zielvorgaben für jede Produktion
„Die verantwortlichen Mitarbeitenden können im PFDL-Auftrag auch Zielvorgaben hinterlegen. Sie könnten bestimmen, dass die Herstellung besonders energieeffizient oder besonders schnell oder mit maximaler Auslastung der Anlagen und Maschinen ausgeführt werden soll“, erläutert Andreas Ebner, Experte für Kognitive Industrielle Systeme am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB. Diese Zielvorgaben lassen sich jederzeit ändern. Bei einer spontan eintretenden Auftragsspitze könnten die Mitarbeitenden beispielsweise die schnelle Herstellung als Zielvorgabe für das System setzen, auch wenn dies im Einzelfall dann mehr Energiekosten verursache. Die Produktion könne so problemlos auf Nachbestellungen oder auf die Modifikation der Produkteigenschaften bei einer neuen Produktversion reagieren.
Darüber hinaus ist die Produktionsarchitektur laut Fraunhofer-Gesellschaft in der Lage, die Herstellung eines besonders großen Bauteils auf mehrere Maschinen aufzuteilen. So könnte die
Fertigung der großen Pressform, die später zum Ausformen einer Automobil-Seitenwand dient, auf kleinere Maschinen aufgeteilt werden, die jeweils nur ein Segment herstellen. Die Segmente werden nachgelagert zusammengefügt. „Auf diese Weise können statt schwer verfügbarer und teurer Maschinen preiswertere kleine Maschinen eingesetzt werden.“
Lichtblicke im Maschinen- und Anlagenbau
Langsam aufwärts geht es im Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland. Im März verbuchte die Branche einen Rückgang der Bestellungen um real 6 Prozent. „Ein kleiner Lichtblick nach mehreren Monaten mit zweistelligen Minusraten, aber noch keine Trendwende“, erklärt der VDMA in einer Mitteilung.
Nach mehreren Monaten mit zweistelligen Rückgängen in den Auftragsbüchern verbuchte der Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland im März also ein geringeres Minus. Insgesamt sanken die Bestellungen um real 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei aus dem Inland 10 Prozent und aus dem Ausland 4 Prozent weniger Orders kamen. Die Nicht-Euro-Region schnitt dabei mit einem Rückgang von 1 Prozent besser ab als die Euro-Länder (minus 10 Prozent). „Der März war der erste Monat mit einer einstelligen Minusrate der Bestellungen seit September 2022. Das ist ein kleiner Lichtblick – wohlwissend, dass das Großanlagengeschäft bei diesem Ergebnis etwas nachgeholfen hat. Schon gar nicht würde ich zum jetzigen Zeitpunkt schon von einer Trendwende sprechen. Dafür ist es definitiv zu früh“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.
Unterm Strich resultierte für das gesamte erste Quartal 2023 ein Minus der Auftragseingänge von real 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von Januar bis einschließlich März gingen die Inlandsorders um 14 Prozent zurück, aus dem Ausland kamen 13 Prozent weniger Bestellungen (Euro-Länder: minus 11 Prozent, Nicht-Euro-Länder: minus 13 Prozent). „Wir haben in den letzten Wochen einige überraschend positivere Signale aus dem wirtschaftlichen Umfeld bekommen. Doch nach wie vor sind viele Investoren verunsichert, das weltweite Wachstum ist weiterhin gering, die Inflation hoch. Was die Maschinenbaufirmen aktuell trägt, ist ein hoher Auftragsbestand mit einer Reichweite von aktuell 11,6 Monaten“, sagt Wiechers.
LNG und Wasserstoff als Boommärkte für die Armaturenbranche
Selbst wenn die wirtschaftliche Entwicklung aktuell noch etwas fragil ist, gerade bestimmte Industrien sorgen auch für eine klare Zuversicht bei der Armaturenbranche. Dazu gehört etwa der unaufhaltsame Aufstieg von LNG. Experten gehen davon aus, dass die LNG-Nachfrage von 397 Millionen Tonnen in 2022 auf 650 bis über 700 Millionen bis 2040 hochschnellen könnte. Auch der Wasserstoffbereich wächst in großen Schritten und gilt als Boommarkt. Enorme Potenziale, die die Armaturenbranche mit ihren Komponenten bestens bedienen wird.
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