Deutsche Wasser- und Abwassertechnik – ein Exportschlager

Die Anforderungen an Menge und Qualität von Trink-, Brauch- und Prozesswasser steigen stetig. Dafür werden effiziente Lösungen benötigt – sowohl für die Wasseraufbereitung als auch für die Abwasser- und Schlammbehandlung. Nachgefragt wird hierfür gerade auch deutsche Technologie. Die Exporte von Wasser- und Abwassertechnik sind erneut gestiegen. In Zeiten großer Herausforderungen eine gute Nachricht. Auch für die Armaturenbranche.

„Wasser ist Grundlage allen Lebens“, lautet der erste Satz der Nationalen Wasserstrategie Deutschlands, die im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. „Diese Strategie ist kein alleinstehendes Instrument, sondern ist im europäischen und globalen Kontext zu betrachten: Es braucht erhebliche Investitionen in die Wasserwirtschaft zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen“, erklärt der VDMA Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate in einer Mitteilung.

Diese Investitionen schließen laut dem Verband modernste Technologien unbedingt ein. Technologien, die der Maschinen- und Anlagenbau zur Verfügung stellt. Der VDMA bilanzierte, dass innovative und effiziente Wasser- und Abwassertechnik aus Deutschland im Jahr 2023 weltweit so stark wie nie zuvor nachgefragt war.

Trotz vielfältiger politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten, mit denen sich die Hersteller von Wasser- und Abwassertechnik aus Deutschland konfrontiert sahen, „konnten die internationalen Märkte überwiegend erfolgreich bearbeitet und damit das Rekordniveau der Exporte aus dem Vorjahr erneut übertroffen werden“, so der VDMA weiter. Im Vergleich zum Jahr 2022 stiegen die Ausfuhren um 5,5 Prozent auf fast 1,3 Milliarden Euro.

EU-27 bleibt wichtigste Absatzregion

Bei der Entwicklung einzelner Absatzregionen bietet der Blick in die Statistik kein einheitliches Bild. In die die EU-Staaten, die weiter mit Abstand wichtigste Absatzregion, stieg das Exportvolumen der heimischen Hersteller leicht unterdurchschnittlich um 2,6 Prozent auf 611 Millionen Euro. Damit wurden 47 Prozent aller Exporte von Wasser- und Abwassertechnik aus Deutschland in die anderen EU-Staaten ausgeführt.

Für die ebenfalls wichtigen Abnehmerregionen Sonstiges Europa (plus 6,5 Prozent) und Nordamerika (plus 7,9 Prozent) steht laut VDMA ebenfalls eine positive Veränderungsrate zu Buche, für Ostasien mit minus 4,7 Prozent eine negative Entwicklung.

Die deutlichsten positiven Veränderungen gab es in den vergleichsweise kleineren Absatzregionen Nordafrika (plus 55,2 Prozent), Südostasien (plus 54,7 Prozent) und Zentral- und Südasien (plus 50,1 Prozent). Der stärkste Rückgang wurde im Nahen/Mittleren Osten (minus 5,5 Prozent) verbucht.

„Damit gelang es den deutschen Anbietern von Wasser- und Abwassertechnik wie schon den Jahren zuvor erneut, teilweise signifikante Rückgänge der Ausfuhren in eine wichtige Region durch ebenso deutliche Zuwächse in anderen Absatzregionen zu kompensieren“, betont der Fachverband.

Sieben der zehn wichtigsten Exportmärkte im Plus

Von den zehn wichtigsten Einzelmärkten für Wasser- und Abwassertechnik aus Deutschland entwickelten sich 2023 die Ausfuhren in sieben Märkte positiv und in drei Märkte (teils nur sehr leicht) negativ. Darunter ist auch China, 2020 noch der wichtigste Markt. China rangiert damit nur noch auf Platz 8 der wichtigsten Absatzmärkte vor der Schweiz und Spanien.

Verändert wurde auch die Rangfolge der drei wichtigsten Exportmärkte, berichtet der VDMA Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate. Angeführt von Frankreich mit 94 Millionen Euro (plus 3,4 Prozent) folgten die USA (92 Millionen Euro, plus 8,7 Prozent) und die Niederlande (70 Millionen Euro, minus 0,2 Prozent). Polen, 2022 noch auf Platz drei, verzeichnete einen Rückgang um 11,7 Prozent und reiht sich damit auf Platz vier vor Italien ein. Den prozentual höchsten Zuwachs der Ausfuhren aus Deutschland verzeichnete Spanien mit plus 20,4 Prozent.

Auch die Wasserversorgung in Deutschland zukunftsfest machen

Die deutsche Wasser- und Abwassertechnologie wird auch im Inland dringend benötigt. „Wir haben große Aufgaben vor uns, um die Wasserversorgung in Deutschland zukunftsfest zu machen. Die Anpassung an den Klimawandel steht dabei an erster Stelle“ betont Jörg Höhler, Präsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Das Wetter in Deutschland werde künftig wärmer, nasser, variabler und extremer. Für die Wasserversorgung heiße das: Deutschland bleibt ein wasserreiches Land, muss aber Extreme und Unterschiede vorhersehen und stärker abfedern. „Vor diesem Hintergrund müssen wir genau auf die zukünftigen Bedarfe schauen und daraus die Anforderungen an wasserwirtschaftliche Infrastrukturen und Systeme ableiten.“

Die Digitalisierung der Wasser- und Abwassertechnik wird weiter an Bedeutung zunehmen. Foto: Pixabay

Dabei muss der vollständige Wasserkreislauf im Fokus stehen – von der Vorsorge gegen Trockenheit und Dürre bis zum Überflutungsschutz durch Starkregen. Dieses Denken spiegelt die Roadmap Wasserwirtschaft 2030 von DVGW und DWA als strategische Handlungsagenda mit ihren sechs Handlungsfeldern wider: nachhaltige Nutzung der natürlichen Wasserressourcen, naturnahe Qualität der Gewässer, wasserbewusste Siedlungsentwicklung, resiliente Ver- und Entsorgungsstrukturen, ressourceneffiziente und klimaneutrale Wasserwirtschaft und nicht zuletzt eine wasserbewusste Gesellschaft.

Wichtig ist laut Jörg Höhler die Bereitstellung von Finanzmitteln. „Denn die Ertüchtigung der Wasserinfrastruktur ist genauso wichtig wie die Reparatur einer gesperrten Autobahnbrücke oder der bröckelnden Decke einer Grundschule.“ Nur weil die unterirdische Wasserinfrastruktur nicht sichtbar sei, dürfe sie gerade auch in einer angespannten Haushaltslage nicht vergessen werden.

„Zum anderen benötigen wir einen nachhaltigeren Umgang mit Wasser. Dafür ist es unter anderem erforderlich, dass Behörden Wasserrechte bemessen, Entnahmen steuern und regional und punktuell auftretende Wasserknappheit regeln“, erläutert der DVGW-Präsident. Hierzu müsszen die verschiedensten Informationsquellen zum Beispiel der Länder und Bundesbehörden in einem Wasserportal integriert werden.

Die Zukunft der Wasser- und Abwassertechnik ist auch digital

Es gibt viel zu tun – die Armaturenbranche ist bereit, ihren wichtigen Beitrag zu leisten. Ein Schlüssel, der zu einer Verbesserung der Situation bei der Wasserversorgung und -entsorgung beitragen könnte, ist die Anwendung des Wasser-4.0-Konzeptes. Wasser 4.0 steht für die Vernetzung und die intelligente Auswertung unterschiedlichster Daten. Ziel ist es, Abläufe zu optimieren und Ressourcen effizient zu nutzen. „Ein wesentliches Merkmal der aktuellen vierten Entwicklungsstufe in beiden Sektoren ist die Verschmelzung von realen und virtuellen Welten zu so genannten Cyber-Physical Systems (CPS)“, erläutert German Water Partnership (GWP). Diese Stufe beschreibt die Verknüpfung von Sensorik, Computer-Modellen und Echtzeitsteuerung mit realen Wassersystemen unter intensiver Beteiligung von intelligenten, globalen Netzwerken sowie Intranet/Internet.

Entscheidend ist auch die Möglichkeit, Antriebe und Armaturen problemlos in Wasser 4.0 Anwendungen einzubinden. Bei einer städtischen Kanalnetzverbundsteuerung können etwa Stellantriebe mit einer leistungsfähigen Elektronik und intelligenten Selbstdiagnosefunktionen wertvolle Dienste für die Vernetzung unterschiedlichster Daten leisten: Sie erfassen und speichern automatisch Prozessdaten wie Armaturenposition, Umgebungstemperatur und Vibrationen sowie Gerätedaten wie etwa Schalthäufigkeit, Motorlaufzeit und Warnmeldungen. Mit effizienten Armaturen, die sich intelligent in eine Digitalisierung einpassen, können sich Unternehmen so positionieren, dass ihnen weltweit lukrative Aufträge winken.

Es gilt, ein zukunftsfähiges Management der Wasserressourcen und den Schutz der Gewässer zu realisieren. Eine Mission, für die die Armaturenbranche unverzichtbar ist. Wie zum Beispiel AVK Armaturen – das Unternehmen fertigt für den Wasser- und Abwassersektor geeignete Armaturen. Foto: AVK Armaturen
Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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