Die Energiewende nimmt immer mehr Fahrt auf. Neben Windkraft ist auch die Sonnenenergie ein essentieller Bestandteil einer noch ökologischeren Zukunft. Dabei wird aber häufig das Ausbaupotenzial von Wasserkraft für die Energiegewinnung übersehen. Ihre Neubewertung sei notwendig, findet etwa der Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke (BDW). Durch sie dürften Armaturen zukünftig für Modernisierungen, Erweiterungen und Neubauten von Wasserkraftwerken noch mehr benötigt werden als bisher schon – Wasser auf die Mühlen der Armaturenbranche.
Eine Studie der „Energy Watch Group“ beziffert das Potenzial auf 7,1 Gigawatt für Wasserkraft in Deutschland. Auch zur Freude des BDW: „Wir begrüßen die Ergebnisse der Studie ausdrücklich und sehen uns in der positiven Einschätzung der Wasserkraft bestätigt“, betont BDW-Geschäftsführer Dr. Helge Beyer. Das Potential von 7,1 Gigawatt klimaneutraler und regenerativer Energie entspreche einer Leistung von rund 20 Kohlekraftwerken. „Mit diesen Zahlen ist eine Neubewertung der Wasserkraft in Deutschland notwendig und besonders auch wegen des vorrangigen öffentlichen Interesses an erneuerbaren Energien zu erwarten.“ Wasserkraft sei eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende, „ihre Potenziale müssen genutzt werden“, erklärt Beyer.

Chancen der Wasserkraft besser nutzen
Daher wünscht sich der BDW von der Politik, die sich bietenden Chancen der Wasserkraft stärker zu nutzen und hierfür eine Wasserkraftstrategie zu entwickeln. „Wasserkraft steht stetig, verlässlich und regelbar zur Verfügung und leistet so einen wichtigen Beitrag für ein stabiles und sicheres Stromsystem“, unterstreicht BDW-Präsident Hans-Peter Lang. Darüber hinaus bestünden noch große ungenutzte Potenziale in der Modernisierung des Bestands und der Nutzung vorhandener Altstandorte. Um diese schlummernden Potenziale der Wasserkraft für die erneuerbare Strom-, aber auch die Wärmeerzeugung zu heben, möchte der BDW eine übergreifende, in sich konsistente Wasserkraftstrategie.

Die rund 7.500 Wasserkraftanlagen in Deutschland erzeugen etwa 11,2 Terawattstunden (TWh). Wie groß das ungenutzte Wasserkraftpotenzial ist, zeigten Zwischenergebnisse einer noch nicht veröffentlichten Studie der Technischen Universität Braunschweig. Demnach gibt es durch die Modernisierung und Reaktivierung von Altstandorten eine potenzielle Ausbauleistung von rund 1,9 Gigawatt (GW), die eine zusätzliche Jahresstromerzeugung von bis zu 9,3 TWh ermöglichen könnten. Auch für die Wärmeerzeugung hätten Wasserkraftanlagen laut BDW großes Potenzial, da sie Strom für Großwärmepumpen an Gewässern erzeugen könnten.
Weltweite Nachfrage nach Wasserkraft
Wasserkraft ist weltweit gefragt: Um die Wirtschaft weiter¬zuentwickeln und den wachsenden Energiebedarf zu stillen, entsteht im malaysischen Distrikt Gua Musang bis Mitte 2026 das neue Wasserkraftwerk Nenggiri. Ein von Andritz geführtes Konsortium wird die komplette elektro- und hydromechanische Ausrüstung liefern. Der Auftrag umfasst die Konstruktion, Fertigung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme von zwei 153-Megawatt-Turbinen und Generatoren samt Hilfsanlagen sowie aller mechanischen und elektrischen Neben- und Steuerungsanlagen. „Das Wasserkraftwerk ist eines von mehreren staatlich genehmigten Projekten, die dazu beitragen sollen, den Anteil an erneuerbaren Energien in Malaysia bis 2035 auf 40 Prozent zu erhöhen“, erläutert Andritz.
Auch in Europa erhält Wasserkraft seinen Anteil am Energiemix. Beispiel Litauen, wo Bilfinger das Energieunternehmen Ignitis Gamyba bei der Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks Kruonis unterstützt. Voith wird eine neue fünfte Pumpturbineneinheit liefern, während Bilfinger für den Bau einer neuen freiliegenden Druckrohrleitung verantwortlich ist, die das Oberbecken des Kraftwerks mit dem Unterbecken und der Pumpturbine verbindet. Der Auftrag wird in Zusammenarbeit mit Voith realisiert und hat das Ziel, die grüne und unabhängige Energieversorgung in Litauen zu stärken. Die neue Anlage soll voraussichtlich bis Ende 2026 in Betrieb genommen werden.

Ein lohnenswerter Markt für die Armaturenbranche
Wasserkraftprojekte sind für die Armaturenbranche ein lohnenswerter Markt, in dem zahlreiche Komponenten verbaut werden. So werden in Wasserkraftwerken unterschiedliche Verschlusstypen verwendet – abhängig von Wassermenge, Druck und Einsatzstelle. Häufig handelt es sich um Klappen, Kugelschieber, Kugelhähne oder auch Keilplattenschieber. Absperrschieber sind in Wasserkraftwerken bei Niederdruck- und Mitteldruckanwendungen notwendig, um eine besonders hochwertige Abdichtung sowie ein schnelles Öffnen und Schließen zu gewährleisten. Kugelschieber werden dagegen vor allem bei Hochdruckanwendungen verwendet. Zum Einsatz kommen außerdem Regelventile in Wasseraufbereitungs- und verteilungsanlagen sowie in Wasserkraftwerken.
Ein Lieferant von Armaturen für den Wasserkraftsektor ist beispielsweise Hartmann Valves. „Im Bereich der Wasserkraft wird potenzielle Energie aus der Höhendifferenz in elektrische Energie umgewandelt“, erläutert das Unternehmen. Da es sich um offene Systeme handele, habe das Wasser einen hohen Sauerstoff- und Feststoffanteil, woraus sich erhebliche korrosive sowie errosive Belastungen ergäben. Die Armaturenbranche bietet für solche Herausforderungen Lösungen: „Durch das metallische Dichtsystem und die sorgfältige Auswahl der Werkstoffe sind Hartmann Kugelhähne bestens auf diese Bedingungen abgestimmt.“
Armaturen für Modernisierungen, Erweiterungen und Neubauten
Armaturen dürften zukünftig für Modernisierungen, Erweiterungen und Neubauten von Wasserkraftwerken noch mehr benötigt werden als bisher schon. Denn um die Klimaziele zu erreichen, muss die Kapazität an erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren drastisch erhöht werden – was auch durch den Beitrag der Armaturenbranche für die Wasserkraft gelingen kann.

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