Pharmabranche mit Erfolgsrezept

Darauf dürften viele Unternehmen gewartet haben – die pharmazeutische Industrie nimmt wieder Fahrt auf. Nachdem die hohen Energiekosten, Lieferkettenstörungen sowie auslaufende Nachfrageimpulse bei Impfstoffen und Corona-Medikamenten das Pharmageschäft im vergangenen Jahr vorübergehend gedämpft hatten, befindet sich die deutsche Pharmaindustrie seit Jahresbeginn wieder auf Wachstumskurs, stellt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) fest. Gute Aussichten auch für die Armaturenbranche.

Quellen: Destatis, ifo, WIDo, VCI

Produktion und Branchenumsatz legten bei der pharmazeutischen Industrie gegenüber den Vormonaten zu. Auch der Preisanstieg setzte sich fort. Laut GKV-Preisindex, der die Entwicklungen auf dem Arzneimittelmarkt besser abbildet als der amtliche Erzeugerpreisindex, stiegen die Pharmapreise um 0,6 Prozent. Getragen wurden die Geschäfte von der Nachfrage aus dem Ausland. Insbesondere die Bestellungen aus Nordamerika nahmen kräftig zu. Zuletzt zog aber auch das wichtige Europageschäft wieder an.

Dagegen enttäuschten die Bestellungen von Kunden aus Deutschland. Im Inlandsgeschäft lässt die Belebung weiter auf sich warten. Der Inlandsumsatz lag erneut unter Vorjahr. Dank des guten Auslandsgeschäfts, das zuletzt rund 65 Prozent der Gesamtumsätze ausmachte, stieg der Pharmaumsatz insgesamt kräftig.

Die Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Lage mehrheitlich zufrieden. Auch die weiteren Aussichten werden stabil bis positiv bewertet. Insbesondere das Exportgeschäft dürfte weiterhin gut ausfallen. „Unsere Pharmaunternehmen sind mit ihren Produkten auf den Weltmärkten gut aufgestellt. Die Geschäfte laufen gut“, kommentiert VCI-Chef-Volkswirt Henrik Meincke die aktuelle Lage. „Während aber das Auslandsgeschäft kräftig zulegt, bremsen knappe Kassen im Gesundheitswesen die Verkäufe im Inland.“

Exportmärkte gewinnen an Schwung

Dass das Exportgeschäft mit chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen wieder Fahrt aufnimmt, stellte der VCI auch bereits beim einen Monat zuvor veröffentlichten Quartalsbericht fest. Danach stiegen die Auslandsumsätze der Branche im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 3,6 Prozent. Insbesondere für chemische Erzeugnisse sei dies eine positive Entwicklung, betont der VCI. Während Pharmazeutika in den letzten Jahren stark im Ausland gefragt waren, gingen die Chemieumsätze mit ausländischen Kunden im Jahr 2023 deutlich zurück.

Laut ifo-Konjunkturumfrage hat sich die Nachfragesituation in den letzten Monaten deutlich aufgehellt. Insbesondere die Geschäfte mit Kunden außerhalb Europas zogen an. Bis die Verluste des Vorjahres allerdings wieder wettgemacht sind, wird es noch einige Zeit brauchen. Noch liegen die Auslandsumsätze in vielen Regionen deutlich unter ihrem Vorjahreswert. „Vor allem im Heimatmarkt Europa läuft das Geschäft weiterhin schleppend“, so der VCI. Hier bremse noch die schwache Industriekonjunktur.

Quellen: Destatis, ifo, VCI

Fast auf einem Allzeithoch

Die Exporterwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate sind inzwischen nach oben gerichtet. Vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Erholung vieler Auslandsmärkte dürfte die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen „made in Germany“ steigen. Gedämpft würden die Absatzchancen allerdings durch die Kostenprobleme am Standort. Nicht so bei Pharmazeutika. „Hier sind die Exporterwartungen der Pharmaunternehmen im Schnitt der letzten Monate fast auf einem Allzeithoch“, freut sich der VCI.

Eine CMT (Continuous Manufactoring Technology) Anlage von Pfizer. Pfizer ist ein Pharmaunternehmen, das an neuen Wirkstoffen, Therapien und Impfstoffen forscht. © 2024 Pfizer Pharma GmbH

VCI-Chef-Volkswirt Henrik Meincke erklärt zur aktuellen Lage: „Endlich bekommt unsere Branche wieder Rückenwind. Das Auslandsgeschäft hat eine große Bedeutung. Über 60 Prozent des Umsatzes wird mit Kunden im Ausland erzielt. Gut, dass hier die Zuversicht zurückkehrt, und der Handel mit chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen wieder an Schwung gewinnt.“

Breites Armaturen-Portfolio für die Pharmabranche

Die Armaturenbranche steht bereit, die wachsende Nachfrage mit Qualitätskomponenten zu bedienen. Dabei besitzt das Portfolio, das die Pharmabranche erwartet, eine große Breite: Dazu gehören beispielsweise ausgekleidete Armaturen, wie Absperr- und Regelhähne, Membranventile, Absperr- und Regelklappen, Stellventile sowie Sicherheitsventile. Die Armaturen sind die Verbindungselemente moderner Anlagen in der Chemie- und Pharmaindustrie für medienführende Schlauch- und Rohrleitungen.

Häufig zum Einsatz kommen hochwertige Edelstähle als Werkstoff. Durch die in der Pharmabranche häufig vorkommenden Sterilisationsprozesse müssen die Armaturen vorübergehend Temperaturen von bis zu 150 °C sowie Betriebsdrücken von bis zu 10 bar standhalten. Auch die Dichtelemente wie Membranen müssen den Anforderungen entsprechen.

Alle Unternehmen, die Teil oder Zulieferer der Pharmabranche sind, müssen stets innovativ sein und in neue Entwicklungen investieren. Im Trend befinden sich beispielsweise elektromotorisch betätigte Antriebe, größere Nennweiten sowie exakt regelbare Abfüllventile wie Membransitzventile mit PD-Technologie. Ein geringes Totraumvolumen und die große Platzersparnis verstärken die Nachfrage nach Mehrwegeventilen.

Erfolgsrezept einer gesunden Branche

Ein immer größeres Thema im Bereich der Sicherheitsarmaturen im Pharmabereich ist die Überwachung und Wartung der Ventiltechnik. Hier gingen Armaturenhersteller verschiedene Wege von der bestehenden Endlagenüberwachung – induktive Sensoren – sowie Wartungsüberwachung bis zu RFID. Hierbei werde jedes Ventil äußerlich mit einem RFID Chip versehen. Dieser wiederum könne ganz einfach gescannt werden und der komplette „Werdegang“ des Ventils werde angezeigt.

Nachweisbare und geprüfte Qualität ist in der Pharmabranche ganz besonders zentral, um jegliches Gesundheitsrisiko zu vermeiden. Eine Erwartung, die die Armaturenbranche von jeher gerne erfüllt. Das Erfolgsrezept einer gesunden Branche.

Als Quellen dienten unter anderem auch Destatis, ifo und VCI.

Das Bild zeigt Mitarbeiter einer CMT Anlage. © 2024 Pfizer Pharma GmbH
Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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