Die Produktion von Papier, Karton und Pappe für Verpackungszwecke nahm über alle Sorten um 7,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. „Im zweiten Quartal hat jedoch insbesondere die Wiederbelebung des Konsums und der Dienstleistungen zu deutlich gestiegener Nachfrage und Produktion geführt“, erläutert der Verband.
Dynamische Entwicklung bei Spezialpapieren
Nach starken Einbrüchen im vergangenen Jahr ist die Produktionsmenge bei den Grafischen Papieren von Januar bis Juni 2021 im Vergleich zu 2020 wieder gestiegen (+5,6 %). Hier waren in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres noch spürbare Rückgänge zu verzeichnen. Da die Kapazitäten bei den Grafischen Papieren in ganz Europa seit Jahren rückläufig sind, führt dies jedoch laut Verband vereinzelt zu Lieferengpässen.
Die Technischen und Spezialpapiere entwickelten sich im ersten Halbjahr sehr dynamisch (12,5 %). Bei den Hygienepapieren wurde die Produktion gegenüber dem Vorjahr reduziert (-4,8 %). Hier dürften nach den Panikkäufen im vergangenen Jahr Lagerbestände im Handel und in privaten Haushalten eine Rolle spielen.
Der Aufschwung ist auch der deutschen Zellstoff- und Papierindustrie geglückt. Hiermit dürfte ebenfalls eine verbesserte Auftragslage der Armaturenhersteller einhergehen.
Bildquelle: DIE PAPIERINDUSTRIE e. V.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Nachfrage bereiten der Branche steigende Preise für Energie und Rohstoffen sowie Versorgungsengpässe bei Roh- und Hilfsstoffen Probleme. Strom und Gaspreise liegen deutlich über dem Niveau vor der Corona-Krise.
„Beim Altpapier hat der Lockdown zu einem sichtbar geringeren Aufkommen aus Handel und Gewerbe geführt, das auch nicht durch den verstärkten Verbrauch an Verpackungen beim E-Commerce mit Privathaushalten ausgeglichen werden konnte“, erklärt „Die Papierindustrie“. Entsprechend bewegen sich die Preise auf einem anhaltend hohen Niveau. Gleiches gelte für den Zellstoff, bei dem die Preise vor allem durch die starke Nachfrage aus China und die aufgeschobene Realisierung zusätzlicher Produktionskapazitäten in Mittel- und Südamerika nach oben getrieben würden.
„Die Rohstoffknappheit wird durch die weltweiten Probleme im Seeverkehr und die damit verbundene Knappheit von Containern sowie massiv steigende Frachtraten befeuert“, betont der Verband. Auch der für die Papierindustrie mit Abstand wichtigste Straßentransport hat sich durch die CO₂-Bepreisung des Treibstoffs sichtbar verteuert. Problematisch für den Warenverkehr sind auch die aktuellen Verzögerungen durch Straßensperrungen in den Hochwassergebieten.
Herausforderungen meistern
Die Papier- und Pulpindustrie hat also zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Eine Möglichkeit, sie besser zu meistern, sind neue Wege. Diese will beispielsweise Voith mit der Papermaking Vision gehen: Das Unternehmen entwirft laut eigenen Angaben in einer Design-Studie „die Papierproduktionslinie der Zukunft“. Dabei stehen eine verbesserte Effizienz sowie eine erhöhte Wartungsfreundlichkeit besonders im Fokus. Berücksichtigt werden sämtliche Aspekte der Papierherstellung: „Wartung und Bedienung der Anlage werden vereinfacht, ein höherer Vernetzungsgrad reduziert Schnittstellen, ein ansprechendes Design sorgt für ein einheitliches Gesamtbild – und zugleich werden Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit verbessert“, erklärt Voith in einer Mitteilung.
Das Ziel der langfristig angelegten Design-Studie sei eine erhebliche Verbesserung der Effizienz und Wartungsfreundlichkeit über die gesamten Produktionslinie hinweg. „Wir betrachten dabei unterschiedlichste Aspekte, beispielsweise den Automatisierungsgrad der Anlage, die Vernetzung einzelner Bereiche, eine bessere Zugänglichkeit und höhere Sicherheit sowie eine optimierte Verfügbarkeit. Aber auch die Materialität und ein ansprechendes Design spielen bei dem Konzept eine wichtige Rolle“, sagt Dr. Michael Trefz, President Division Projects bei Voith Paper.
Ein Augenmerk bei Anlagenteilen legt die Papier- und Zellstoffindustrie auf die Energieeffizienz, die kontinuierlich zu verbessern ist.
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Ein besonderes Augenmerk des neuen Konzepts liegt auf der Implementierung des „Clean Design“, beispielsweise durch die Erhöhung der Sauberkeit im Nassbereich. Weniger Verschmutzungen reduzieren dabei das Risiko ungeplanter Stillstände durch Bahnabrisse; folglich werden die Betriebssicherheit und Maschineneffizienz erhöht und der Produktionsprozess verläuft störungsfrei. Voith: „Auch geplante Stillstände werden durch besser zugängliche Arbeitsbereiche und einfachere Wartungsabläufe effizienter absolviert. Die Design-Studie ist dabei langfristig angelegt und soll über die kommenden Monate und Jahre schrittweise umgesetzt werden.“
Sensoren, Feldgeräte, Scanner und Aktuatoren überwachen schon heute den Zustand der Anlage und die Qualität der Produktion in Echtzeit. In den kommenden Jahren wird die automatische Analyse der Daten noch stärker in den Vordergrund rücken und das reine Monitoring ablösen.
Widerstandfähige Armaturen für die Papierindustrie
Der Ball liegt auch auf dem Feld der Armaturenbranche. Sie muss widerstandsfähige und leckagefreie Produkte liefern. Denn unabhängig davon, ob Grafik- oder vermehrt Verpackungspapier hergestellt wird, gilt es, verschiedene Flüssigkeiten, darunter aggressive Chemikalien, zu regulieren. Im schlimmsten Fall können sie Mensch und Umwelt gefährden.
Zahlreiche Produktionsetappen und unterschiedliche Medien erfordern eine Vielfalt von Ventilen. Zum Einsatz kommen in der Papier- und Zellstoffproduktion etwa Kugelventile, Kugelsegmentventile und metallisch dichtende Klappen bei den Regelarmaturen sowie Plattenschieber, Klappen und Kugelhähne bei manuellen und automatischen Auf-/Zu-Armaturen. Sie alle müssen besondere Voraussetzungen erfüllen, um höchsten Sicherheitsstandards zu genügen.
Ein Augenmerk bei Anlagenteilen legt die Papier- und Zellstoffindustrie auf die Energieeffizienz, die kontinuierlich zu verbessern ist. Denn die Branche zählt zu den größten industriellen Energieverbrauchern Deutschlands. Die Investitionen würden daher hauptsächlich in den Bereichen Energieeinsparung und Effizienzsteigerung getätigt. Und genau hier muss die Armaturenbranche wie gewohnt geeignete Armaturen bereitstellen – und sie entsprechend kontinuierlich weiterentwickeln.
Die deutsche Papierindustrie ist die Nr. 1 in Europa und die Nr. 4 weltweit. In Deutschland werden rund 3.000 unterschiedliche Sorten von Papier, Karton und Pappe für unterschiedlichste Anforderungen hergestellt.
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Investitionen in Entwicklungen, die sich lohnen. Denn nach wie vor errichten Papierfabriken weltweit Anlagen, für die Armaturen essentiell sind. So liefert beispielsweise Andritz ein Hochgeschwindigkeits-Tissuemaschine an ST Paper in Duluth, Minnesota, USA. Die Anlage produziert Kosmetiktücher, Servietten und Handtücher. Der Auftrag umfasst unter anderem Komponenten für den Konstantteil mit zweistufigem Verdünnungssystem für exzellente Faseraufbereitung, eine voll-cantileverbare PrimePress XT Evo-Schuhpresse für sanfte Entwässerung, einen 16 Fuß PrimeDry Steel-Yankee mit Deckelisolierung, Dampf- und Kondensatsystem sowie Hochleistungs-Yankeehaube und Prozessluftsysteme für energieeffiziente Trocknung. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2022 geplant.
Gute Einfälle sind also gerade in der Papierbranche gefragt – und das erst recht in Umbrüchen. Die Anbieter von Armaturen können – und werden – zum Gelingen beitragen.
Auch Voith macht sich Gedanken über die Zukunft der Papierindustrie. Eine Design-Studie soll „die Papierproduktionslinie der Zukunft“ aufzeigen.
Foto: Voith Paper