Erfolgsverwöhnt sind die Hersteller von Messtechnik, Sensorik und Automatisierungstechnologie. Denn sie ermöglichen das, nach dem sich alle Unternehmen sehnen: verbesserte Produkte und Anwendungen durch noch präzisere Prozesse. Oder anders gesagt – durch eine größere Effizienz können die Kosten gesenkt und auch die Nachhaltigkeit verbessert werden. Eine Win-win-Situation für Ökonomie und Ökologie. Daran ändert auf Dauer auch nichts, dass das Geschäft der Prozessautomation in diesem Jahr stagnierte.
Die globalen Auftragseingänge bei den Mitgliedsunternehmen des ZVEI-Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung bewegten sich im Zeitraum von Januar bis August 2024 in Summe etwa auf Vorjahresniveau. „Die globalen Trends Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung sowie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bleiben auch weiterhin maßgebliche Faktoren und Treiber für das Wirtschaftsgeschehen“, so Axel Lorenz, Vorsitzender des Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung. Das stabile Bild in der Prozessautomation wird unter anderem durch Produktgruppen wie Prozessanalysetechnik und Sicherheitslösungen getragen. Insbesondere der verstärkte Einsatz von KI-Lösungen, die für industrielle Anwendung immer öfter mit dem Engineering-Know-how der Automatisierungsunternehmen verknüpft werden, spielt laut Fachverband eine zunehmend wichtige Rolle und werde der Branche in Zukunft wieder Auftrieb geben.
US-Markt entwickelt sich leicht positiv, Chinageschäft schwächelt
Das Europa- und insbesondere das Deutschlandgeschäft zeigte sich zuletzt eher schwach. Das Geschäft im Inland bewegte sich sogar negativ auf mittlerem einstelligem Niveau. „Grund dafür ist unter anderem die erkennbare Investitionszurückhaltung in der deutschen Chemieindustrie“, erläutert der Fachbereich Messtechnik und Prozessautomatisierung. Als schwächste Branche sei Zellstoff und Papier hervorzuheben, Zuwächse konnten hingegen in der Pharmaindustrie sowie in den Sektoren Öl, Gas, Wasserstoff, Wasser und Abwasser erzielt werden.
Global gesehen ergibt sich ein leicht positives Bild. Mit Blick auf die Regionen kommen weiterhin leicht positive Signale aus dem US-amerikanischen Markt. Auch der asiatische Markt entwickelt sich insgesamt leicht positiv, wobei insbesondere Middle East und Indien herausstechen. „Das Geschäft mit China hingegen schwächelt auf gleichbleibendem bis leicht negativem Niveau“, so der Fachverband weiter.

Die Prozessautomation in Deutschland hatte Ende 2023 130.000 Beschäftigte und erwirtschaftete 2023 mit einem Umsatz von 26,8 Milliarden Euro, gut elf Prozent des Umsatzes der Elektro- und Digitalindustrie insgesamt. Die Exporte lagen in diesem Zeitraum mit 18,4 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie die Importe mit 10,5 Milliarden Euro.
Anhaltendes Wachstum der Messtechnikbranche
Die stagnierende Konjunktur muss die Branche allerdings nicht beunruhigen – vor allem in Anbetracht vieler erfolgreicher Jahre der Vergangenheit. Und weil Messtechnik und Prozessautomation gerade auch für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen essentiell sein werden. Von daher zeigen sich aktuell die Mitglieder des AMA Verbandes für Sensorik und Messtechnik verhalten optimistisch.
Die Gründe des Erfolgs für das anhaltende Wachstum der Messtechnik- und Prozessautomationbranche in den vergangenen Jahren lassen sich durch verschiedene Faktoren erklären, die gemeinsam wirken. „Zum einen sind das technologische Fortschritte durch Innovationen, neue, präzisere Sensorik, die wiederum zu verbesserten Produkten und Anwendungen führt“, erläutert AMA. Die zunehmende Digitalisierung der Industrie treibe die Integration von fortschrittlichen Lösungen in vernetzte Umgebungen voran, die Echtzeitdatenerfassung und -auswertung ermögliche eine effizientere Produktion und Qualitätskontrolle. Die steigende Nachfrage nach Automatisierung in verschiedenen Branchen erfordere genaue Messungen und Feedbacksysteme. AMA: „IoT (Internet of Things)-Anwendungen treiben die Integration von Sensoren weiter voran.“

Mit KI erfährt die Automatisierung einen Entwicklungsschub
Ein Ende der erfolgreichen Weiterentwicklung von Messtechnik und Automation ist zum Glück nicht in Sicht, denn sie verheißt Innovationen für die Zukunft und ungeahnte Möglichkeiten. Ein Grund hierfür ist der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Sie ermögliche, so AMA, einen deutlichen Entwicklungsschub in der Branche für Messtechnik und Sensorik. KI benötigt große Datenmengen und verlangt mehr und leistungsfähigere Sensorik. Damit kann KI Messungen und Analysen präziser durchführen. AMA: „Durch bessere Algorithmen können KI-Anwendungen einige Fehlerquellen schneller identifizieren und korrigieren, was zu zuverlässigeren Messergebnissen führt. KI ermöglicht eine höhere Automatisierung von Messprozessen – dadurch können menschliche Fehler vermieden und die Effizienz erhöht werden, beispielsweise bei langwierigen und sich wiederholenden Aufgaben.“ KI-basierte Systeme können Muster in großen Datensätzen identifizieren, „wodurch Anomalien frühzeitig erkennbar sind und Wartungsintervalle optimiert und Ausfälle minimiert werden können“.
Laut Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) ist eine um 20 Prozent verbesserte Anlagennutzung möglich, wenn durch KI Wartungsarbeiten vorausschauend durchgeführt werden. Zudem sei eine um 20 Prozent höhere Produktivität bei einzelnen Arbeitsschritten durch die gezielte Zusammenarbeit von Robotern und Mitarbeitern machbar. „Die Qualitätsüberwachung kann durch KI – etwa durch automatische visuelle Fehlererkennung bei Produkten – um 50 Prozent produktiver werden“, so der BDI. In bestimmten Bereichen sei eine Reduktion des Ausschusses um bis zu 30 Prozent möglich.
Das Potenzial von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz für die Automatisierung ist also enorm, der Nachholbedarf gleichzeitig groß. Eine technologische Offenheit könnte daher für Unternehmen ein Erfolgsrezept sein, um aktuelle Herausforderungen zu meistern.

Sensor- und Aktuator-Profile
Eine bedeutende Rolle bei der Anlagenautomatisierung nehmen die Komponenten der Armaturen- und Antriebsbranche ein. Eine steigende Nachfrage nach Stellantrieben als wesentlichem Bestandteil der Automatisierung erfuhr zum Beispiel Air Torque. Je nach Steuermedium bemerkt das Unternehmen unterschiedliche Trends. „Bei elektrisch angetriebenen Stellantrieben ist die Integration von Steuer-, Überwachungs- und Wartungsfunktionen schon seit längerem Stand der Technik – Beispiel Predictive Maintenance“, berichtet Air Torque. Und es gebe neben der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzungsvarianz der Armaturenantriebe bei pneumatischen Stellantrieben die Entwicklung hin zu einem modularen Anbau der Logik- und Steuerelemente.
Die Digitalisierung hebt die Automatisierung auf ein neues Niveau: Dabei gilt es, den IO-Link – als ein Kommunikationssystem zur Anbindung intelligenter Sensoren und Aktoren an ein Automatisierungssystem – weiter zu optimieren.

Ziel ist eine noch breitere und noch effizientere Verwendung von IO-Link in der Automatisierung. Geglückt ist dies bereits durch die Entwicklung des Smart-Sensor-Profils (SSP). Durch diesen Standard können gleichartige Geräte unterschiedlicher Hersteller mit ihren Basisfunktionen 1:1 getauscht werden – ohne Anpassung der Funktionsbausteine. „Durch die digitale Übertragung mit IO-Link gehören Wandlungsfehler der Vergangenheit an“, erklärt daher die IO-Link Community.
Nun folgt der nächste Schritt: „Es wird aktuell an der Schaffung eines Smart-Actuator-Profils gearbeitet, denn auch in der Aktuatorik wünschen sich Anwender einheitliche Profile“, erläutert die IO-Link Community.
Es ist also viel in Bewegung im Bereich der Automatisierung – dabei zeichnen sich Entwicklungen ab, die die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen deutlich verbessern könnten.
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