Hoffnung auf positiven Trend im nächsten Jahr

Die globale Konjunkturflaute hinterlässt im Maschinenbau ihre Spuren. Für 2023 hebt der VDMA die Prognose zwar an, für 2024 wird aber ein reales Produktionsminus von 4 Prozent erwartet. Erfreulich ist dagegen, dass die Forschungsausgaben des Maschinen- und Anlagenbaus im vergangenen Jahr gestiegen sind. Weiter auf einer Welle des Erfolgs befindet sich die Sensorik- und Messtechnikbranche. Im bald zuende gehenden Jahr erreichte die EU-Solarenergie neue Rekordhöhen – auch 2024 wird es hier ein Wachstum geben, zur Freude der Armaturenbranche. Eine Bilanz zu 2023 und ein Ausblick auf wichtige Themen im Jahr 2024.

Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau ist aus Sicht des VDMA in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres dank hoher Auftragsbestände und weniger Engpässe in den Lieferketten vergleichsweise gut. Sie erreichte bis einschließlich Oktober ein reales Plus von 0,9 Prozent. „Aber nachdem die ersten beiden Quartale noch Wachstumsbeiträge lieferten, verfehlte die Maschinenproduktion im dritten Quartal ihr Vorjahresniveau bereits um 1,6 Prozent. Auch das vierte Quartal wird schwach ausfallen“, erklärt VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Daher passt der Verband die Prognose für 2024 nach unten an: von bisher minus 2 auf nun minus 4 Prozent.

Für 2024 wird beim Anlagenbau ein reales Produktionsminus von 4 Prozent erwartet. Foto: Pixabay

Auftragspolster sinken

Die Auftragseingänge im Maschinen- und Anlagenbau bleiben seit Jahresbeginn Monat für Monat hinter dem Vorjahr zurück – in Summe um real 13 Prozent in den ersten zehn Monaten 2023. Damit sinken auch die Auftragspolster. „Eine echte Trendwende ist trotz erster zaghafter Signale einer Bodenbildung vorerst nicht in Sicht“, sagt der VDMA-Präsident. Denn auch in den USA könnte die Investitionstätigkeit konjunkturell bedingt nachlassen, während sie in China wohl schwach bleiben wird. „Ländern wie Indien oder auch Mexiko trauen wir zwar ein weiteres Wachstum zu – doch sind diese Märkte für sich genommen nicht groß genug, um Rückgänge auf anderen Märkten kompensieren zu können“, erläutert Karl Haeusgen.

Erwartungen im Inland bleiben schwach

Auch in Deutschland wird die Investitionstätigkeit vorerst wohl schwach bleiben. Allerdings rechnet sich laut Befragung des IW die gesamte Wirtschaft Chancen aus bei den Trends Digitalisierung/Automatisierung, Aufbau resilienter Lieferketten und der Dekarbonisierung. „Aber wir gehen nicht davon aus, dass diese expansiven Effekte, die auch auf den Maschinenbau ausstrahlen sollten, bereits im kommenden Jahr alle belastenden Faktoren kompensieren können“, so Haeusgen. Als sehr erfreulich wertet der Verband, dass sich die Beschäftigung in den Betrieben im Inland 2023 nochmals leicht auf knapp 1,03 Millionen Menschen in den Stammbelegschaften erhöht hat.

EU-Lieferkettengesetz als abschreckendes Beispiel

Die Unternehmen in der EU wurden in der laufenden Legislaturperiode mit einer Fülle von neuen Vorschriften überflutet. Allein für den Bereich des Green Deals hatte die Kommission insgesamt 90 Initiativen für diese Legislatur angekündigt und für den Digitalbereich weitere 73. Viele von diesen Initiativen haben auch Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau. „Der EU-Binnenmarkt braucht sinnvolle und handhabbare Regulierungen, die zum Ziel haben, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu stärken“, betont der VDMA-Präsident. Stattdessen erweisen sich die bereits verabschiedeten oder geplanten Regulierungen immer mehr als Belastung oder Bedrohung. Haeusgen nennt das EU-Lieferkettengesetz als „abschreckendes Beispiel“.

Nächste Stufe der Digitalisierung

Wachstumschancen liegen vor allem in der Digitalisierung. Zu den wichtigsten Aufgaben zählt hier, dass die Unternehmen in der digitalen Welt ihr Domainwissen sicher einbringen können. Dazu sind föderative Datenräume notwendig, die auch vom industriellen Mittelstand genutzt werden. Dafür steht das Programm Manufacturing-X, das dafür sorgen soll, dass die Standards für Produktionsinformationen des Maschinen- und Anlagenbaus stärker adaptiert und genutzt werden. „Wir setzen damit direkt auf die erfolgreiche Einführung der Weltsprache der Produktion, OPC UA, mit Hilfe der globalen Umsetzungs-Initiative umati auf“, erläutert Haeusgen.

Wachstumschancen liegen vor allem in der Digitalisierung. Foto: Pixabay

Forschungsausgaben auf Rekordwert

Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland hat im Jahr 2022 knapp 8,7 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Laut der aktuellen Erhebung des Stifterverbandes war dies ein Plus von knapp 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zugleich ein neuer Höchststand. „Unsere Antwort auf Megatrends wie Dekarbonisierung, Automatisierung und Digitalisierung heißt Forschung und Innovation“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer. „In fast allen Branchen basieren Produktion, Skalierung und Wettbewerbsfähigkeit auf innovativen Lösungen des Maschinenbaus.“

Die Forschungsausgaben liegen beim deutschen Maschinen- und Anlagenbau auf einem neuen Höchststand. Foto: Pixabay

Auch die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung im Maschinen- und Anlagenbau hat laut Stifterverband im Jahr 2022 mit knapp 54.000 Menschen (Vollzeitäquivalente) einen neuen Rekord erreicht. Dies entspricht einem Plus von gut 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2023 deutet sich ebenfalls an, dass der Stellenwert von Forschung und Entwicklung hoch bleibt und sogar noch weiter steigt. Laut Stifterverband rechnen die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau für 2023 bei den FuE-Aufwendungen mit einem Plus von rund 5 Prozent. „Als zentraler Enabler der Industrie werden wir das FuE-Tempo weiter beschleunigen“, zeigt sich Rauen optimistisch.

„Management von Klimarisiken wird zum Wettbewerbsvorteil“

„Viele Maschinenbauunternehmen sind sich den Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäftsmodell bereits bewusst. Internationale Lieferketten machen die Betriebe besonders anfällig für Klimafolgen wie Naturkatastrophen“, erklärt Matthias Zelinger, Leiter VDMA Competence Center Klima & Energie. Gleichzeitig entstehen auch Chancen für Unternehmen gerade im Maschinen- und Anlagenbau, mit deren Technologien die nötigen Anpassungen an den Klimawandel gelingen können.

Bereits 44 Prozent der Unternehmen managen klimabezogene Risiken und Chancen aktiv und sehen das Klimarisikomanagement als Wettbewerbsvorteil. Das geht aus einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor, die den unternehmerischen Umgang mit Klimarisiken und Klimawandelfolgeschäden untersucht und auf einer vom VDMA durchgeführten Umfrage mit 235 Entscheiderinnen und Entscheidern aus Unternehmen basiert.

Sensorik und Messtechnik weiter auf Erfolgskurs

Der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V. (AMA) befragte seine rund 450 Mitglieder zur wirtschaftlichen Entwicklung im dritten Quartal 2023. Die AMA-Mitglieder erwirtschafteten im dritten Quartal ein Umsatzplus von vier Prozent, verglichen mit dem Vorquartal. Vergleicht man die Umsatzentwicklung mit dem Ergebnis des dritten Quartals 2022, ergibt sich ein deutliches Umsatzplus von sieben Prozent.

Die Auftragseingänge der Branche stabilisierten sich im dritten Quartal und stiegen um ein Prozent, verglichen zum Vorquartal. Die Branche zeigt sich laut AMA verhalten optimistisch und erwartet für das vierte Quartal derzeit ein Wachstum von plus-minus-null.

Potenziale der heimischen Förderindustrie sollen genutzt werden

Es gelte, Potenziale der heimischen Förderindustrie zu nutzen. „Eine Strategie zur Gasversorgung in Deutschland kann sich nicht im Kern auf den LNG-Weltmarkt mit all seinen Unsicherheiten verlassen. Die viel zu hohen Gas- und Strompreise werden unsere Volkswirtschaft noch für Jahre unter enormen Druck setzen. Bei allem Bemühen um einen reduzierten Erdgasverbrauch: Wesentlicher Teil der Lösung ist ein möglichst hohes Erdgasangebot, das die Preise senkt“, so Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG).

Die Energiekrise mache es notwendig, sich ebenfalls den Potenzialen hier vor Ort neu zu öffnen. „Dazu gehört auch eine hinreichend informierte und abgewogene Entscheidung bezüglich der Option Schiefergas aus Deutschland.“ Schließlich habe die Tiefengeothermie im Wärmemarkt ein enormes Entwicklungspotenzial – auch das hat die Politik erkannt. Die Förderindustrie steht mit Know-how und vielen verfügbaren Bohrungen bereit, dieses zu nutzen.

Die Tiefengeothermie im Wärmemarkt verfügt über ein enormes Entwicklungspotenzial. Foto: Pixabay

Weichen für zukunftsfähige Wasserwirtschaft gestellt

DVGW und DWA stellen Weichen für eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft: Sechs Handlungsfelder, über 50 konkrete Maßnahmen – mit der Roadmap 2030 liefern der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) sowie die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) eine konkrete Handlungsagenda für die Zukunft der Wasserwirtschaft. Die Roadmap 2030 zeigt die Herausforderungen der Wasserwirtschaft angesichts der klimatischen, gesellschaftlichen, politischen und technologischen Veränderungen. Die Roadmap 2030 analysiert die vorrangigen Maßnahmen der Anpassung und Zukunftssicherung und formuliert konkrete Forderungen an Politik, Gesellschaft und alle Akteure der Wasserwirtschaft.

Eine sichere Wasserversorgung, ein hoher Standard der Abwasserbehandlung, naturnahe Qualität der Gewässer sowie gut gefüllte und qualitativ hochwertige Grundwasserkörper sind keine Selbstverständlichkeit. Weit über 10.000 Unternehmen sorgen für eine sichere Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie für ökologisch intakte Gewässer und einen bestmöglichen Schutz vor Überflutungen. Jährlich investiert die Branche über sieben Milliarden Euro. Mit der Anpassung an den Klimawandel werden die notwendigen Investitionen zukünftig weiter steigen.

„Auch in einer angespannten Haushaltslage ist die Ertüchtigung der Wasserinfrastruktur genauso wichtig wie die Reparatur einer gesperrten Autobahnbrücke oder der bröckelnden Decke einer Grundschule. Nur weil die Wasserinfrastruktur großteils unter der Erde liegt, dürfen wir sie gerade im Klimawandel nicht übersehen. Die Ver- und Entsorgungssysteme müssen fit gemacht werden für Extremwetter und für nachhaltiges und flexibles Wirtschaften. Denn sicheres Wasser ist Daseinsvorsorge und lebenswichtig für Mensch, Umwelt und Wirtschaft“, betont Dr. Wolf Merkel, DVGW-Vorstand Wasser, anlässlich der Vorstellung der Roadmap 2030. Mit der Roadmap stellen DVGW und DWA die Weichen für eine klimafeste und zukunftssichere Infrastruktur.

„Es muss ein Umdenken zum Umgang mit Wasser stattfinden – eine Wasserwende. Angesichts des Klimawandels muss sich die Gesellschaft wesentlich stärker und bewusster den Wasserthemen zuwenden, den Vorsorgegedanken leben und den Wert des Wassers für die Wasserversorgung, die Umwelt und für ein nachhaltiges Wirtschaften erkennen“, hebt DWA-Geschäftsführerin Dr. Lisa Broß die Bedeutung einer wasserbewussten Gesellschaft hervor.

EU-Solarenergie erreicht 2023 Rekordhöhen

Gute Nachrichten für die Energiewende: Der neue europäische Marktausblick für Solarenergie 2023–2027 von SolarPower Europe zeigt einen Rekordwert von 56 GW an Solarinstallationen in Europa im Jahr 2023. Dies ist das dritte Jahr mit jährlichen Wachstumsraten von mindestens 40 %. Der Jahresbericht prognostiziert ein langsameres Wachstum im Jahr 2024, wobei der jährliche Markt voraussichtlich nur um 11 % wachsen und 62 GW liefern wird.

Deutschland ist mit installierten 14,1 GW im Jahr 2023 wieder auf Platz eins der europäischen Solar-Rangliste zurückgekehrt. Auf Deutschland folgen Spanien (8,2 GW), Italien (4,8 GW), Polen (4,6 GW) und die Niederlande (4,1 GW).

Der EU-Dachsolarmarkt wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 54 %, insbesondere bei Gewerbe- und Industriekunden. Allerdings ging der Marktanteil von Solaranlagen im Versorgungsmaßstab im Jahr 2023 aus mehreren Gründen um 6 % zurück.

EU-Gaspaket: Weg für europäische Wasserstoffnetze geebnet

Die Trilog-Einigung zur Gasbinnenmarktrichtlinie und -verordnung komplettiert das EU-Gaspaket und schafft den Rahmen für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur auf Verteilnetzebene. Zukunft Gas, der Branchenverband der Gas- und Wasserstoffwirtschaft, begrüßt die jüngste Einigung im Trilog zur EU-Gasbinnenmarktrichtlinie und -verordnung. Diese Einigung stellt für die Energiewirtschaft einen wichtigen Schritt dar, indem sie klare Richtlinien für den Ausbau und die Regulierung der Wasserstoffinfrastruktur festlegt. Mit dieser Entscheidung werden robuste, grenzüberschreitende Wasserstoffnetze in den Mitgliedsstaaten ermöglicht, die einen wesentlichen Beitrag zur Diversifizierung und Nachhaltigkeit des europäischen Energiemarktes leisten werden.

Der neue europäische Marktausblick für Solarenergie 2023–2027 von SolarPower Europe zeigt einen Rekordwert von 56 GW an Solarinstallationen in Europa im Jahr 2023. Foto: Pixabay

Es gibt also eine wichtige Weichenstellung durch die Trilog-Einigung, die für die Zukunft ebenso positiv ins Gewicht fällt – wie auch die neue Road Map für eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft, die günstige Entwicklung auf dem Solarmarkt, die Potenziale der heimischen Förderindustrie und die steigenden Forschungsausgaben. Mit Märkten, die in Bewegung bleiben und die richtigen Schritte machen, dürfen die Unternehmen durchaus optimistisch auf das neue Jahr blicken – trotz einiger Unabwägbarkeiten.

Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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