Das enorme Potenzial der Schwellenländer verdeutlichen bereits diese Eckdaten: Über 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in ihnen. Ihr Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt liegt aber lediglich bei über 20 Prozent – Tendenz steigend. Es ist also noch viel Luft nach oben…
Was außerdem hinzukommt: „Die Welt urbanisiert“, betont Germany Trade & Invest (GTAI). Jeder zweite Erdenbürger wohnt schon heute in einer Stadt. Bis 2030 sollen laut UN 41 Megacities weltweit jeweils über 10 Millionen Einwohner beherbergen und die Urbanisierungsrate damit auf 60 Prozent steigern. „Dies stellt große Herausforderungen an die betroffenen Stadtverwaltungen“, so GTAI weiter. Eben gerade auch in Schwellenländern wie China und Indien. Die Erfordernisse, die sich hieraus ergeben, können diese Länder nicht allzu lange vor sich herschieben. Auch in Zeiten der Pandemie.

Zurück zur Normalität
Laut einer aktuellen Umfrage unter VDMA-Mitgliedsfirmen in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China) hat sich die Lage im Reich der Mitte bereits wieder normalisiert. Nach Unternehmensgröße gewichtet, beurteilt ein Drittel der vom VDMA befragten Tochtergesellschaften vor Ort die gegenwärtige Geschäftssituation als gut, die Hälfte (51 Prozent) bewertet die Geschäftssituation als zufriedenstellend.

„Unsere Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass der Aufschwung in China bei unseren Mitgliedern angekommen ist“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Wiechers. „Allerdings gibt es je nach Teilbranche weiterhin große Unterschiede in der Einschätzung der jeweiligen Geschäftssituation. Besonders hervorzuheben sind vor allem Fluidtechnik, Antriebstechnik und Elektrische Automation. Schlusslicht bildet weiterhin die Werkzeugmaschinenindustrie“, fügt Wiechers hinzu. „Im Branchendurchschnitt erwarten unsere Mitglieder vor Ort für das laufende Jahr jedoch ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Bereich.“

Der deutsche Maschinenbau sieht die Entwicklung in den BRIC-Ländern mit Zuversicht.


Wasser- und Abwasserprobleme lösen

Eine Entwicklung, die sich auch von den Herausforderungen Chinas her nachvollziehen lässt. Wasser- und Abwasserprobleme sind dringlich und müssen gelöst werden. Verschmutzte Flüsse, stark belastetes Grundwasser, Wasserknappheit und in den Metropolen schlechte Luftqualität schaden nicht nur den Menschen, sondern auch der Wirtschaft Chinas. Verschärfte Umweltgesetze der chinesischen Staatsführung sollen den Hebel umlegen und zu einem gesunderen Reich der Mitte beitragen. Ohne geeignete Umwelttechnologien – etwa im Armaturenbereich – wird das allerdings nicht gelingen. Unternehmen aus der ganzen Welt winken daher lukrative Aufträge.
Folgen einer Entwicklung, die gerade auch China bereits seit längerem zu spüren bekommt. Die rasant zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung stellt Metropolen wie zum Beispiel Shanghai und Peking vor Riesenprobleme. Die Entwicklung habe den strukturierten Aufbau eines funktionierenden Wassersystems erschwert, sodass weite Teile der Bevölkerung nicht mit sauberem Trinkwasser versorgt werden könnten, erklärt das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Schon heute hätten rund 100 Millionen Menschen in China keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf von 2005 bis 2030 um über 500 Milliarden Kubikmeter. Wasserknappheit herrscht insbesondere im „trockenen“ Norden Chinas.
Damit nicht genug: Verschmutztes Abwasser der Industrie gelangt zum Teil ungefiltert ins Grundwasser und in Flüsse, berichtet das Bundesministerium.

Höhere Maschinenexporte nach Russland

Ein Blick nach Russland: Die Umfrageergebnisse unter den VDMA-Mitgliedern in Russland zeichnen für manchen vielleicht überraschend ebenfalls ein positives Bild: 49 Prozent bewerten die Geschäftssituation als gut und 48 Prozent als zufriedenstellend. „Der russische Markt für Maschinen und Anlagen zeigt sich trotz Corona-Krise erstaunlich robust. Auch die Maschinenexporte aus Deutschland nach Russland liegen von Januar bis August knapp über dem Vorjahresergebnis. Damit bildet Russland eine Ausnahme unter den Top-10 Absatzmärkten für deutsche Maschinenexporteure“, resümiert der VDMA-Chefvolkswirt.

Die Abwasserbehandlung gehört in China zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahre.


Indien zeigt sich verbessert, benötigt aber noch Zeit

Die negativen Auswirkungen von Covid-19 sind in Indien nach wie vor am deutlichsten zu spüren, auch wenn sich die Geschäftssituation der Unternehmen im Vergleich zur Frühjahrsumfrage kräftig verbessert hat: 11 Prozent bewerten ihre Geschäftssituation als gut, und für 63 Prozent ist diese mittlerweile zufriedenstellend. „Der Maschinenbau am Standort Indien wurde aufgrund des starken und weitreichenden Lockdowns Ende März ungleich schwerer getroffen als in vielen anderen Ländern. Die Lieferketten haben sich für viele Unternehmen in Indien noch nicht vollständig von diesem Schock erholt“, ergänzt Wiechers. „Laut Umfrageteilnehmern werde die Maschinenbaukonjunktur in Indien trotz positiver Wachstumsaussichten das Vorkrisenniveau erst im Jahr 2022 erreichen.“

Brasilien erholt sich schneller als erwartet

Auch Brasilien – für den Maschinenbau der wichtigste Absatzmarkt und Produktionsstandort in Lateinamerika – scheint sich von der Corona-Krise schneller zu erholen als erwartet: 26 Prozent beurteilen ihre Geschäftssituation als gut, knapp die Hälfte (49 Prozent) als zufriedenstellend. In der Frühjahrsumfrage waren es noch mehr als die Hälfte, die ihre Geschäftssituation als schlecht bewerteten. „Die rasche Erholung in Brasilien zeigt sich nicht zuletzt in den Geschäftserwartungen unserer Mitglieder vor Ort. Zwei Drittel sind optimistisch, dass sich ihre Geschäftssituation in den nächsten sechs Monaten verbessert. Auf der anderen Seite gehen lediglich drei Prozent davon aus, dass sich ihre Lage verschlechtern wird“, sagt Wiechers.

Ermutigende Umfragewerte, keine Frage. Und damit gute Nachrichten, trotz der momentanen Widrigkeiten.

Eine überraschend positive Entwicklung zeigt sich in Russland. Das Bild zeigt eine russische Ölplattform.

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