Foto: RWE
Der Wunsch nach Versorgungssicherheit beflügelt die Akzeptanz von Erneuerbaren Energien. 86 Prozent der Bürger*innen sprechen sich für den Ausbau dieser aus, wie die Akzeptanzumfrage 2022 der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zeigt. Das Ergebnis ist zugleich ein wichtiger Hinweis für die Armaturenbranche, die also mit recht die Erneuerbaren Energien immer stärker in den Fokus nimmt.
Ein Beitrag von Michael Vehreschild.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise haben die gesellschaftliche Debatte in diesem Jahr geprägt. Die Akzeptanzumfrage 2022 der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zeigt, dass die Krise auch vor dem Hintergrund von Versorgungssicherheit, Inflation und Abhängigkeiten von autokratischen Staaten zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt hat: Die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien ist gestiegen. 86 Prozent der Bürger*innen sprechen sich für den Ausbau dieser aus.
Ein starkes Signal
Die Akzeptanzumfrage der AEE, die seit vielen Jahren durchgeführt wird, zeigt in diesem Jahr wieder eine sehr hohe Akzeptanz von 86 Prozent (2021: 83 %) für Erneuerbare Energien. „Ein starkes Signal aus der Bevölkerung, welches deutlich macht, dass für die Gesellschaft Versorgungssicherheit nur mit einer nachhaltigen Energiewende erreicht werden kann“, resümiert die AEE.
2021 deckten Erneuerbare Energien 41 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Im Verkehrssektor waren es lediglich 6,8 Prozent und im Wärmesektor 16,5 Prozent. „Der Zuspruch der Bevölkerung für die Erneuerbaren Energien und damit für die Energiewende ist mit 86 Prozent sehr hoch. Ihr Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft und besonders vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise ist ihr schneller Ausbau unerlässlich“, betont Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Die hohe Akzeptanz der Bürger*innen ist ein wichtiger Impuls, da sie eine zentrale Rolle in der Energiewende spielt.“
Vorbehalte bremsen die positive Bewertung nicht
Geht es um den potenziellen Bau neuer Anlagen in der Umgebung des eigenen Wohnortes, ist die Zustimmung für Solarparks, Solardächer und Windenergieanlagen am höchsten. So sprachen sich 65 Prozent der Befragten für Solarparks aus (2021: 59 %), für Solardächer 80 Prozent (77 %), Windenergieanlagen 50 Prozent (39 %) und Geothermieanlagen 40 Prozent (30 %). „Ähnlich wie im vergangenen Jahr zeigt sich in unserer aktuellen Umfrage, dass die Zustimmung der Bürger*innen, die bereits Erfahrungen mit EE-Anlagen in ihrer Nachbarschaft haben, sogar noch deutlich höher ist“, weiß Robert Brandt.
Die steigenden Energiekosten während der Krise haben einen starken Einfluss auf die zunehmende Bedeutung der Erneuerbaren Energien. 44 Prozent antworteten, dass sie sich schon vor der Krise für die Erneuerbaren aussprachen, 22 Prozent der Befragten sind der Meinung: „Ich finde zum Beispiel Windräder zwar nicht toll, aber jedes, das hinzukommt, macht uns ein wenig unabhängiger“. 14 Prozent gaben an, trotz ihrer Vorbehalte lieber nachhaltige Energie vor der Haustür zu akzeptieren statt aus geopolitisch schwierigen Ländern. „Die Bürger*innen haben sich klar zur Rolle der
Erneuerbaren in diesen Krisenzeiten positioniert. Hierbei sind die Erneuerbaren Energien der wichtigste Teil der Lösung“, sagt Brandt.
Krisen erhöhen die Akzeptanz
Die derzeitigen Krisen und Konflikte, wie der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, steigende Energiepreise, Abhängigkeiten und Inflation beschäftigen die Bürger*innen so stark, dass sich mittlerweile 70 Prozent der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie aussprechen. So waren beispielsweise nach eigenen Angaben 20 Prozent der Befragten vor der Krise kein Fan der Windenergie, sind aber nun der Meinung, dass diese ausgebaut werden sollte. 50 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden sprachen sich bereits vor der Krise für die Windenergie aus und acht Prozent der Befragten waren vor der Krise strikt gegen den Ausbau der Windenergie, haben ihre Meinung jedoch inzwischen geändert.
Bei der Frage, ob sie eher die Errichtung von Windenergieanlagen an ganz neuen Standorten oder Repowering befürworten würden, gaben 39 Prozent der Befragten an, dass sie beides gleichermaßen akzeptieren. Beim Repowering werden in einem Windpark ältere Windenergieanlagen durch neue, viel leistungsstärkere und effizientere Anlagen ersetzt. Oft kann auf der gleichen Fläche mit weniger Anlagen mehr Strom produziert werden. 23 Prozent sprachen sich deshalb für das Repowering aus und 13 Prozent waren der Meinung, dass sie eher die Errichtung von Windenergieanlagen an ganz neuen Standorten bevorzugen würden.
Energiepflanzen und Energieholz
Die bisherige Abhängigkeit Deutschlands von autokratischen Staaten hat die Aufmerksamkeit auf heimisch verfügbare Energien gelenkt. Wir haben gefragt, wie verschiedene nachhaltige, regional verfügbare Energieträger zukünftig genutzt werden sollen. Hier stimmten 76 Prozent für die stärkere Nutzung von Sonnenenergie durch Dachflächenanlagen und 69 Prozent für den erhöhten Einsatz von Sonnenenergie mittels PV- und Solarthermie-Freiflächenanlagen. Die Bürger*innen sprachen sich außerdem für Energiepflanzen und Energieholz aus. So stimmten 62 Prozent für die gleichbleibende oder sogar stärkere Nutzung von Energieholz aus dem Wald und 55 Prozent für die gleichbleibende oder sogar stärkere Verwendung von Energiepflanzen.
Zur Methodik: Die AEE-Akzeptanzumfrage ist eine deutschlandweite, bevölkerungsrepräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien. Befragt wurden online 1.026 Personen ab einem Alter von 16 Jahren. Den Befragten war der Auftraggeber der Umfrage nicht bekannt.
Biomasse zunehmend im Blickpunkt
Im Blickpunkt im Mix der Erneuerbaren Energien rückt zunehmend die Energiebereitstellung durch Biomasse. Auch sie genießt angesichts der Energiekrise hohe Akzeptanz in der Bevölkerung in Deutschland. Das zeigt der Sonderfokus Bioenergie innerhalb der jährlichen, repräsentativen Akzeptanzumfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Entgegen der teils stark polarisierten öffentlichen Debatte ist das Meinungsbild unter den Deutschen deutlich Biomasse-freundlicher und dabei durchaus differenziert.
Gefragt danach, wie stark künftig verschiedene, nachhaltige und regionale Biomasse-Energieträger genutzt werden sollten, sprachen sich insgesamt 32 Prozent der Befragten für eine etwas oder deutlich stärkere energetische Nutzung von Waldholz aus. Weitere 30 Prozent möchten den aktuellen Umfang beibehalten. Weniger Energieholz-Nutzung wünschen sich lediglich 22 Prozent. Auch in Bezug auf Energiepflanzen stehen zusammen 64 Prozent für eine gleichbleibende oder stärkere Nutzung, während nur 18 Prozent für einen Rückgang plädieren.
Zulieferer mit guten Aussichten
„Wir sehen an diesem Ergebnis, dass die Deutschen den Beitrag der Bioenergie zur Energiewende sehr wohl zu würdigen wissen“, freut sich Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE. „Das differenzierte Meinungsbild zeigt aber auch, dass die Bevölkerung durchaus sensibel für die begrenzte nachhaltige Verfügbarkeit von Biomasserohstoffen ist. Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir daher die Nutzung von Energieholz sowie Energiepflanzen behutsam ausbauen und gleichzeitig die Potenziale im Bereich der Biomassereststoffe entschlossen erschließen“, so Brandt.
Fazit für die Zulieferer einzelner industrieller Komponenten, wie zum Beispiel Armaturen, im Bereich der Erneuerbaren Energien: Sie haben gute Aussichten, da sie sich einem globalen Wachstumsmarkt gegenübergestellt sehen. Und von den USA bis nach China spielen saubere Technologien eine wachsende Rolle. Wichtig ist, dass Politik die Rahmenbedingungen für Industrie und Zulieferer klar und planbar setzt. Geschieht dies, ist das Potenzial der Erneuerbaren Energien noch gewaltiger als es scheint.
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