Mit einem Zubau von 252 MW und 42 Anlagen liegt die Branche weiterhin im bisher überschaubaren Plan. Insgesamt sind aktuell 1.351 Offshore-Windenergieanlagen mit 6.658 MW am Netz. Im ersten Halbjahr 2019 betrug der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 47,6 Prozent. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres verzeichnet Offshore-Wind eine Steigerung von rund 30 Prozent – so lauten einige Ergebnisse der im Auftrag der deutschen Windbranchenverbände durch die Deutsche WindGuard ermittelten Ausbauzahlen für Windenergie auf See im ersten Halbjahr 2019 für Deutschland.

Stromerzeugung


Die Branche liefert

„Die Branche liefert erwartungsgemäß, und die Offshore-Industrie hat sich in den letzten Jahren – wie von uns angekündigt – immer mehr in Richtung eines Fundaments der Energiewende entwickelt. Strom aus Offshore-Windenergie ist kostengünstig, sehr zuverlässig und wettbewerbsfähig“, erklären die Branchenvertreter von BWE, BWO, Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE, VDMA Power Systems und WAB zu den Halbjahreszahlen.

Die in den zurückliegenden Jahren positive Entwicklung der Wertschöpfungskette werde allerdings durch einen nun eintretenden Fadenriss erheblich gestört. Der 7,7 GW-Deckel bis zum Jahr 2020 sei fast erreicht. „Für die Jahre danach fehlen die Rahmenbedingungen, um Projekte umsetzen zu können. Um die Technologieführerschaft des Windindustrie-Standorts Deutschland beizubehalten, die Wertschöpfung nicht weiter zu gefährden und die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 sicherzustellen, benötigt die Branche jetzt verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen“, betonen die Branchenvertreter weiter. Das beinhalte die Anhebung der Ausbauziele und die Durchführung einer Sonderausschreibung noch in diesem Jahr, die unter anderem die noch freien Konverterkapazitäten enthalte.

„Ausbauziele anheben“
Die Ausbauziele müssten auf mindestens 20 Gigawatt installierte Offshore-Leistung bis 2030 und mindestens 30 Gigawatt bis 2035 in den deutschen Teilen der Nord- und Ostsee angehoben werden. Die im Juni veröffentlichte Netzstudie von WP&More Consulting und der Rechtsanwaltskanzlei GGSC belege zudem, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland nicht wegen verzögertem Netzausbau gebremst werden müsste. Zusätzlich sollte die Bundesregierung – wie im Aktionsplan Stromnetze vorgesehen – dem Ausbau der großen Übertragungsnetze Priorität einräumen und zeitgleich Power-to-X-Lösungen fördern.

Ein verlässlicher Rahmen und ambitionierte Ausbauziele sei notwendig, so dass sich Investitionen in deutsche Standorte wieder lohnten und Arbeitsplätze gesichert würden. Eine Lücke im Ausbau, wie sie ab 2020 droht, sei industriepolitisch nicht verkraftbar. „Deutschland sollte wieder eine Spitzenposition einnehmen. Deshalb braucht es eine zeitnahe Umsetzung der angekündigten Sonderausschreibung“, erklären die Branchenvertreter. Ein höheres Produktionsvolumen der Hersteller steigere die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte, sichere die Perspektive der Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette und ermögliche die Realisierung des Exportpotentials auf dem wachsenden Weltmarkt. „Der im Koalitionsvertrag vorgesehene Sonderbeitrag der Offshore-Windenergie muss jetzt kommen.“ Mit einem Beitrag von bis zu 2 GW ließen sich die freien Konverterkapazitäten volkswirtschaftlich sinnvoll nutzen. Konkrete gesetzgeberische Schritte müssten unmittelbar nach der Sommerpause erfolgen.

Windräder


Ostsee-Testfeld wird begrüßt

„Wir begrüßen außerordentlich den Beschluss des Bundestages für das Testfeld in der Ostsee für Anlagen der nächsten und übernächsten Generation“, erklärten die Verbände. Auch auf gesamteuropäischer Ebene sollten die enormen Potenziale der Offshore-Windkraft zur Erreichung der Klimaziele gehoben werden, wie die Pläne zum Bau von Windenergie-Verteilkreuzen in der Nordsee verdeutlichen.

Die Einrichtung des Klimakabinetts unterstreicht den Handlungsbedarf im Sinne einer effizienten Klimapolitik. „Wir begrüßen, dass sich das Klimakabinett die ressortübergreifenden Maßnahmen zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 zur Aufgabe gemacht hat. Zur Erreichung der Klimaziele sind verbindliche Zielvorgaben für die einzelnen Sektoren sowie die notwendigen gesetzlichen Regelungen unerlässlich“, sind sich die Branchenvertreter einig. „Wir erwarten schnelle Entscheidungen und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung durch die Ausbaulücke und die zügige Anhebung der Ausbaupfade für die Windenergie. Ansonsten werden wir die Klimaziele nicht erreichen.“

In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben. Die Auftraggeber sind der Bundesverband WindEnergie (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V., die Stiftung Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems und der WAB e.V.

Windrad


Armaturen vielfach im Einsatz

Natürlich erhofft sich auch die Armaturenbranche von einer günstigen Entwicklung Rückenwind. Installiert werden Armaturen in Turbinen, Umspannplattformen, bei der Onshore-Netzeinspeisung und in Errichterschiffen. Die Armaturen werden konkret in Kühlkreisläufen, Feuerlöschanlagen, Druckerhöhungsanlagen, Reinigungsanlagen sowie zur Behälterfüllung und Meerwasserentnahme eingesetzt.

Die Anforderungen sind in rauer Umgebung entsprechend hoch. Die Komponenten müssen zum Teil starkem und wechselndem Winddruck sowie schwankenden Temperaturen standhalten. Auch das salzhaltige Meerwasser fordert Werkstoffe und Technologie heraus.

Bei Onshore- und Offshore-Turbinen dienen die Armaturen vor allem der Regelung und Absperrung in Kühlkreisläufen, Feuerlöschanlagen und in der Meerwasserentnahme. Eingesetzt werden insbesondere Absperrventile – zum Beispiel vor und hinter dem Getriebe, Generator, Transformator, Umrichter, Schaltschrank, Druckbehälter und Wasserbehälter. Hinzu kommen Rückschlagarmaturen hinter dem Wasserbehälter und Druckbehälter.

Es gibt also reichlich Bedarf an Armaturen und armaturenbezogenen Komponenten bei Windkraftanlagen.

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