Die einzelnen Produktgruppen entwickelten sich laut dem VDMA Fachverband Armaturen im ersten Halbjahr anders als im Vorjahr sehr unterschiedlich. Während Regelarmaturen um 8 Prozent zulegten, stagnierte das Geschäft bei Absperrarmaturen und der Umsatz mit Sicherheits- und Überwachsungsarmaturen schrumpfte sogar um 7 Prozent.
„Angesichts der sich abzeichnenden weltweiten Abschwungs ist das schwache Wachstum im ersten Halbjahr wenig überraschend. Zumal wesentliche Absatzmärkte, wie die Chemiebranche, ihre Prognosen unlängst deutlich nach unten korrigiert haben“, kommentiert Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Fachverband Armaturen, die aktuelle Lage. „Dennoch hält sich die Branche im Vergleich zu anderen Fachzweigen des Maschinenbaus weiterhin gut und ein Auftragsplus von 7 Prozent im ersten Halbjahr lässt auf eine Belebung des Geschäfts im zweiten Halbjahr hoffen.“
China und USA bleiben wichtigste Zielmärkte
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lieferten die deutschen Industriearmaturenhersteller Waren im Wert von 2,2 Milliarden Euro ins Ausland. Das entspricht einer Steigerung von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Auslandsgeschäft profitierte vor allem von der nach wie vor erstaunlich robusten Nachfrage aus China, der starken Konjunktur in den USA und der guten Nachfrage aus einigen europäischen Ländern.
Traditionell ist China wichtigster Abnehmer deutscher Industriearmaturen. Die USA konnten jedoch ihren Platz als zweitwichtigstes Abnehmerland in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausbauen. Die Entwicklung ist auch Resultat des Wiedererstarkens der amerikanischen Chemieindustrie im Zuge des Shale-Gas-Booms, erläutert der VDMA Fachverband Armaturen.
Die Ausfuhren nach China stiegen im ersten Halbjahr 2019 um 5 Prozent auf 260 Millionen Euro. Der weltgrößte Chemieproduzent sieht sich nach Jahren mit hohen Wachstumsraten erstmals mit einer Nachfrageabkühlung konfrontiert. Stärker zulegen konnten die Exporte in die Vereinigten Staaten. Die deutschen Ausfuhren in die USA erhöhten sich um 9,5 Prozent auf 216 Millionen Euro. Nach Frankreich gingen ebenfalls wieder deutlich mehr Armaturen als im Vorjahr (plus 9,7 Prozent). Das Land behauptete mit einem Abnahmevolumen von 121,6 Millionen Euro weiterhin Platz drei der wichtigsten Absatzmärkte.

Prognose 2019: Plus 2 Prozent
In Deutschland und Europa verdichten sich aktuell die Hinweise auf eine Konjunkturflaute. Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung im wichtigen Markt China dürfte laut VDMA der Ausgang der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sein. Eskaliert der Konflikt, wird die Wirtschaft in China sowie in den mit China eng verflochtenen Volkswirtschaften der Region bis auf Weiteres langsamer wachsen. In Europa trüben zeitgleich der nach wie vor drohende harte Brexit sowie die Regierungskrise in Italien die Perspektiven ein. Wachstumsimpulse erwarten die Hersteller in den kommenden Monaten insbesondere in den Bereichen Nahrungsmittelindustrie, Öl und Gas, Pharmabranche und Tieftemperaturtechnik.
„Die nach der Schwächephase zum Jahreswechsel deutliche Verbesserung der Auftragslage in den letzten Monaten lässt darauf schließen, dass sich die Branchenkonjunktur in den kommenden Monaten leicht aufhellen wird. Vor diesem Hintergrund rechnen wir weiterhin mit einer moderaten Umsatzsteigerung von 2 Prozent“, fasst Wolfgang Burchard zusammen.

FMI: moderates Wachstum beim Weltmarkt
Auch ein aktueller Marktforschungsbericht von Future Market Insights (FMI) erwartet „ein moderates Wachstum – auch bezogen auf den Weltmarkt für Industriearmaturen. Im vergangenen Jahr hatte der Umsatz 61 Milliarden US-Dollar betragen. Der Bericht geht davon aus, dass die zunehmenden Explorationsaktivitäten für neue Wasserquellen das Marktwachstum in den kommenden Jahren überwiegend begünstigen werden.
Die stetige Expansion der chemischen Industrie und die Belebung der Öl- und Gasindustrie dürften laut FMI ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Steigerung des Absatzes von Industriearmaturen auf globaler Ebene spielen. Darüber hinaus verweist der Bericht darauf, dass es in der Chemie-, Wasser- und Abwasserindustrie zahlreiche Möglichkeiten gibt.

Automatisierte Armaturen auf Erfolgskurs
Mit dem Beginn von Industrie 4.0 und der wechselseitigen Verlagerung von Industrien in Richtung Automatisierung „ist die Industriearmaturenlandschaft gezwungen, über ihre traditionellen Modelle der Armaturentechnik hinauszugehen“, heißt es weiter in der Pressemitteilung von FMI zur Studie über den Markt für Industriearmaturen. Obwohl manuell betätigte Ventile immer noch fast zwei Drittel des Gesamtumsatzes ausmachen, geht FMI davon aus, dass sich das Marktszenario für automatisierte Armaturen in den nächsten Jahren rasch weiterentwickeln wird.
Es wird erwartet, dass das Segment der Schiebertypen für Industriearmaturen bedeutende Wertanteile am globalen Markt für Industriearmaturen hält. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass das Sitzventilsegment während des gesamten Prognosezeitraums das führende Segment sein wird. Absperrschieber, die eng mit Durchgangs- und Kugelhähnen verbunden sind, werden als die begehrten Industriearmaturentypen im gesamten Prognosezeitraum identifiziert. Eine Reihe von Herstellern konzentriert sich jedoch auf Investitionen in Industriearmaturen mit Durchgangsventilen. „Die Forschung zeigt auch, dass die Marktattraktivität von Absperrklappen branchenübergreifend sichtbar wächst“, ergibt sich aus der FMI-Studie.
Die Analyse des Marktes für Industriearmaturen auf der Grundlage von Werkstoffen zeige, dass Stahlguss, Kohlenstoffstahl und Edelstahl nach wie vor die bevorzugten Werkstoffe bei den Herstellern von Industriearmaturen seien, die zusammen etwa 85 Prozent der Umsätze ausmachten. „Bronze wird sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich lukrativ als Material der Wahl erweisen, wie die Ergebnisse des Berichts zeigen.“

Wachstum für APEJ prognostiziert
Der Markt im asiatisch-pazifischen Raum ohne Japan (APEJ) wird im Prognosezeitraum 2019 bis 2029 ein lukratives Wachstumspotenzial auf dem globalen Markt für Industriearmaturen aufweisen. Dem Bericht zufolge wird dieses Wachstum durch das rasante Wachstum der Öl- und Gasindustrie in Ländern der APEJ wie Indien und China sowie den ASEAN-Ländern angetrieben. Die wirtschaftliche Situation dieser Länder hat sich positiv entwickelt.
„Darüber hinaus hat sich aufgrund der Auswirkungen makroökonomischer Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und schnelle Industrialisierung das Vertrauen der Investoren und Investitionen in Wohnraum und andere Wohnprojekte in der gesamten APEJ drastisch erhöht“, erläutert die FMI-Studie. Folglich habe die Chemikalie der Region in den vergangenen Jahren eine erhebliche Dynamik entwickelt. Dieses Gesamtszenario führt zu einem moderaten Wachstum der Nachfrage nach Armaturen in den verschiedenen Branchen „und treibt schließlich das Marktwachstumspotenzial von APEJ voran“.
