Künstliche Intelligenz und Digitalisierung bringen der Industrie einen enormen Innovationsschub. „Gleichzeitig steigt dadurch im Maschinen- und Anlagenbau sehr stark der Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften“, erklärt der VDMA. Für MINT-Spezialisten ist das ein großartiges Signal – der Maschinenbau ist ein zukunftssicherer Arbeitgeber.

Große Hürden zu überwinden

Viele kleine und mittelständische Unternehmen stellt die Entwicklung jedoch vor große Hürden. Sie haben massive Schwierigkeiten, die benötigten Fachkräfte in ausreichender Zahl zu finden. Das liegt auch daran, dass nicht jeder Bewerber die erforderlichen neuen Kompetenzen mitbringt. Der VDMA-Landesverband Ost und der Cluster IT Mitteldeutschland wollen diese schwierige Situation nun gemeinsam angehen und ihre Kräfte bündeln.

Beide Branchenverbände haben dazu eine Kooperation abgeschlossen. Ziel ist, „die Zukunft von Maschinen- und Anlagenbau sowie IT-Industrie zusammen zu gestalten“, heißt es in einer Mitteilung des VDMA. Dafür sollen die Synergien zwischen Unternehmen, Forschungsreinrichtungen und Dienstleistern in beiden Branchen gestärkt werden.

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Im MINT-Bereich droht ein Fachkräftemangel. Kooperationen könnten hier ein wirksames Mittel sein.
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Partner bündeln Kräfte

„Wir engagieren uns schon seit vielen Jahren rund um die duale Berufsausbildung, die studentische Lehre und die berufliche Qualifizierung von Facharbeitern“, betont Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost. Dabei sind zunehmend die technischen Berufsbilder in den Fokus gerückt. „Umso mehr freuen wir uns, den Weg nun mit einem gleichgesinnten Partner weitergehen zu können.“

„Im Maschinenbau und in der Informationstechnologie stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen. Es ergeben sich an vielen Stellen Berührungspunkte“, erklärt Gerd Neudert, Geschäftsführer Cluster IT Mitteldeutschland e.V. Durch die zunehmende Digitalisierung in der Industrie sei eine Zusammenarbeit im Geschäftsleben längst gelebte Praxis und auf Verbandsebene ebenfalls eine Notwendigkeit. „Uns freut es sehr, dass wir mit dem VDMA-Landesverband Ost einen Kooperationspartner haben, der sich durch eine gleiche Denk- und Herangehensweise auszeichnet und mit dem wir Themen, die beide Wirtschaftszweige betreffen, zusammen voranbringen können.“

Anforderungen und Qualifikationen im Wandel

Um zum Beispiel die in Zukunft benötigten gut qualifizierten Fachkräfte in IT und Technik zu erhalten, müssen die entsprechenden Grundlagen geschaffen werden. „Viele Berufsfelder erfordern heute mehr als handwerkliche Fähigkeiten. Gefragt sind beispielsweise technisches Verständnis, Englischkenntnisse, Kreativität, Service-Freude und Kundengespür“, erläutert Köhn. „Heutige und künftige Mitarbeitende müssen stärker bedarfsgerecht aus- und weitergebildet werden. Das beginnt in Kindergarten und Schule, wo Interessen geweckt und Grundlagen gelegt werden, und setzt sich in den Berufs- und Hochschulen fort. Doch auch die Betriebe selbst müssen die Weiterbildung ihrer Fachkräfte kontinuierlich vorantreiben. Wir wollen unsere Kräfte bündeln, um genau hier Verbesserungen zu erreichen und dem immer größer werdenden Bedarf an IT-Fachkräften im Maschinenbau besser gerecht zu werden“, ergänzt der VDMA-Geschäftsführer.

Dem pflichtet Neudert bei: „Anforderungen und Qualifikationen in IT-Berufen haben sich stark gewandelt. Waren vor einigen Jahren rein technische Fähigkeiten gefragt, müssen IT-Fachkräfte heute auch Kompetenzen im Umgang mit Kunden oder zur Leitung von Projekten mitbringen. Auch Teamarbeit ist überall gefordert.“

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Die Mischung macht’s: Wenn Unternehmen auch im MINT-Bereich Frauen und ältere Menschen einbinden, könnte ihr Erfolg dauerhaft sein.
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Anschaulicher Einstieg in die Welt der Informatik

Die beiden Branchenverbände verstehen es als ihre zentrale Aufgabe, den Entscheidern weiterzuhelfen. Konkreten Ausdruck findet die Zusammenarbeit zum Beispiel im Projekt „DiLeLA – Digitale Lernlabore Anhalt“. Im Rahmen des BMBF-geförderten MINT-Clusters entstehen außerschulische Angebote für Schüler zwischen 14 und 18 Jahren, die einen anschaulichen Einstieg in die Welt der Informatik ermöglichen. Der Cluster IT Mitteldeutschland gehört zu den Verbundpartnern und der VDMA-Landesverband Ost ist einer der Unterstützer aus der Wirtschaft. Weitere Aktionen und Veranstaltungen sollen den Austausch zwischen beiden Branchen beflügeln.

Eine Kooperation zwischen zwei Branchenverbände, die Schule machen könnte – und sollte. Ein Vorbild für andere Branchen und Verbände.

Frauen für technische Berufe begeistern

Neben Kooperationen sind auch konkrete Strategien notwendig, um einem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Die Unternehmen setzen – durchaus erfolgreich – verschiedene Hebel in Bewegung. Investitionen in Bildung, Werben in EU-Krisenländern und Wecken des Interesses von Frauen für technische Berufe gehören ohne Frage zu den guten Ansätzen. Die Begeisterung von Frauen für technische Berufe ist mit Blick auf die Entwicklung der nächsten Jahre laut Experten dringend nötig. Denn in keinem anderen Land Europas sind so viele ältere Ingenieure am Arbeitsmarkt wie in Deutschland.

Große Potenziale schlummern bei älteren Arbeitnehmern. Ein Umstand, dem lange wenig Bedeutung geschenkt wurde. Auf die umfangreichen Kenntnisse der älteren Arbeitnehmer mit Blick auf Produkte, Märkte und Kunden, deren Erfahrungen, Durchhaltevermögen und Loyalität können und wollen Unternehmen genauso wenig verzichten wie auf den Nachwuchs und dessen jugendlichen Elan und frische Ideen. Es gilt, gezielt ältere Mitarbeiter zu binden. Dazu gehören etwa Gesundheitschecks, spezielle EDV-Trainings, Befreiung von Nachtschichten und zusätzliche Urlaubstage.

Lösungen wie beispielsweise die genannten sind gefragt, um dem Fachkräftemangel entschlossen zu begegnen.

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Gerd Neudert (li.), Geschäftsführer Cluster IT Mitteldeutschland e.V., und Oliver Köhn, Geschäftsführer VDMA-Landesverband Ost, haben in der Geschäftsstelle des Clusters IT Mitteldeutschland die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Foto: Cluster IT Mitteldeutschland

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