Kai Dörseln liebt die Herausforderung – beruflich und privat. „Wenn das Wetter es zulässt, fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit, was in meinem Fall heißt: Zwölf Kilometer bergauf, selbstverständlich ohne Motor“, erzählt der Geschäftsführer der Schroeder Valves GmbH & Co. KG, der nicht nur hiermit zuweilen zum Gipfelstürmer wird. Konzentriert geht der 55-Jährige auch beruflich zu Werke, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten.
Ein Beitrag von Michael Vehreschild.
Der Weg zu Schroeder Valves führte über verschiedene Stationen, bei denen Kai Dörseln jederzeit zu Kurskorrekturen bereit war. Der gebürtige Gummersbacher absolvierte zunächst nach dem Abitur seinen Wehrdienst, um anschließend Jura bis zum ersten Staatsexamen zu studieren. „Mir wurde nach und nach klar, dass ein juristisches Betätigungsfeld nichts für mich sein würde. Daraufhin habe ich noch einmal von vorne angefangen und Wirtschaftswissenschaften studiert. Daher bin ich erst im Alter von 32 Jahren ins Berufsleben eingestiegen.“ Zunächst bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, später bei den Stadtwerken Gummersbach und seit 2007 bei Schroeder Valves.
Eher Generalist
„Ich habe es immer als hilfreich empfunden, dass ich eher Generalist als Spezialist bin“, erläutert Kai Dörseln. In einem mittelständischen Unternehmen wie Schroeder Valves, bei dem man als Geschäftsführer quasi mehrere Leitungspositionen in Personalunion innehabe, sei das von Vorteil. „In meiner Position sind die kaufmännischen Kenntnisse wichtiger. Für die Technik haben wir ja unsere Spezialisten.“ Für viele Themen im Bereich Personal und auch bei Vertragsverhandlungen hilft ihm sein juristisches Wissen. „Bezüglich meiner Aufgabe als Führungskraft merke ich immer wieder, dass es wichtig ist, eigene Erfahrungen als Angestellter gemacht zu haben. Ich kenne daher die ‚roten Tücher‘ der Belegschaft und weiß, über welche Themen sie unbedingt informiert sein will und was sie bewegt.“ Der Faktor Kommunikation mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen sei von essenzieller Bedeutung.
„Mädchen für alles“
Kai Dörseln schätzt und weiß um die Besonderheiten des Nischenmarktes für AR-Valves (Automatic Recirculation Valves). Er folge eigenen Gesetzmäßigkeiten mit einem extrem hohen Internationalisierungsgrad. Die gängigen betriebs- und volkswirtschaftlichen Theorien seien nicht per se anwendbar, es würden sich immer wieder neue Herausforderungen ergeben. Mit großem Engagement stellt der verheiratete Vater zweier Töchter sich ihnen. Dabei ist der 55-Jährige als Geschäftsführer eines Unternehmens dieser Größenordnung „Mädchen für alles“. „Ich beschäftige mich mit der Strategie, mit den Finanzen und – vor allem – mit dem Großthema Personal. Am liebsten widme ich mich strategischen Themen.“
Mit den anstehenden Themen setzt sich Kai Dörseln konzentriert auseinander. „Es gibt Tage, da sitze ich bereits um 5 Uhr am Schreibtisch und arbeite non-stop bis zum Spätnachmittag die unterschiedlichsten Themen durch.“ Dafür läutet er aber auch an manchem Freitag bereits am frühen Nachmittag das Wochenende ein – „wobei ich natürlich ständig erreichbar bin“. Generell hält der Gummersbacher nichts von 60-Stunden-Wochen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass niemand zwölf Stunden am Tag effektiv sein kann. Wichtig ist die Produktivität, und ich wage zu behaupten, dass ich während der Arbeit extrem produktiv bin. Diese Belastung fällt mir nicht schwer, da ich eben die Arbeitszeit bewusst nicht ausufern lasse.“
Schaden begrenzen
Meistens ist sein und das Engagement des Teams von Erfolg gekrönt – und das zeigt sich dann auch auf verschiedenen Wegen: „Wenn man von der Belegschaft gespiegelt bekommt, dass man einen guten Job macht – und die Unternehmenskennzahlen dies bestätigen.“ Aber klar, Misserfolge lassen sich nicht ganz ausschließen. „Handelt es sich um einen Misserfolg, den ich nicht beeinflussen konnte, kann ich so etwas schnell abhaken“, erzählt Kai Dörseln. Anders verhalte es sich mit Misserfolgen, „die ich hätte kommen sehen müssen oder direkt verschuldet habe. Darüber ärgere ich mich sehr“. Dann sei Schadensbegrenzung die oberste Devise. „Aber zum Glück kommt so etwas selten vor.“
Aber die Arbeit als Geschäftsführer hat sich etwas verändert. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass langfristige Planungen und Prognosen immer mehr an Wert verlieren, da externe Schocks ständige – kurzfristige – strategische Veränderungen bzw. Anpassungen erfordern.“ Flexibilität werde daher mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Dem FC die Daumen drücken
Das Berufsleben ist herausfordernd und benötigt daher einen Gegenpol. Zum Beispiel Mountainbiking, das zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Im Sommer spielt Kai Dörseln mehrmals in der Woche Tennis, im Winter schwimmt er. „Wenn es meine Zeit zulässt, findet man mich aber auch mit einem Kölsch vor dem Fernseher, um dem 1.FC Köln die Daumen zu drücken.“
Was aber in einigen Jahren sein wird – wer weiß das schon. Jedenfalls möchte Kai Dörseln mit Blick auf den späteren Ruhestand ein kerngesundes Unternehmen „mit einem zufriedenen und hochleistungsfähigen Mitarbeiterpotenzial hinterlassen, das sich flexibel auf neue Herausforderungen einstellen kann und in der Lage ist, die in immer kürzeren Intervallen auftretenden externen Schocks zu meistern“. Klar, die nächsten zu bewältigenden Gipfel warten bereits…