Das war Musik in den Ohren der Geothermiebranche. Der Deutsche Bundesrat hatte jüngst die zentrale Bedeutung der Geothermie als Ersatz für mit fossilen Energieträgern betriebene Wärmenetze betont. Mit Hilfe der Erdwärmenutzung könnten die Treibhausgasemissionen bei der Bereitstellung von netzgebundener Wärme deutlich gesenkt werden. Zudem bestünde die Möglichkeit der emissionsfreien Stromproduktion. Eine Stärkung der Geothermie, die aber nur mit Armaturenkomponenten gelingen kann.
Es waren diese Sätze, die die Geothermiebranche erfreute – und auch die Armaturenanbieter aufhorchen ließ: „Um die Potentiale der Geothermie zu nutzen, hält der Bundesrat die nachfolgenden Maßnahmen für notwendig und bittet die Bundesregierung, das Programm Erneuerbare Energien ‚Premium‘, das auf Fördermitteln des Marktanreizprogramms (MAP) basiert, zu verbessern.“ Es solle insbesondere die Förderung für den Ausbau von Wärmenetzen deutlich erhöht werden. Für die Bohrkostenförderung sei es wesentlich, die Beschränkung der förderfähigen Bohrungen auf maximal vier Bohrungen pro Projekt aufzuheben, die maximale Förderhöhe von 10 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro zu erhöhen sowie die Tiefenbeschränkung von 2.500 Meter entfallen zu lassen.
Außerdem erklärt der Bundesrat, dass die Absicherung von tiefengeothermischen Projekten verbessert werden solle. Hierfür wäre die Etablierung eines bundesweiten Wärmenetztransformationsfonds geeignet, deren Mittel in Form von Bürgschaften zur Risikoabsicherung eingesetzt werden.
Steilvorlage des Bundesrates
Der Bundesverband Geothermie hat die Steilvorlage des Bundesrates aufgegriffen und legt nach dem positiven Statement des Bundesrates eigene Vorschläge für einen zügigen Ausbau der Geothermie vor. „Diese Initiative sollte auch bei einem Konjunkturprogramm der Bundesregierung Berücksichtigung finden“, betont der Bundesverband. Die vorgeschlagenen Maßnahmen dienten der Sicherung von Wachstum und Beschäftigung im Baugewerbe, Handwerk und Dienstleistungsgewerbe sowie dem Umbau der Energiewirtschaft zu einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Erzeugung.
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen fordert der Bundesverband Geothermie, dass die Einspeisevergütung für Strom aus Geothermie solange stabil bleiben solle, bis der Ausbau zu spürbaren Kostensenkungseffekten führt. Weiterhin sollten alle oberflächennahen und tiefengeothermischen Anlagen beim Einkauf von Strom für die Pumpen, Wärmepumpen und sonstigen Betrieb von der EEG-Umlage befreit werden.
Multiplikator-Wirkung
Die systematische Erkundung des Untergrundes von Staatsseite ist geeignet, eine Dynamik beim Ausbau der Tiefen Geothermie zu erzeugen. Ein umfassendes Erkundungsprogramm sei deshalb geboten. „Die vorgeschlagenen Maßnahmen von Bundesrat und Bundesverband Geothermie können als Teil eines Konjunkturpakets Multiplikator-Wirkung sowohl gesamtvolkswirtschaftlich als auch für den Klimaschutz entfalten. Das Potenzial der Erdwärme unter unseren Füßen ist immens“, erklärt Dr. Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes Geothermie.
Um dieses Potential stärker zu nutzen, müsse die Geothermie deutlich ausgebaut werden. Die Nutzung von Oberflächennaher und Tiefer Geothermie sei grundsätzlich im gesamten Bundesgebiet möglich. Das Leibniz Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) beziffert das technische Potenzial der auf Basis von Tiefer Geothermie bereitgestellten Wärme bis zum Jahr 2050 auf bis zu 100 TWh pro Jahr. „Die Oberflächennahe Geothermie könnte zudem bis zu 50 Prozent der benötigten Wärme beitragen, wie eine Potenzialstudie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen zeigt“, betont Knapek.
Enormes Potenzial für die Armaturenbranche
Ein Ausbau der Geothermie würde die Zulieferer der Branche freuen. Denn Armaturen, Mess- und Regeltechnik, Pumpen, Wasserbehandlungsanlagen sowie Wärmetauscher sind für diese Energiegewinnung unverzichtbar. Besonders im Thermalwasserkreislauf befinden sich zahlreiche Armaturen zum Schließen und Öffnen. Die Sicherheitsventile besitzen eine wichtige Aufgabe: Ist der Druck zu groß, wird durch das Öffnen der Ventile Thermalwasser abgeblasen.
Zum Einsatz kommen in Geothermie-Kraftwerken oftmals Butterflyventile für die Fernwärmeauskopplung, Kugelventile bei Ablassleitungen, Nadelventile an der Sensorik sowie Rückschlagklappen, um Pumpen abzusichern.
Ein Heizwerk verfügt – wie es bei Anlagen dieser Art üblich ist – über zwei Bohrlochköpfe. Sie stellen auch jeweils eine Armatur dar. Angeschlossene Druckmessgeräte liefern Betriebsdaten und kontrollieren die Temperatur und den Druck im Bohrloch. Auch die Energiezentrale ist mit vielen Kontroll- und Steuerarmaturen ausgestattet.
Das Potenzial der Geothermie eröffnet also auch der Armaturenbranche enorme Möglichkeiten. Und sollte die Politik die nächsten, weiterführenden Schritte hin zu einer stärkeren Nutzung dieser Energiegewinnung gehen, wäre das ganz im Sinne der Branche.
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