Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch soll bis 2030 von derzeit rund 36 Prozent auf 65 Prozent steigen. Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat einen eigenen Entwurf zur Umsetzung des 65-Prozent-Ziels der Bundesregierung im Jahr 2030 vorgelegt.

Ein wichtiger Punkt darin ist der Ausbau der Bioenergie. „Gemeinsam mit den anderen Verbänden der Erneuerbaren Energien haben wir im BEE ein eigenes Szenario zum 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung erarbeitet“, erklärt nun Horst Seide, Präsident des Fachverband Biogas e.V. Als Präsident des Fachverbandes Biogas hält Seide es für enorm wichtig, mit diesem Szenario aufzuzeigen, welche Ausbaupfade es für die einzelnen Technologien geben muss, damit es bis 2030 möglich ist, den Bruttostrombedarf zu 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu decken. „Das vorgestellte Zahlenwerk zeigt klar, dass wir die von der Bundesregierung beschlossenen Ziele nur erreichen, wenn auch die Bioenergie ihren verlässlichen Beitrag leistet.“ Bioenergie ist daher unabdingbar.

„Fit für die Zukunft machen“

Die Stromerzeugung aus Biogas, Holz oder anderen Biomassen deckt aktuell 8,5 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland. „Sie ist also nach wie vor eine der bedeutendsten Technologien der Erneuerbaren Stromerzeugung. Dieser essenzielle Beitrag zur Zielerreichung im Stromsektor muss entsprechend stabilisiert und optimiert werden, anstatt ihn mit einem weiteren Abbau der Bioenergie zu gefährden“, so der Präsident des Biogasfachverbandes. Das bedeute aus Sicht der Branche zum Beispiel, die über 9.000 Biogasanlagen fit für die Zukunft zu machen, um weiterhin als flexibler Partner den fluktuierenden Erneuerbaren Energien zur Seite zu stehen. „Es geht also darum, bereits vorhandene Infrastruktur bestmöglich zu nutzen. In Kombination mit weiterer Potenzialerschließung lässt sich die Strommenge der Bioenergie im Netz wahren und ausbauen – und damit der Beitrag der Bioenergie erweitern.“

Für den Weg zum 65-Prozent-Ziel ist die Bioenergie laut Seide unabdingbar. „Wir sind bereit, die notwendigen Schritte zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Die Frage ist: Wohin will die Bundesregierung?“

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Potenzial der biobasierten Wirtschaft

Die biobasierte Wirtschaft ist ein stark aufstrebender Sektor mit enormem Potenzial, betont auch das Deutsche Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ). Mit rund zwei Milliarden Euro Umsatz bietet sie fast 22 Millionen Menschen in ganz Europa Beschäftigung. „Trotzdem wird in vielen Regionen Europas noch nicht das volle Potenzial für die Erzeugung nachhaltiger Produkte ausgeschöpft“, betont das Zentrum. Das Forschungsvorhaben „POWER4BIO“ mit Beteiligung des DBFZ ziele darauf ab, die Regionen bei dem Übergang zu einer biobasierten Wirtschaft zu unterstützen.

Anstelle nachwachsender, biobasierter Rohstoffe werden 2019 noch immer vorrangig fossile Ressourcen als Ausgangsstoff für Produkte der Bioökonomie genutzt, so das DBFZ. Das im Oktober 2018 gestartete Forschungsvorhaben „POWER4BIO“ konzentriert sich vor diesem Hintergrund auf Bewusstseinsbildung, Vernetzung, Politikdialog sowie gegenseitiges Lernen von den am Projekt beteiligten Regionen. „Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den Regionen innerhalb eines Landes als auch zwischen den Ländern zu fördern sowie ein nachhaltiges sozioökonomisches System zu schaffen, das auf einer effizienten Nutzung der natürlichen Ressourcen vor Ort basiert“, erläutert das Zentrum.

Das Konsortium POWER4BIO

Die Aktivitäten zum Projekt konzentrieren sich auf fünf mittel- und osteuropäische sowie fünf westeuropäische Regionen. Sie umfassen eine Fläche von 450.000 Quadratkilometern mit etwa 88 Millionen Einwohnern bei einem Bruttoinlandsprodukt von 2,4 Milliarden Euro. Deutschland ist in POWER4BIO mit den Regionen Bayern und Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen) vertreten. Das POWER4BIO-Konsortium besteht aus 17 Institutionen in Deutschland, Belgien, der Slowakei, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Ungarn, Italien, Polen, der Tschechischen Republik sowie der Ukraine und wird vom spanischen Forschungszentrum für Energieressourcen und -verbrauch CIRCE koordiniert. Die Projektaktivitäten werden durch die europäische Kommission im Rahmen des Förderprogramms Horizont 2020 mit ungefähr drei Millionen Euro gefördert.

Mit Unterstützung durch den Spitzencluster BioEconomy koordiniert das Deutsche Biomasseforschungszentrum beispielsweise die Aktivitäten in POWER4BIO für die Region Mitteldeutschland.

E.ON


Ventile regeln die Ströme

Zu den am meisten genutzten Biobrennstoffen gehören Sägemehl, Holzabfälle, Baumrinde, behandeltes Holz, Stroh, Reishülsen, Bioschlamm oder auch Abfälle mit hohem organischem Inhalt. Verwertet wird der Biostoff mittels Verbrennung oder Vergasung. Damit rückt diese Energiegewinnung immer mehr in den Fokus der Armaturenhersteller. Denn ohne Armaturen ist ein Betrieb eines Biomasseheizkraftwerkes nicht denkbar. Im Biokessel und Gaskessel, in Thermal- und Kühlkreisläufen, bei der Einspritzstation, der Dampftemperatur-Regelung, per Kesselkopfschieber und Frischdampfschieber und an Kondensat-Tanks regeln Ventile die Ströme. Drosselventile, Druckminderventile und Sicherheitsventile werden beispielsweise benötigt. Fernwärmenetzpumpen, Speisepumpen, Kondensatpumpen und Pumpen mit Frequenzumrichter sind ebenfalls unverzichtbar.

Und: Nicht nur neue Anlagen versprechen lukrative Aufträge. Denn zunehmend werden Kohlekraftwerke in umweltfreundlichere Biomassekraftwerke verwandelt.

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