„Sechs Monate nach Beginn der Krise können wir ein positives Zwischenfazit ziehen. Die Betriebe haben ihre anfänglichen Probleme etwa mit den Lieferketten überwunden und sich inzwischen voll und ganz auf eine Produktion unter Corona-Bedingungen eingestellt“, sagt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer VDMA Armaturen.

Dabei hatte zu Beginn der Pandemie noch kein Unternehmen einen genau passenden Notfallplan in der Schublade. Die nach der Finanzkrise erarbeiteten Maßnahmen dienten jetzt allerdings als Basis, um schnell entsprechend der behördlichen Vorgaben auf die Corona-Krise reagieren zu können. Inzwischen hat sich die Lage im Vergleich zu den Monaten April und Mai auch wieder etwas entspannt. Nach einer Blitzumfrage des VDMA Anfang Juli verzeichneten über 50 Prozent der Armaturenhersteller erhebliche Beeinträchtigungen in ihren Betriebsabläufen. „Den deutschen Armaturenherstellern geht es aber vergleichsweise gut. Viele von ihnen erleben keine großen Unterbrechungen ihrer Lieferketten, weil sie einen hohen Prozentsatz ihrer Teile in Deutschland einkaufen“, sagt Wolfgang Burchard.
Gesundheit der Mitarbeiter hat Vorrang
Schon vor Corona spielte das Thema Arbeitsschutz in der mittelständisch geprägten Armaturenindustrie eine große Rolle. So waren selbstverständlich Desinfektionsmittelspender in Wasch- und Gemeinschaftsräumen im Einsatz. Ein Großteil der Unternehmen hat die Zahl der Desinfektionsstationen in Produktion und Verwaltung seither nochmals deutlich erhöht. Außerdem wurden die Reinigungsintervalle verkürzt. Das Tragen von Atemschutzmasken ist vielerorts verpflichtend. Diese Umstellungen ließen sich einfach bewerkstelligen. Viel schwieriger ist es dagegen, die vorgeschriebenen Abstandsregeln einzuhalten, besonders in der Produktion. „Viele Unternehmen haben direkt zu Beginn der Pandemie die Schichten im gesamten Unternehmen auseinandergezogen und Zeitkorridore zwischen den Schichten eingeführt“, berichtet Wolfgang Burchard. Dort, wo es aber aus fertigungstechnischen Gründen nicht funktioniert, wurden – wenn möglich – Trennwände zwischen den Arbeitsplätzen installiert. Auch die Pausen- und Kantinenzeiten wurden ausgedehnt. Immer mit dem Ziel, so wenig Menschen wie möglich gleichzeitig an einem Ort zu haben.

Bei vielen Armaturenherstellern waren Desinfektionsmittelspender in Wasch- und Gemeinschaftsräumen bereits vor der Pandemie im Einsatz.


Homeoffice etabliert sich

Im Unterschied zu Dienstleistungsunternehmen ist es im produzierenden Gewerbe nicht möglich, einen Großteil der Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken. In der Verwaltung wurde das Homeoffice in einigen Betrieben schon seit Anfang der Pandemie genutzt. „Homeoffice ist ein sinnvolles Hilfsmittel, um den Betrieb aufrechtzuerhalten“, findet Burchard. Da Mitarbeiter von zuhause arbeiten und Reisen nur stark eingeschränkt möglich sind, sind Videokonferenzen das Mittel der Stunde. Einige Firmen setzen auch auf Online-Meetings mit Kunden und bieten verstärkt Web-Schulungen an.

Wertschätzung ist Trumpf

Den Mitarbeitern fordert die Corona-Krise einiges ab. In der mittelständisch geprägten Armaturenbranche ist die Wertschätzung der Belegschaft traditionell verankert. Das zeigt sich gerade in der Krise. „Die deutschen Armaturenhersteller sind sich ihrer Verantwortung bewusst und stellen die Gesundheit der Mitarbeiter und den Erhalt von Arbeitsplätzen in den Fokus. Das Jahr 2020 ist für uns und viele andere Branchen kritisch“, fasst Burchard zusammen.

„Homeoffice ist ein sinnvolles Hilfsmittel, um den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer VDMA Armaturen.		Foto: VDMA


Auch wirtschaftlich behauptet

Und auch wirtschaftlich konnten sich die deutschen Industriearmaturenhersteller bislang im schwierigen Umfeld gut behaupten, auch wenn die weltweite Corona-Krise das Geschäft der Branche im ersten Halbjahr trübte. Während sich das Exportgeschäft im Zuge der Auswirkungen der Pandemie sehr verhalten entwickelte, avancierte das Inlandsgeschäft zum Zugpferd der Branche. Das berichtete der VDMA Armaturen in seiner Presseinformation zum ersten Halbjahr.
„Insbesondere das langfristig angelegte Projektgeschäft wirkt sich bisher noch positiv auf die Umsätze aus“, erklärt der Verband. Vor dem Hintergrund eines sehr schwachen ersten Halbjahres 2019 legte der Inlandsumsatz im ersten Halbjahr 2020 sogar um 20 Prozent zu. Das Auslandsgeschäft gestaltete sich 2020 deutlich schwieriger, lag aber aufgrund eines erfolgreichen Jahresstarts mit einem Plus von 3 Prozent noch im positiven Bereich.

Mit Umsatzwachstum zufrieden
„Mit einem Umsatzwachstum von 9 Prozent im ersten Halbjahr können die deutschen Hersteller von Industriearmaturen angesichts der weltweiten Konjunkturschwäche sehr zufrieden sein“, kommentierte Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Armaturen, die Lage für das erste Halbjahr.

Die Wertschätzung der Belegschaft ist in der mittelständisch geprägten Armaturenbranche traditionell verankert.

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