Unterm Strich ging der Auslandsumsatz im Zeitraum Januar bis September 2020 um 5 Prozent zurück. Im Inland dagegen legte der Umsatz zeitgleich noch um 10 Prozent zu. Insgesamt erzielten die Hersteller damit ein Umsatzplus von 1 Prozent.
Bislang gut durch die Krise
„Dank des sehr guten Jahresstarts und stabilen Inlandsmarktes kommen die deutschen Hersteller von Industriearmaturen bislang gut durch die Krise“, kommentiert Axel Weidner, Vorsitzender des VDMA Armaturen, die aktuelle Lage. Es spricht aber einiges dafür, dass das in den nächsten Monaten nicht so bleiben wird, so der VDMA. Viele Unternehmen nutzen die Zeit, um sich fit in Sachen Digitalisierung zu machen. „Remote Selling ist das Gebot der Stunde. Ziel ist, sich dadurch auch zukünftig gegenüber unseren internationalen Wettbewerbern mit hochwertigen Serviceleistungen und Qualitätsprodukten „Made in Germany“ abzugrenzen“, betont Weidner.

Dank einer stabilen Inlandsnachfrage erzielte die Branche im Inland von Januar bis September in allen Segmenten ein Umsatzplus. Anders sah es jedoch beim Auslandsumsatz aus, der durchweg rückläufig war. Bedingt durch ein starkes Minus im Auslandsgeschäft schrumpfte der Umsatz bei Absperrarmaturen insgesamt um 2 Prozent. Der Umsatz bei Regel- sowie Sicherheits- und Überwachungsarmaturen legte dagegen noch um 4 Prozent zu. Ein Blick in die Orderbücher zeigt, dass sich der Negativtrend der letzten Monate in naher Zukunft fortsetzen wird.
Im Zeitraum Januar bis September 2020 exportierten die deutschen Industriearmaturenhersteller Waren im Wert von rund 3 Milliarden Euro ins Ausland. Das entspricht einem Rückgang von 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Aussichten für das nächste Jahr
„Die seit dem Spätsommer deutlich schwächere Auftragslage lässt darauf schließen, dass in den nächsten Monaten rückläufige Umsätze zu erwarten sind“, erläutert Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Armaturen. „Wir rechnen daher für das Gesamtjahr 2020 mit einem leichten Umsatzminus von einem Prozent.“ Die Aussichten haben sich unlängst nochmals verschlechtert, da im Zuge des zweiten Lockdowns in vielen Ländern der Welt größere Investitionsprojekte verschoben oder ausgesetzt werden. Davon sind auch wichtige Abnehmerbranchen der Industriearmaturen-Branche betroffen. Während die Chemieindustrie bisher noch glimpflich davongekommen ist, sind die Umsätze in der Öl- und Gasbranche deutlich gesunken. Auch der Schiffsbau wird 2021 voraussichtlich zurückgefahren.
„In den kommenden Monaten rechnen wir mit stärkeren Umsatzrückgängen. Vermutlich wird es noch dauern, bevor die Branchenkonjunktur dann im Zuge der für 2021 erwarteten Erholung der Weltwirtschaft wieder Tritt fassen kann. Vor diesem Hintergrund erwarten wir aktuell für 2021 ein Umsatzminus von 3 Prozent“, prognostiziert Wolfgang Burchard.

Wieder aufwärts soll es bei der elektrischen Automation im nächsten Jahr gehen. Die Branche erwartet für 2021 eine leichte Erholung. „Für 2021 rechnen wir mit einem Anstieg im Umsatz von plus 2 Prozent zu 2020“, prognostiziert Jörg Freitag, Vorstandsvorsitzender des VDMA Elektrische Automation. Allerdings gebe es weiterhin Untersicherheiten: insbesondere die weitere Entwicklung der Pandemiesituation, die Folgen des Brexits und die Entwicklung der Wirtschaftspolitik in den USA nach der jüngst erfolgten Präsidentschaftswahl.
Alle Teilbereiche der Elektrischen Automation weisen allerdings für die ersten neun Monate des Jahres Auftragsrückgänge aus. Der Bereich Sensorik verzeichnet laut VDMA einen Rückgang des Auftragseingangs von minus 4 Prozent und einen Umsatzrückgang von 5 Prozent, die Steuerungstechnik verbucht minus 11 Prozent im Auftragseingang und minus 13 Prozent im Umsatz. Der Bereich Sonstige Erzeugnisse steht mit einem Rückgang im Auftragseingang von minus 15 Prozent und einem Umsatzrückgang von minus 17 Prozent in der Statistik. Die Branche erlebte also einen Umsatzrückgang während der Corona-Pandemie. Aber die Aussichten machen Hoffnung.
Chemiebranche zeigt sich erholt
Ein Blick zur Chemieindustrie, die zu den wichtigen der Armaturenbranche gehört: Hier zeigt sich, dass sich nach coronabedingten Rückschlägen im ersten Halbjahr das Geschäft der chemisch-pharmazeutischen Industrie im dritten Quartal 2020 wieder erholt hat. Die Produktion in Deutschlands drittgrößter Industriebranche stieg im Vergleich zum Vorquartal, meldet der VCI. Die reinen Chemiesparten ohne Pharma verzeichneten einen besonders kräftigen Zuwachs. Branchenumsatz und Erzeugerpreise entwickelten sich auch positiv.
Im Vergleich zum Vorquartal stieg die Chemieproduktion inklusive Pharma von Juli bis September 2020 um 1,9 Prozent. Das reine Chemiegeschäft legte sogar um 4,9 Prozent zu, da die Nachfrage aus der Industrie anzog. Die Kapazitätsauslastung der Anlagen stieg von 77,5 Prozent auf 81,6 Prozent.

Zwei gute Nachrichten der vergangenen Wochen nähren die Hoffnung, dass sich die weltweite Konjunktur 2021 weiter verbessern könnte. Der Demokrat Joe Biden gewann die US-Präsidentschaftswahl und es wurden aussichtsreiche Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus gefunden. Das sind deutlich mehr als nur Hoffnungsschimmer, denn angesichts dieser Nachrichten wird der Protektionismus etwas zurückgedrängt und die Normalität kann im Laufe des nächsten Jahres in Alltagsleben und Berufswelt zurückkehren. Spätestens dann wird sich die deutsche Armaturenbranche wieder entfalten.
