Armaturenbranche ist bereit für die Wärmewende

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Foto: RWE

Die Erneuerbare Wärme wird fossile Energieträger vollständig ersetzen – das ist ein Ergebnis beim „BEE-Wärmeszenario 2045“, das der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) vorgestellte. Der Ausbau von Solarthermie, nachhaltig erzeugter Bioenergie und der Tiefen Geothermie sei entsprechend möglich. Die Prognose ist auch ein Fingerzeig für die Armaturenbranche, diese Branchen noch stärker in den Fokus zu nehmen.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

„Die Wärmewende gehört ganz oben auf die politische Prioritätenliste, sonst drohen weiter hohe Kosten und eine unsichere Versorgung“, erklärt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Gasspeicher im kommenden Winter wieder voll sind. „Die gute Nachricht ist: Erneuerbare Wärme ersetzt fossile Energieträger vollständig.“

Nach den Ergebnissen des BEE-Szenarios steht ein massiver Aufwuchs an Erneuerbaren Energien über alle Anwendungen bevor. Ein mutiger Wärmepumpen-Hochlauf treibt die Anlagenzahl von derzeit 1,3 auf 6 Mio. bis zum Jahr 2030 und auf 14 bis 18 Mio. bis 2045 hoch. Ein Zuwachs der Solarthermie ist bis zum Jahr 2030 um weitere 30 TWh auf 40 TWh möglich. Die Ausweitung nachhaltig erzeugter Bioenergie sei machbar; dabei würden ausreichende Kapazitäten für andere Sektoren verbleiben. Die Tiefe Geothermie wird bis zum Jahr 2045 auf 80 TWh ausgebaut. „Der Erneuerbare Anteil an der Wärmeversorgung steigt laut Szenario auf 54 Prozent im Jahr 2030. Das im Koalitionsvertrag verankerte Ziel von 50 Prozent Erneuerbarer Wärme bis 2030 ist ambitioniert, aber möglich und nötig. Erreichen kann man es aber nur, wenn der Rechtsrahmen jetzt schnell angepasst wird“, so Peter weiter.

Erneuerbare Energien als Antwort auf fossile Krise

Die Abhängigkeit von fossilem Gas und die damit verbundene Versorgungs- und Kostenkrise habe Deutschland in eine tiefe Krise gestürzt. Besonders die Wärmeversorgung sei davon betroffen. „Maßnahmen wie LNG-Belieferung oder die Reaktivierung von Kohlekraftwerken können aber nur eine vorübergehende Notlösung zur übergangsweisen Sicherung unserer Wärmeversorgung sein“, betont Peter. „Denn die Antwort auf die fossile Krise sind nicht mehr fossile Energien, sondern Erneuerbare Energien, die in ihrer vielfältigen Anwendung Wärme für Heizungsanlagen, Netze und Industrie liefern.“

Der Verband BEE fordert bei der kommunalen Wärmeplanung Erneuerbare von vornherein in den Blick zu nehmen. Foto: Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)

Wichtigste Forderungen des BEE seien, bei der kommunalen Wärmeplanung Erneuerbare von vornherein in den Blick zu nehmen, im Gebäudeenergiegesetz eine Verankerung der Pflicht zur Nutzung von 65 Prozent Erneuerbaren Energien ab 2024 vorzunehmen sowie eine dauerhafte Finanzierung und planbare Weiterentwicklung der Förderprogramme auf den Weg zu bringen. „Vor allem einkommensschwache Haushalte müssen dabei stärker berücksichtigt werden. Sie leiden am meisten unter den hohen Preisen und müssen ebenfalls die Chance bekommen, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energien zu lösen“, so Peter.

Das RWE betreibt in Deutschland zwei Biogasanlagen, eine Anlage befindet sich bei Neurath. Foto: RWE

„Die Zukunft unserer Wärmeversorgung“

„Die Wärmewende ist vielfältig und lokal. Das Zusammenspiel aus Wärmepumpen, Tiefer Geothermie, Solarthermie, Bioenergie und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen ist die Zukunft unserer Wärmeversorgung. Die Bundesregierung muss sie jetzt entfesseln“, betont Peter abschließend.

Es gilt danach also, die großen Potenziale der Tiefen Geothermie zu nutzen. In Anbetracht der aktuellen Energiekrise appellierten bereits der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW), der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE), der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW), der Bundesverband Geothermie e. V. (BVG)

und der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) in einem gemeinsamen Positionspapier an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, „um die großen Potenziale der Tiefen Geothermie in größerem Umfang nutzen zu können“. Die Geothermie müsse als wichtige Säule der urbanen Wärmewende über Wärmenetze viel schneller und umfassender erschlossen werden als dies bisher der Fall war, erklärt etwa die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. „Wir brauchen alle Optionen, um die Dekarbonisierung des Wärmesektors bis zum Jahr 2045 realisieren zu können.“

Robuste Antriebe und Armaturen für die Geothermie

Die Armaturenbranche ist längst in der Geothermie aktiv – und würde sich über weitere Unterstützung für diese Energiegewinnung durch die Politik freuen. Auf diesem Markt agiert bereits zum Beispiel AUMA. Die robuste Stellantriebstechnik des Unternehmens leistet einen wichtigen Beitrag etwa zur Förderung grüner Energie in Taiwan: In dem Geothermiekraftwerk Qingshui sind 40 AUMA Stellantriebe im Einsatz. AUMA hat 32 Drehantriebe SA 07.6 und SA 10.2 mit Stellantriebs-Steuerung AC 01.2 und Getriebe GS an das Kraftwerk geliefert. Weitere acht SEVEN HiMod Stellantriebe werden zur präzisen Positionierung von Regelarmaturen eingesetzt. Qingshui ist das erste einer neuen Generation von Geothermiekraftwerken in Taiwan. Hier wird rund 180 °C heißes Wasser aus ca. 1.200 bis 2.100 Metern Tiefe gefördert.

Auch andere Unternehmen bieten Komponenten für diesen Markt. So lieferte beispielsweise Wouter Witzel für die Geothermie-Aktivitäten von Hoogweg Paprikakwekerijen in den Niederlanden über 160 Absperrklappen. Derzeit werden 70 Prozent der benötigten Wärme für die 160 Hektar Gewächshausfläche von Hoogweg durch Geothermie bereitgestellt.

Armaturen für den Solar- und Biomassemarkt

Schon lange im Fokus hat etwa OHL Gutermuth den Solarbereich. Der Hersteller von Spezialarmaturen hat sein globales Engagement erweitert und liefert inzwischen seine Produkte zu beinahe allen wichtigen Solarprojekten weltweit. Die global größte Anlage, die im Betrieb ist, befindet sich in der Nähe von Marrakesch in Marokko mit einer Leistung von 1.000 MW. Eine noch größere Anlage wird zurzeit in Dubai gebaut. Für beide Projekte lieferte OHL Gutermuth Spezialarmaturen. Hier kommen Hunderte von Hochdruckklappen des Unternehmens in Nennweiten bis 64“ und Druckstufen bis ANSI CLASS 1500# zum Einsatz.

Auch der Biomasse-Markt könnte zu einer Wärmewende beitragen. Für ARCA Regler ist Deutschland ein sehr wichtiger Biomasse-Markt. Denn viele Standards für den anhängenden Wasser-Dampf-Kondensat Kreislauf wurden und werden laut dem Unternehmen in Deutschland geprägt. Mit seinen Komponenten fühlt sich das Unternehmen gut gerüstet für die Herausforderungen der Biomasse. So wurde die Armaturenpalette in Baukästen strukturiert, so dass ARCA Regler millionenfache Varianten zusammenzustellen vermag. Aus diesem sehr ausgeprägten Baukasten könnte das Unternehmen jede geforderte Anwendung bedienen. Eine grundsätzliche Flexibilität wird also für den Markt benötigt. Viele Armaturenanbieter besitzen sie – und mit einer Flexibilität sind sie auch zukünftig gut gerüstet für die aufstrebenden Märkte Biomasse, Geothermie und Solarthermie.

AUMA lieferte Stellantriebe für das Geothermiekraftwerk Qingshui in Taiwan, wo die Komponenten hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und korrosiver Atmosphäre standhalten müssen. Foto: AUMA
Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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Michael Vehreschild
Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.