Die Ergebnisse der dritten aktuellen VDMA-Umfrage unter Mitgliedsfirmen vor Ort zeugen von Zuversicht. Nur mehr 22 Prozent der Unternehmen bewerten die Auswirkungen der Corona-Pandemie als groß, zuvor waren es noch 46 Prozent (April-Umfrage) beziehungsweise 57 Prozent (März-Umfrage) gewesen. Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) dagegen sieht die Auswirkungen inzwischen als gering, verglichen mit zuvor 13 Prozent (April-Umfrage) beziehungsweise 3 Prozent (März-Umfrage). Ausgewählte Branchen wie Landwirtschaft, Bauwesen, Eisenbahn und Pharmaindustrie sehen für sich ohnehin nur geringe Auswirkungen in Folge der Corona-Pandemie.
Wachsender Optimismus bei Unternehmen
Mittlerweile gehen 30 Prozent der knapp 140 Unternehmen, die sich an der VDMA-Umfrage beteiligt haben, davon aus, dass sie ihr Wachstumsziel für 2020 doch erreichen werden. Der Optimismus begründet sich in den umfassenden staatlichen Konjunkturimpulsen, die offensichtlich Wirkung zeigen, der unerwartet schnellen Erholung des chinesischen Binnenmarktes und neuen, sich abzeichnenden Geschäftsmöglichkeiten.
Deutliche Entspannung zeigt sich auch entlang der Lieferketten. Meldeten im April noch 66 Prozent der Unternehmen große beziehungsweise spürbare Unterbrechungen, sind es heute nur noch 36 Prozent. 49 Prozent sehen geringe und 15 Prozent keine Beeinträchtigungen.
Auch der Einfluss der Pandemie in Europa auf die Unternehmen in China wird weitaus weniger kritisch eingestuft als noch vor zwei Monaten. Ein Drittel (34 Prozent) der Unternehmen bewerten diesen als gering, zuvor waren es erst 16 Prozent. Für 42 Prozent ist die Lage in Europa aber nach wie vor eine Herausforderung. Die größten Hürden im bilateralen Geschäftsumfeld sind Lieferverzögerungen (48 Prozent), Mangel an technischem Support (47 Prozent) und aufgeschobene Entscheidungsprozesse (35 Prozent). „In einer Krise müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Einige Unternehmen sehen derzeit in China durchaus Potentiale, können diese aber nicht nutzen, da sie gegenwärtig im Stammsitz kaum Gehör finden“, berichtet Claudia Barkowsky, Geschäftsführerin des VDMA in China.

Starker Aufschwung im ersten Halbjahr 2021?
Die Maschinenbauer vor Ort beobachten auch ein verändertes Investitionsverhalten ihrer Kunden. 31 Prozent der Kunden halten an den ursprünglichen Investitionsvorhaben fest, 13 Prozent planen sogar neue Investitionsprojekte. Die Mehrheit (52 Prozent) allerdings verschiebt weiterhin ihre Investitionen, lediglich 4 Prozent annullieren. „Das lässt auf einen starken Aufschwung im ersten Halbjahr 2021 hoffen, wenn die verschobenen Projekte dann hoffentlich doch realisiert werden“, sagt Barkowsky.
Getrübt wird die Stimmung vor Ort vom anhaltenden Einreiseverbot: 80 Prozent der Befragten berichten von einer großen beziehungsweise spürbaren Auswirkung auf ihr Geschäft. „Seit nunmehr zehn Wochen sind Reisen nach China unmöglich. Ein enormer Bedarf hat sich angestaut, wir brauchen dringend ausländische Spezialisten vor Ort. Hier muss zwingend eine Lösung her. Reisemöglichkeiten sind essenziell fürs Geschäft, auf beiden Seiten“, fordert Claudia Barkowsky.
Beim länderübergreifenden Transport gibt es noch einige einschränkende Faktoren, vor allem die deutlich höheren Kosten insbesondere für Luftfracht. Hinzu kommen zum Teil Kapazitätsengpässe, berichtet der VDMA. Der Schienengüterverkehr von und nach China ist aber durch Corona zu einer echten Alternative geworden.

Nachfrage nach innovativen Umwelttechnologien
Die Normalisierung der Situation in China ermöglicht wieder – Schritt für Schritt – den Markt der Volksrepublik zu bedienen. Und der verlangt beispielsweise nach innovativen Umwelttechnologien. Denn verschmutzte Flüsse, stark belastetes Grundwasser, Wasserknappheit und in den Metropolen schlechte Luftqualität schaden nicht nur den Menschen, sondern auch der Wirtschaft Chinas. Verschärfte Umweltgesetze der chinesischen Staatsführung sollen zu einem gesunderen Reich der Mitte beitragen – das revidierte Umweltschutzgesetz (EPL) soll als Abhilfe gegenüber solchen systemischen Schwächen bei der Umsetzung dienen. Unternehmen aus der ganzen Welt winken lukrative Aufträge.
China befindet sich in einer misslichen Lage. Weite Teile der Bevölkerung können nicht mit sauberem Trinkwasser versorgt werden, erklärt das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Schon heute hätten rund 100 Millionen Menschen in China keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf von 2005 bis 2030 um über 500 Milliarden Kubikmeter. Wasserknappheit herrscht insbesondere im „trockenen“ Norden Chinas.
Wasser auf die Mühlen innovativer Unternehmen
Außerdem gelangt verschmutztes Abwasser der Industrie ungefiltert ins Grundwasser und in Flüsse, berichtet das Bundesministerium. 57 Prozent des Grundwassers sollen eine schlechte oder sehr schlechte Qualität haben. Zudem bestehe ein großer Mangel an industriellen und öffentlichen Abwasserreinigungssystemen. Aber nicht nur die Megacities leiden unter den Mängeln. Der ländliche Raum erlebt nicht den wirtschaftlichen Aufschwung, der möglich wäre. Gefragte Schlüsseltechnologien sind Rohre, Pumpen und Ventile, Speichertechnologien, SCADA-Systeme, Überwachungssysteme, Lecksuchgeräte, grabenlose Technologien, Stausee-Design und -Konstruktion sowie Rohrsanierungstechnologien.
Der Bedarf an Umwelttechnologien ist, wie gesagt, überaus groß. Eine Entwicklung wie Wasser auf die Mühlen innovativer Unternehmen…
