Nachhaltigkeitsthemen eröffnen neue Absatzchancen

Nachhaltigkeitsthemen eröffnen neue Absatzchancen ARTIKEL DER WOCHE

Mit gemischten Gefühlen blickt die Industriearmaturenbranche in Deutschland auf das Jahr 2022 zurück. „Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat gemeinsam mit der nachfolgenden Energiepreiskrise naturgemäß Spuren hinterlassen“, erklärt der VDMA Fachverband Armaturen. Auf der anderen Seite ist es der Industrie gelungen, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ein Umsatzplus von nominal 12 Prozent zu erwirtschaften. Auch für dieses Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts, dass die Materialengpässe in der Industrie rückläufig sind.

Ein Beitrag von Michael Vehreschild.

Positiv entwickelte sich das Inlandsgeschäft für die Armaturenbranche. Es legte um 8 Prozent zu. Der Auslandsumsatz kletterte gar um 14 Prozent. „Preisbereinigt entspricht das Umsatzwachstum von 12 Prozent jedoch nur einem Plus von 1 Prozent“, relativiert der VDMA Armaturen.

„Das kräftige Umsatzwachstum im vergangenen Jahr ist leider zu einem großen Teil der Inflation geschuldet. Vor allem die explodierenden Energie- und Vormaterialpreise machten den Herstellern zu schaffen. Die Armaturenindustrie hat dennoch erneut in einem schwierigen Umfeld Kurs gehalten“, bewertet Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Armaturen, die aktuelle Lage. „Im Laufe des Jahres gelang es dank nachlassender Lieferengpässe die aufgestauten Aufträge des Vorjahres sukzessive abzubauen“, hebt Burchard hervor. „Beispielsweise waren die Armaturenhersteller auf dem wichtigen Absatzmarkt USA dank des anziehenden Öl- und Gasgeschäfts wieder sehr erfolgreich unterwegs. Wir sind vor diesem Hintergrund zuversichtlich und rechnen mit einem Umsatzplus von 4 Prozent für 2023“, prognostiziert der Fachverbands-Geschäftsführer.

Alle Produktgruppen verzeichnen ein Umsatzwachstum

In allen Produktgruppen wurde 2022 ein deutliches Umsatzplus erzielt. „Auch hier ist jedoch zu beachten, dass die auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung inflationsgetrieben war“, betont der VDMA. Am besten schnitten Sicherheits- und Überwachungsarmaturen mit einem nominalen Umsatzplus von 17 Prozent ab. Absperr- und Regelarmaturen verbuchten zeitgleich ein Umsatzwachstum von 10 Prozent. Bei Sicherheits- und Überwachungsarmaturen kletterten vor allem die Auslandsumsätze kräftig. Hier wurde ein Plus von 24 Prozent erzielt.

Auch bei Absperr- und Regelarmaturen verlief das Auslandsgeschäft besser als das Inlandsgeschäft, jedoch lag das Umsatzplus im niedrigen zweistelligen Bereich. „Die Aussichten bleiben verhalten positiv. Aktuell liegen nach Zahlen des VDMA in allen drei Bereichen die Auftragseingänge über dem Vorjahreszeitraum“, betont der Verband.

Die Exporte legen weiter zu

Im vergangenen Jahr konnten die deutschen Armaturenhersteller im internationalen Wettbewerb punkten. So wurden Industriearmaturen im Wert von rund 4,8 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Das entspricht einem Anstieg von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ausfuhren lagen damit 6 Prozent über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.

„Das Exportgeschäft mit dem wichtigsten Handelspartner China hat allerdings Federn gelassen und blieb um 6,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau“, berichtet der VDMA. Es wurden Armaturen im Wert von 577,0 Millionen Euro in die Volksrepublik geliefert. Die Ausfuhren in das zweitwichtigste Abnehmerland USA stiegen dagegen zeitgleich um kräftige 25,7 Prozent auf 481,6 Millionen Euro. Sie lagen damit wieder über dem Niveau von 436,4 Millionen Euro im Jahr 2019. Die Exporte nach Frankreich kletterten um 8,7 Prozent. Das Land behauptete weiterhin Platz drei der wichtigsten Absatzmärkte mit einem Abnahmevolumen von 283,6 Millionen Euro.

Mit einem Exportplus von 13,4 Prozent beziehungsweise 8,3 Prozent gelang es nun auch dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden, wieder ein Exportniveau über dem Wert von 2019 zu erreichen. Die Exporte nach Großbritannien stiegen auf 198,4 Millionen Euro und in die Niederlande wurden Armaturen im Wert von 247,8 Millionen Euro geliefert.

Breite Abnehmerstruktur bietet Wachstumschancen

„Die Auftragsbücher der deutschen Armaturenbranche sind immer noch recht gut gefüllt. Die langfristigen Aussichten sind vielversprechend“, prognostiziert der VDMA Armaturen. Auch wenn der wichtige Abnehmer Chemie derzeit schwächele, böten doch andere Bereiche nach wie vor gute Wachstumschancen. „So sieht sich die Armaturenindustrie im Gleichklang mit anderen Komponentenherstellern als Enabler des Klimawandels.“ Das Trendthema Wasserstoff ist ebenfalls ein Wachstumssegment. „Daher kommt die Fokussierung der EU sowie der aktuellen US-Regierung auf Nachhaltigkeitsthemen nicht ungelegen“, so der Verband weiter. In China erhofft sich die Branche im Zuge der einsetzenden Konjunkturerholung bessere Geschäfte.

Materialengpässe in der Industrie rückläufig

Der Materialmangel in der Industrie hat sich weiter entspannt. Im Februar berichteten 45,4 Prozent der befragten Firmen von entsprechenden Problemen. Das ist die niedrigste Zahl seit April 2021. Im Januar waren es noch 48,4 Prozent. Das geht aus der aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Viele Unternehmen können die Produktion immer noch nicht wie gewünscht hochfahren“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Aber es gibt im Moment zum Glück auch keine Anzeichen, dass sich die Materialengpässe wieder verschärfen könnten.“

Eine durchgreifende Entspannung in der deutschen Industrie lässt weiterhin auf sich warten. So berichteten mehr als 70 Prozent im Maschinenbau, der Elektroindustrie und der Automobilbranche von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. In der Chemie hat sich die Lage weiter entspannt. Gleiches gilt auch für andere energieintensive Branchen wie Papier, Kunststoff, sowie Glasherstellung, wo die Anteile nunmehr unter 20 Prozent liegen. Das Papiergewerbe gehört ist mit 9,1 Prozent zu den Branchen, die gegenwärtig am wenigsten betroffen sind.

Die Zahlen und Prognosen für dieses Jahr stimmen also positiv – trotz der aktuellen Unabwägbarkeiten.

Michael betreut die Armaturen Welt als Redakteur. Als ausgebildeter Journalist beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit der Industrie und ihren Herausforderungen. Er weiß um die Themen, die die Armaturenbranche beschäftigt, und durchleuchtet sie in seinen Hintergrundberichten und Interviews.

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